Bochum. Nach neun Spielen ist Fußball-Zweitligist VfL Bochum Fünfzehnter. Im Interview spricht Sportvorstand Jens Todt über die verfehlten Ziele und kritisiert die Mannschaft: ihm fehlt die Entschlossenheit. Trainer Bergmann sei weiterhin der richtige Mann.

Neun Punkte aus neun Spielen, Platz 15. Steckt der VfL schon wieder in der Krise?

Jens Todt: Nein, nicht in der Krise, aber in einer schwierigen Phase. Es ist eine gefährliche Situation für eine Mannschaft, wenn man vom Gegner oft für seine Leistung gelobt wird, aber am Ende die Punkte dem anderen Team überlässt.

Wie kann sich der VfL aus dieser Situation befreien?

Todt: Wir dürfen keinen Zweifel an unserem Spiel haben. Wir wollen diese offensive Ausrichtung, wir erspielen uns viele Chancen, das ist das Positive. Aber die Mannschaft muss sich jetzt den Erfolg auch mal erzwingen.

Fünf Treffer in neun Partien, das ist Minuswert in Liga zwei - und der wesentliche Grund, warum der VfL den eigenen Ansprüchen so weit hinterher hinkt?

Todt: Vom aktuellen Tabellenplatz aus gesehen hinken wir unserem Ziel weit hinterher, wobei der Zehnte auch erst neun Punkte hat. Es war absolut möglich, mindestens drei, vier Punkte mehr zu haben. Aber es gibt jetzt überhaupt keinen Grund, die Lage schönzureden. Unser Hauptproblem ist sicherlich die momentane Abschluss-Schwäche. Unsere Stürmer treffen derzeit nicht, das ist irgendwann auch eine Kopfsache. Der gesamten Mannschaft, auch den Mittelfeldspielern, den Verteidigern fehlt es im Abschluss an der letzten Entschlossenheit. Es sind ja manchmal Kleinigkeiten, die solche Dinge in die andere Richtung lenken. Ein Zufallstor aus dem Gewühl heraus, ein Tor, das wir erzwingen, kann ganz viel lösen.

Bochum fehlt die Stabilität

Andere Schwachpunkte gibt es nicht?

Todt: Es fehlt uns noch etwas an der Stabilität insgesamt. Sonst hätten wir zum Beispiel jetzt in Braunschweig nicht 0:3 verloren. Es ist schade und ärgerlich, dass wir es nicht mal auf einen sicheren Mittelfeldplatz geschafft haben, um befreiter aufspielen zu können, an Sicherheit zu gewinnen mit unserem neu formierten Team.

Ist Trainer Andreas Bergmann der richtige Mann, die Mannschaft weiter nach vorne zu bringen?

Todt: Absolut. Davon bin ich überzeugt.

Auch nach einer Niederlage gegen Hertha?

Todt: Es geht nicht um einzelne Spiele, sondern um die Gesamtentwicklung. Wir sind in der spielerischen Entwicklung auf jeden Fall einen Schritt weiter als in der letzten Saison. Wir haben eine andere Spielweise etabliert: Wir wollen hoch stehen und uns nicht einigeln, wir wollen uns nach vorne kombinieren, früh attackieren, temporär Pressing spielen. Gegen München 1860 oder in der ersten Halbzeit in Braunschweig haben wir richtig gut gespielt, uns aber leider nicht dafür belohnt. Wir haben im Mittelfeld ja nicht ohne Grund mehr spielerische Typen als Ackergäule, die nur abräumen. Das war so gewollt, auch wenn das mit einem höheren Risiko verbunden ist.

Todt ist überzeugt von der Mannschaft

Legt der VfL im Winter personell nach?

Todt: Im Winter ist das, Stand heute, unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Grundsätzlich ist es im Fußball aber auch nicht so einfach, dass man Stürmer A mit Stürmer B austauscht und dann läuft es. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass wir eine gute Mannschaft haben und ich glaube an jeden einzelnen unserer Spieler. Zudem hatten wir viele Ausfälle, der eine oder andere kehrt zurück, der uns weiterhelfen wird, Mirkan Aydin zum Beispiel. Wenn alle wieder an Bord sind, haben wir auch eine ganz neue Konkurrenzsituation.

Platzt der Knoten ausgerechnet gegen Aufstiegsfavorit Hertha?

Todt: Warum nicht? Berlin kommt uns in dieser Situation gelegen. Wir sind nicht der Favorit, und wir spielen zu Hause.