Bochum. Hans-Peter Villis ist neuer Aufsichtsrats-Vorsitzender des VfL Bochum. Wie erwartet wurde er vom neuen Rat, der zuvor von 460 Mitgliedern auf der Versammlung im RuhrCongress einstimmig gewählt wurde, zum neuen Chef bestimmt.

Eine Überraschung war es ja nicht mehr: Hans-Peter Villis (54) ist neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates beim VfL Bochum. Der in Castrop-Rauxel geborene Energiemanager tritt die Nachfolge von Ernst-Otto Stüber (72) an, der nach knapp zwei Jahren nicht mehr für den Rat kandidierte. „Ich möchte helfen, den VfL dahin zu bringen, wo er hingehört: In die 1. Liga und in die Herzen der Fans“, sagte Villis bei der Jahreshauptversammlung im RuhrCongress am Montagabend vor 460 Stimmberechtigten.

Der Familienvater scheidet nach fünf Jahren als EnBW-Vorstandsvorsitzender Ende dieses Monats beim drittgrößten Energieversorger Deutschlands aus. Seinen Führungsstil beschrieb das Handelsblatt mal als „ruhig und pragmatisch“. Villis, seit Ende 2010 im Rat, soll sich auch privat finanziell engagiert haben, als der VfL vor dieser Saison große Probleme hatte, die Lizenz zu erhalten.

Einstimmige Wahl des Aufsichtsrats

Der Topmanager wurde auf der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrates nach der Versammlung zum Chef bestimmt. Zuvor hatten die Mitglieder nach der Entlastung von Rat (einstimmig) und Vorstand (fünf Gegenstimmen) auf der dreistündigen, teils durchaus emotional geprägten Versammlung den Rat „en bloc“ für vier Jahre gewählt - einstimmig. Neben Villis gehören dem Gremium weiter sein Stellvertreter Frank Goosen, Bernd Wilmert und Klaus-Peter Schütt an sowie der bisher nur berufene Martin Kree und der nun ebenfalls bestätigte Fan-Vertreter Martin Volpers.

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Von Michael Eckardt und Ralf Ritter

Zu Beginn hatte Ernst-Otto Stüber nach 630, „teils harten und belastenden“ Tagen im Amt erklärt, dass er nicht mehr antreten werde. „Nicht aus Frust oder Enttäuschung“, versicherte Stüber, „sondern weil ich glaube, dass meine Aufgabe erfüllt ist.“ Der ehemalige OB Bochums hatte „in einer schwierigen Zeit“, so Stüber, die Nachfolge von Werner Altegoer angetreten, „um den Verein zu helfen“. Mit Wilmert, mit Villis und anderen habe man „tiefgreifende Veränderungen“ durchgeführt. Stüber nannte beispielhaft u.a. die erfolgreiche Umstrukturierung in der Nachwuchsarbeit samt Führungswechsel („Wir gehören zu den zehn besten Nachwuchsleistungszentren in Deutschland“), den Wechsel des Sportvorstands (Jens Todt für Thomas Ernst), den Trainerwechsel (Andreas Bergmann für Friedhelm Funkel) sowie die Einbindung der Mitglieder und Fans bei 35 Veranstaltungen. Stübers Bitte: „Haben Sie Vertrauen und ein wenig Geduld mit den handelnden Personen.“

Kritische Fragen an Todt

Um „Vertrauen“ warben auch Finanzvorstand Ansgar Schwenken, der den Schuldenberg erklären musste, und sein Kollege Jens Todt, die sich einigen kritischen Fragen stellen mussten. Dabei stieg auch Todt geschickt mit der derzeit einzigen Erfolgsstory des VfL ein, mit einem Film über die Nachwuchsarbeit - der Name des preisgekrönten Leon Goretzka (17) darf derzeit wohl in keiner Rede fehlen. Todt räumte eine „sehr enttäuschende“ vergangene und einen „durchschnittlichen Start“ in die neue Spielzeit ein. „Wir sind“, warb auch er um Geduld, „kein Bundesligist mehr, dieser Realität muss sich jeder stellen.“ Nicht so plakativ wie sein neuer Chef Villis, aber wenigstens ein bisschen Mut machen wollte er aber trotz aller „durchschnittlichen Mittel“ dann doch: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der vergangenen Saison die Talsohle durchschritten haben.“