Bochum. . Im Jahr 2008 trennten sich die Wege von Stefan Kuntz und dem VfL Bochum. Am Donnerstagabend gibt es ein Wiedersehen. Dann treffen der neue Kuntz-Klub 1. FC Kaiserslautern und der Revierklub aufeinander - und die “Roten Teufel“ haben sich viel vorgenommen.

„Das sind Leistungen, ich bin Opa geworden.“ Auch wenn man sich am Telefon mit Stefan Kuntz’ Stimme zufrieden geben muss, sein gewinnendes Lächeln ist blitzschnell im Kopf. Fast viereinhalb Jahre sind vergangen, seitdem er den VfL Bochum verlassen hat - nun kehrt er erstmals als Vorstandsvorsitzender mit dem 1. FC Kaiserslautern zurück und wird sicher mit seinem ehemaligen Bochumer Vorstandskollegen, Freund und jungem Vater Ansgar Schwenken essen gehen - später, wenn die Kugel nicht mehr rollt und die Punkte verteilt sind.

Kaiserslautern plant die Rückkehr in die Bundesliga

Aber nicht Kuntz allein hat eine Bochumer Vergangenheit. Christian Gruber, der als Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeiter Pionierarbeit in Bochum leistete, wurde von dem ehemaligen Nationalspieler in die Pfalz geholt. Gruber hat einen guten Ruf in der Szene und - wohl für immer - ein Herz für den VfL Bochum. Was die Situation für ihn heute erschwert, denn Kaiserslautern plant die sofortige Rückkehr in die Bundesliga. Wie einst der VfL.

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Dass Mimoun Azaouagh und Anthar Yahia in Bochum gespielt haben, rundet das Familientreffen ab. Yahia ist, als er so schnell wie möglich aus Saudi-Arabien raus wollte, dem Ruf des Mannes gefolgt, der ihn damals schon aus Frankreich nach Bochum geholt hatte. Ähnlich verhält es sich mit Azaouagh, den Kuntz kurz vor seinem Weggang aus Bochum in Schalke loseiste. Viel Bochumer Vergangenheit also auf Seiten der „Roten Teufel“.

Die Umstände von Kuntz’ vorzeitigem Weggang aus Bochum sind bekannt, das Zerwürfnis mit dem damaligen Aufsichtsrat und dessen zentraler Gestalt Werner Altegoer war ein mediales Großereignis. Was seinerzeit noch nicht allen klar war - es war auch der Beginn des Bedeutungsverlustes des Patriarchen.

Stefan Kuntz übernahm nach ´Lauterns Absturz eine Vorbildfunktion

Was aber hat Stefan Kuntz, der so viel bewegen wollte in Bochum und der am vorherrschenden Misstrauen scheiterte, in Kaiserslautern bewegt? Erst einmal hat er den Traditionsklub vor dem Absturz in die Dritte Liga bewahrt und ihn sogar zurück in die Erstklassigkeit geführt. Heute sagt er dazu lapidar: „Wir hatten vier Jahre fast nur Sonnenschein, da konntest du gar nichts falsch machen.“

Irgendwann aber machen alle mal was falsch, und dafür steht die Abstiegssaison der Lauterer. Es ging in dieser Zeit des kompletten Absturzes auch um Stefan Kuntz’ Kopf, aber seine umarmende Offenheit hielt ihn im Job. „Ich habe mich vielleicht nicht so intensiv um die Kaderzusammenstellung gekümmert wie zuvor“, räumt er im Rückblick eigene Fehler ein. Offen, emotional und kämpferisch trat er auf bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung, an deren Ende, wie sich Christian Gruber erinnert, nicht nur der Dampf aus dem Kessel genommen war, sondern „standing ovations“ schon den beginnenden Auf- und Umbruch ankündigten - natürlich auf einem bescheideneren Niveau als zuvor. Es muss auch in Kaiserslautern gespart werden, und der Vorstandsvorsitzende geht, wie man hört, mit Abstrichen von 40 Prozent voran.

Und was ist mit den Erinnerungen an Bochum? „Es hilft, dass ein bisschen Zeit vergangen ist“, sagt Stefan Kuntz und fügt dann hinzu: „Mein Verhältnis zu den Mitarbeitern im Verein war überragend.“