Duisburg. Nach dem 0:0 wusste keiner so recht, weder in Duisburg noch in Bochum, ob man sich nun mehr freuen oder doch ärgern sollte. „Unterm Strich“, befand also VfL-Trainer Andreas Bergmann, „geht das Ergebnis in Ordnung.“

Es steht 0:0, es spielt der Tabellenletzte gegen den Tabellenzehnten, es läuft die letzte Minute - und doch wagt es kaum einer der (nur) 15000 Zuschauer, das Stadion zu verlassen. Ein Tor, es liegt ständig in der Luft in dieser nie guten, aber stets spannenden, umkämpften Partie.

90. Minute. Nach einem - endlich mal - klugen Konter kann Duisburgs Schlussmann Wiedwald den Schuss von Goretzka nicht festhalten. Rzatkowski hat, aus spitzem Winkel, das leere Tor vor Augen - und trifft den Ball, sagen wir: quer. Er fliegt Richtung Eckfahne.

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Bereits acht Minuten zuvor hätten Rzatkowski und Iashvili das 1:0 machen müssen. Auch der verbesserte Gelashvili hatte zwei gute Aktionen. Die Schlussphase, sie gehörte dem VfL, und deshalb schüttelte sich Slawo Freier kurz danach in den Katakomben. Nicht frustriert, aber verärgert: „Man muss galliger sein vor dem Tor, bessere Chancen kann man doch nicht haben. Wir sind unzufrieden.“

Die Bochumer machten zu wenig aus ihren Möglichkeiten

Andere sahen das differenzierter, waren hin- und hergerissen. Punkt gewonnen? Zwei verloren? Die Duisburger wussten es nicht so recht. Die Bochumer auch nicht. „Unterm Strich“ also, befand VfL-Trainer Andreas Bergmann am Ende des Sonntagnachmittags, „geht das Ergebnis in Ordnung“.

Hier die spielstärkeren Bochumer, die aus ihren Möglichkeiten zu wenig machten, nicht nur vor dem Tor. Dort die mit körperlicher Kraft und Wucht, mit dem puren Willen zum Sieg präsenter, aggressiver auftretenden Duisburger, die ebenfalls eine ganze Reihe guter Möglichkeiten ziemlich kläglich verdaddelten (Exslager, Hoffmann, Lachheb). Vor allem in der halben Stunde nach der Pause, als sie in einer zunehmend zerfahrenen Partie die leichtgewichtigeren, teils auch zu fahrlässigen Bochumer zurückboxten. Aber die Fehlpässe des VfL (Maltritz, Chaftar) letztlich nicht dankend genug annahmen.

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Bochum verstand es nach passabler erster Hälfte und zwei Hundertprozent-Chancen von den schwachen Yusuke Tasaka und Zlatko Dedic vor allem in dieser „Kick-and-Rush-“Phase nicht, Ruhe reinzubringen - sich zu wehren und zugleich spielerisch durchzusetzen. Auch die Mittelfeld-Talente Christoph Kramer, Leon Goretzka und Marc Rzatkowski müssen da noch reifen, was in der Natur des Alters, der Erfahrung liegt.

Die wilde, ungestüme Drangphase des MSV überstand Bochum; auch dank Lukas Sinkiewicz, dem besten Defensiven, der so manches Loch auf seine Art stopfte: rustikal. Dass man „kaum Chancen aus dem Spiel heraus zugelassen“ und zum dritten Mal in Folge „zu Null“ gespielt hatte, strich der sichere Torwart Andreas Luthe deshalb heraus. „In der vergangenen Saison“, stimmte Sportvorstand Jens Todt ein, „hätten wir solche Partien noch verloren.“ Und noch einen Unterschied zumindest zu vielen anderen Auftritten erfreute die Protagonisten: dass man sich die Chancen „selbst herausspielt“.

VfL erzielte in sechs Partien erst drei Tore

Ist das nun gut, anders gesagt: Reicht das? Natürlich nicht. Beim offensichtlich angeschlagenen und auch limitierten Letzten sollte mehr drin sein. Das größte „Ärgernis“, so Todt, entwickelt sich da so langsam zum tragischen Dilemma: wieder nicht getroffen, wie gegen 1860. Überhaupt erst drei Tore erzielt in sechs Partien. Und nur eines in den letzten fünf, in 450 Zweitliga-Minuten ohne Nachspielzeit. Alexander Iashvili war kämpferisch und spielerisch wieder der Chef des VfL, nur: Ein Torjäger ist auch er nicht. „In solch‘ einem Spiel muss man seine Chancen nutzen“, sagte Luthe und schlussfolgerte treffend: „Das ist derzeit der größte Unterschied zu einer Top-Mannschaft in der Liga.“