Havelse. Durch den 3:1-Erfolg beim Viertligisten TSV Havelse hat der VfL Bochum nach der Entlassung von Trainer Andreas Bergmann den Super-Gau verhindert. Der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals beschert dem auch finanziell schwer gebeutelten Zweitliga-Klub mindestens 500 000 Euro.
Totale Erleichterung beim VfL Bochum nach einem glücklichen Zittersieg. Dank des 3:1-Erfolges beim Viertligisten TSV Havelse hat der Zweitligist den Super-Gau verhindert. Der Einzug in die 3. Runde, die kurz vor Weihnachten ausgetragen wird, beschert dem auch finanziell schwer gebeutelten Klub mindestens 500 000 Euro. Und sportlich ein bisschen Hoffnung.
Neue Besen, eine neue Sichtweise, neue Spieler - die vom Interimsduo Karsten Neitzel/Thomas Reis gewählte Formation wartete mit einigen Überraschungen auf. U23-Stürmer Daniel Engelbrecht schaffte es in die Bochumer Startelf, Kevin Scheidhauer und Nika Gelashvili drückten die Ersatzbank. Ganz verzichtet hatte man auf Zlatko Dedic. Jonas Acquistapace verteidigte im Zentrum an der Seite von Holmar Eyjolfsson, Lukas Sinkiewicz rückte vor die Abwehr und verdrängte dort Christoph Kramer, der ebenfalls zu Beginn nur zusehen durfte. Florian Brügmann kehrte - links hinten - ins Team zurück, Mounir Chaftar war wie Dedic in Bochum geblieben. Mitgereist waren allerdings Marcel Maltritz und Andreas Luthe, die, wie auch Mirkan Aydin, verletzungsbedingt noch nicht zur Verfügung standen.
Wer gehofft hatte, dass nach der Entlassung von Andreas Bergmann der Knoten mit einem gewaltigen Knall platzen würde, sah sich allerdings getäuscht. Der VfL hatte Mühe, sich des Viertligisten zu erwehren. Der TSV Havelse, seit acht Liga-Spielen unbesiegt, nahm das eigentlich ungleiche Duell mit breiter Brust auf und wollte mit Macht - nach dem Rauswurf des 1. FC Nürnberg die nächste Überraschung landen.
Brügmann hatte schwer zu kämpfen
Beide Mannschaften kamen in der ersten Viertelstunde kaum einmal vor das Tor des Gegners, aber die Gastgeber wirkten bissiger, entschlossener und hatten mehr Ballbesitz. Und fast immer kamen sie über ihre rechte Seite, wo Florian Brügmann hinten schwer zu kämpfen hatte mit sich und den Gegnern. Dort nahm auch der Führungstreffer seinen Anfang. Marc Vucinovic konnte ungestört flanken, in der Mitte hatte sich Havelses Kapitän und „Sechser“ Patrick Posipal von den Bochumer Innenverteidigern abgesetzt - Philipp Heerwagen im VfL-Tor war so machtlos wie geschlagen.
Die Gäste waren angeschlagen und hatten in den kommenden Minuten Glück, dass Havelse nicht auf 2:0 erhöhte. Tom Merkens, Deniz Tayar und Christoph Beismann vermochten die Konfusion auf Seiten des Zweitligisten nicht zu nutzen. Ein Tor für den VfL musste her, um den Hausherren den Wind aus den Segeln zu nehmen. Und das Tor fiel.
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Angespielt von Leon Goretzka fasste sich Alexander Iashvili ein Herz und knallte den Ball aus der Distanz knochentrocken unter die Latte. Nun kam der VfL etwas besser ins Spiel, hätte durch Daniel Engelbrecht beinahe nachgelegt, wirkte aber weiterhin keineswegs sattelfest. Heerwagen musste sich nach einem Vucinovic-Freistoß schon ganz lang machen, um den Ball noch an den Pfosten zu lenken. Glück gehabt.
Auch nach dem Seitenwechsel war in diesem typischen Pokalfight kein Klassenunterschied zu erkennen. Allerdings konnte sich Havelse nicht mehr die Großchancen herausspielen wie noch im ersten Durchgang. Und: Der VfL hätte nach einer guten Stunde die Weichen bereits auf Sieg stellen können. Erst hätte Tim Wendel den Ball nach der Hereingabe von Carsten Rothenbach beinahe im eigenen Tor untergebracht, dann scheiterte Marc Rzatkowski an Havelses Schlussmann Alexander Meyer.
Rzatkowski fand das Loch in der Abwehr
Allmählich begann man sich mit dem Gedanken an eine Verlängerung anzufreunden. Doch dann fand Marc Rzatkowski, nach Vorarbeit von Slawo Freier, das Loch in der Abwehr des Regionalligisten. Sein Kopfball war bares Geld wert - und könnte noch Gold wert sein für die nahe Zukunft dieser Mannschaft. Denn Havelse schaffte es nicht mehr, den Druck noch einmal zu erhöhen, auf der anderen Seite hätte es nach einem Foul an Leon Goretzka Elfmeter geben müssen. Die Pfeife blieb stumm, stattdessen sah der eingewechselte Christoph Kramer in der Nachspielzeit noch die Gelb-Rote Karte und setzte Michael Ortega mit einem Schuss ins leere Tor den Schlusspunkt zum 3:1.