Bochum. EnBW-Chef Hans-Peter Villis ist nun Aufsichtsratschef beim Zweitligisten VfL Bochum. Der Schuldenberg ist nach zwei Zweitliga-Jahren auf stolze 6,8 Millionen Euro gewachsen - bis zum Ende der laufenden Saison ist ein weiterer Verlust in Höhe von 900 000 Euro eingeplant.
Sein Führungsstil gilt als sachlich und pragmatisch, doch er kann auch anders. Als Hans-Peter Villis ans Podium tritt bei der Mitgliederversammlung des VfL Bochum, wühlt er tief in der Emotionskiste: „Ich möchte dazu beitragen, den VfL dahin zu bringen, wo er hingehört“, ruft einer der Topmanager Deutschlands: „In die 1. Liga – und in die Herzen der Fans.“
Wenig später ist der neue Aufsichtsrat des im Mittelmaß der 2. Liga dümpelnden Klubs gewählt, einstimmig. Und der 54-jährige Villis, seit 2007 Vorstandsvorsitzender des baden-württembergischen Energieriesen EnBW, ist der neue Chef; als Nachfolger von Ernst-Otto Stüber (72), der auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidierte. Bochums Alt-OB hatte vor zwei Jahren als „Helfer in der Not“ die Nachfolge des langjährigen Vereinspatrons Werner Altegoer angetreten, der nach einer turbulenten Versammlung zurückgetreten war.
Bochums neuer Boss Villis wohnt in Castrop-Rauxel
Auch Villis war Ende 2010 in das höchste Gremium des Vereins gerückt, als einfaches Ratsmitglied. Weil ihm der VfL „am Herzen liegt“, seit er in Castrop-Rauxel das Laufen lernte. Nebenan, in seiner Heimat, wohnt der Familienvater auch heute.
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Seitdem ging es, abgesehen von durchaus beachtenswerten Erfolgen im Nachwuchsbereich, weiter bergab beim VfL Bochum. Der Schuldenberg ist nach zwei Zweitliga-Jahren auf stolze 6,8 Millionen Euro gewachsen, bis zum Ende der laufenden Saison ist ein weiterer Verlust in Höhe von 900 000 Euro eingeplant. Schon vor dieser Spielzeit hatte der VfL erhebliche Probleme, die Lizenz zu erhalten. Rund 2,3 Millionen Euro konnte man letztlich noch auftreiben, auch dank finanzieller Hilfe von Privatleuten. Einer von ihnen soll Villis gewesen sein.
Die „Ertragslage“ zu verbessern, sagte der millionenschwere Wirtschaftskapitän des drittgrößten deutschen Stromkonzerns nach seiner Kür, sei „natürlich unser Ziel“. Sein „Know-how“ und „Netzwerk“ will er dafür einbringen, zu viel versprechen will er nicht: „Fans müssen kommen, Sponsoren müssen kommen“, sagt Villis, „aber dafür müssen wir oben mitspielen.“
Dabei ist der Zeitpunkt seines Aufstiegs an die Klubspitze günstig: Ende des Monats scheidet Villis bei der kriselnden EnBW aus. Die grün-rote Landesregierung und der als konservativ geltende Kernkraftfreund wurden nie wirklich Freunde.
Dass der mächtige Wirtschaftsboss nicht monatelang ohne Job durch die Lande zieht, ist zwar unstrittig – doch „zumindest temporär“, sagt Villis, habe er „mehr Zeit“, um sich „verstärkt“ zu engagieren für den VfL. Dies, natürlich, „mit viel Herzblut“.