Bochum. Vor dem Spiel bei Spitzenreiter Eintracht Braunschweig plagen Fußball-Zweitligist VfL Bochum große Sorgen im defensive Mittelfeld. Neben Christoph Kramer wird VfL-Trainer Andreas Bergmann auch Marc Rzatkowski fehlen. Alternativen: Nicht in Sicht.

„Jetzt muss ich basteln.“ Andreas Bergmann, grundsätzlich ein positiv denkender Mensch, wirkte für einen Moment ein bisschen geknickt. Christoph Kramer hatte sich morgens krank gemeldet, und in der letzten Trainingseinheit vor der Abfahrt nach Braunschweig machte Marc Rzatkowski, wie Bergmann sagte, „keinen freien Eindruck“. Ein paar Minuten später war klar: Beide würden in Bochum bleiben müssen und dem VfL-Trainer damit eine Denksport-Aufgabe hinterlassen.

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In deren Zentrum steht die eine Frage: Wer wird in Niedersachsen das defensive Mittelfeld des VfL besetzen? Die Alternativen fehlen. Neben Kramer steht auch Christoph Dabrowski nicht zur Verfügung, und für Faton Toski, der sich ja selbst auf einer zentralen Position viel besser aufgehoben fühlt als außen, kommt die Partie in Braunschweig zu früh, heißt es. Bleibt Leon Goretzka, dem man diese Aufgabe aber noch nicht allein aufbürden möchte. Zudem nähme man dem 17-Jährigen damit die Wirkung in der Offensive. Am Donnerstag hatte Bergmann noch gesagt: „Ich traue Leon eine Menge zu, aber wir müssen gucken, dass wir da eine andere Lösung finden.“

VfL-Trainer Andreas Bergmann muss ein Risiko eingehen

Andere Überlegungen können indes nicht gerade begeistern. Innenverteidiger Holmar Eyjolfsson, so Bergmann, fühle sich auf dieser Position „nicht wohl“, diese Lösung würde allenfalls für 20 sehr stabile und defensive Minuten in Frage kommen. Und Yusuke Tasaka sei „eine Möglichkeit“ unter mehreren. Aber auch das klang eher skeptisch.

Dann hat es sich aber - fast - schon mit den Optionen. Lukas Sinkiewicz aus der Innenverteidigung vorzuziehen wäre noch denkbar, wenn Jonas Acquistapace voll belastbar und austrainiert zur Verfügung stünde. So ist es aber nicht, zudem haben sich Sinkiewicz und Marcel Maltritz zentral hinten zuletzt als funktionierendes Paar erwiesen.

Irgendein Risiko wird Andreas Bergmann allerdings schließlich eingehen müssen. Die letzte - bislang unausgesprochene Variante - würde eine neue Rolle für Carsten Rothenbach bedeuten. Rothenbach verfügt über viel Erfahrung, könnte er nicht auch in der Mitte funktionieren? In dem Fall bliebe Florian Brügmann als Rechtsverteidiger in der Mannschaft und würde es vermutlich mit dem flotten Mirko Boland zu tun bekommen.

Eintracht Braunschweig darf sich keine Sorglosigkeiten leisten

Boland (25) steht stellvertretend für den Großteil der Braunschweiger Mannschaft. Der gebürtige Weseler befindet sich bereits in seinem vierten Eintracht-Jahr und hat sich, wie das komplette Team von Trainer Torsten Lieberknecht, Saison für Saison ein Stückchen weiter entwickelt. Nun stehen die Niedersachsen sogar - ungeschlagen - an der Spitze.

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„Der Gegner ist in aller Munde, das wird für uns eine Herausforderung, aber auch dort wollen wir erfolgreich sein“, sagte Bergmann, der sich und die Seinen nirgendwo chancenlos sieht, denn: „Natürlich ist Braunschweig in einer guten Verfassung, aber es gibt in der Zweiten Liga keinen Gegner, der mal etwas weniger tun kann.“ Heißt: Angesichts der vom VfL-Trainer ausgemachten Leistungsdichte dürfe sich auch der Spitzenreiter keine Sorglosigkeiten leisten, wenn er weiter gewinnen wolle. Das allerdings war am Donnerstag.