Bochum. Hans-Peter Villis, der neue Aufsichtsrats-Chef des VfL Bochum, machte gleich deutlich, dass er für „Kontinuität“ stehen will - auch im Vorstands-Bereich: Schwenken und Todt „stehen nicht zur Diskussion“. Dabei sind die Zahlen alarmierend - zur Lage des VfL Bochum.
Noch am späten Abend seiner Wahl zum Aufsichtsrats-Vorsitzenden des VfL Bochum ging es für Hans-Peter Villis zurück nach Karlsruhe, doch bei seinem Zwischenstopp in Bochum machte der Noch-Manager des Energieriesen EnBW deutlich, wofür er stehen will: „Kontinuität“. Dass Frank Goosen, wie berichtet, Stellvertreter bleibt, ist für Villis ein Zeichen dafür. Und: Sportvorstand Jens Todt, dessen Vertrag im Sommer 2013 ausläuft, und Finanzvorstand Ansgar Schwenken (Sommer 2014) „stehen nicht zur Diskussion“, sagte Villis auf die Frage eines Journalisten. Er gab sich angesichts der doch bescheidenen Lage recht optimistisch: „Wir haben sportlich und wirtschaftlich gesehen eine gute Perspektive.“
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Dabei gilt es zuvorderst, den Schuldenstand von 6,8 Millionen Euro nicht in ungeahnte Höhen klettern zu lassen. Schwenken versicherte zwar, dass auch die für 2012/13 eingeplante Unterdeckung von 900 000 Euro über die Hausbank (Sparkasse) „solide finanziert“ sei. Das Defizit von dann 7,7 Millionen Euro aber ist alarmierend - und schränkt in jedem Fall den Handlungsspielraum weiter ein. Zumal die Verluste steigen könnten: wenn man etwa im TV-Ranking weiter abrutscht oder den Zuschauerschnitt (kalkuliert sind 13500) nicht erreicht.
2,3 Millionen Euro für Sestak fehlen bis auf weiteres
Umgekehrt kann man auf noch nicht eingeplante Erträge aus dem DFB-Pokal hoffen, wenn der VfL die 2. Runde beim TSV Havelse übersteht. Dass von MKE Ankaragücü, türkischer Zweitligist und seit Monaten „nicht erreichbar“ (Schwenken), Geld fließt für den Transfer von Stanislav Sestak, beruht indes einzig auf dem Prinzip Hoffnung. Die mehr als 2,3 Millionen Euro werden dem Klub, das ist Fakt, bis auf weiteres fehlen.
Eine Summe, die ja schon zur Erlangung der Lizenz aufzubringen war. Und die man, wie Schwenken noch einmal erklärte, nur dank der Hilfe eines privaten Förderkreises, zu denen wohl auch Villis gehörte, letztlich vorweisen konnte. Ohne private Unterstützung kommt der VfL also offenbar nicht mehr aus.
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Dass sich dies in absehbarer Zeit ändert, ist fraglich. Klar ist: „Wir passen uns der Erlössituation der 2. Bundesliga an“, sagte Schwenken. Heißt: Der Gehaltsetat wird weiter reduziert. In dieser Saison verschlingt die Profiabteilung laut Finanzplanung noch 8,4 Millionen Euro, auch „dank“ teurer Altvertäge. Die Kontrakte von Slawo Freier, Christoph Dabrowski, Philipp Heerwagen, Zlatko Dedic laufen 2013 aus, das entlastet. Dennoch ist bereits klar, dass weiter kein Geld für Ablösesummen übrig sein wird - und man sich keine „teuren“ Spieler leisten kann.
Schwenkens „mittelfristiges ökonomisches Ziel, einen ausgeglichenen Etat im oberen Drittel der 2. Liga hinzubekommen“, muss man zudem wohl ohne die bisher noch mildernden Transferüberschüsse erreichen - mangels Potenzial, auch wirtschaftlich gesehen. Auch der Vertrag von Torwart Andreas Luthe läuft ja 2013 aus. Mirkan Aydin und Jonas Acquistapace sind verletzt. Dass Yusuke Tasaka mal so wertvoll wird wie Takashi Inui, ist frommer Wunsch. Der Großteil der Ablöse für Inui, Vogt sowie Ostrzolek und Gündogan (Beteiligung wegen Dortmunds Erreichen der Champions League) sind bereits mit 2,8 Millionen Euro in den Finanzplan 2012/13 eingerechnet. Im Jahr zuvor erzielte man noch 4,8 Millionen Euro.
Goretzka muss auch wirtschaftlich als größter Hoffnungsträger herhalten
Bleibt Leon Goretzka. Das Toptalent hat ja bewusst einen Vierjahres-Vertrag unterschrieben, um dem Verein auch im Falle eines Wechsels zu helfen. Dass Goretzka mit seinen 17 Jahren nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich als größter Hoffnungsträger herhalten muss, mag für die gute Nachwuchsarbeit sprechen. Es zeigt aber auch das dünne Eis, auf dem sich der VfL Bochum zurzeit bewegt.