Heidenheim. Dank eines Doppelpacks von Zlatko Dedic hat Fußball-Zweitligist VfL Bochum die zweite Runde des DFB-Pokals erreicht. Das Team von Trainer Andreas Bergmann siegte beim 1. FC Heidenheim mit 2:0 (2:0). Das Ergebnis fiel am Ende allerdings deutlicher aus, als es der Spielverlauf vermuten ließ.

Schweißgebadet, vom Spiel, der Hitze, am Ende auch vor Erleichterung marschierten die Bochumer nach dem Abpfiff am Samstagabend in die Kabine. Ohne Glanz, aber letztlich verdient mit 2:0 (2:0) nach zwei Toren von Zlatko Dedic hatte der Zweitligist beim Drittligisten FC Heidenheim gewonnen, die nächste Runde im DFB-Pokal erreicht und damit garantierte 250.000 Euro plus Zuschauereinnahmen verdient.

"Das war brutal wichtig, hier zu bestehen", sagte ein strahlender Torwart-Kapitän Andreas Luthe. Spürbar zufrieden war auch Jens Todt, der Sportvorstand: "Heute reden wir nicht übers Geld, sondern dass wir in einem richtigen Pokalfight gewonnen haben", atmete er auf nach Heidenheims erster Heimniederlage seit Oktober 2011. Trainer Andreas Bergmann bilanzierte letztlich nach einer "sehr guten ersten Halbzeit" und einer wenig erfreulichen, schwammigen zweiten: "Wir sind sehr froh. Dieser Sieg nach diesem Spiel tut uns richtig gut."

FC-Trainer Frank Schmidt musste sein Team zwangsläufig umstellen

Der VfL Bochum leistete sich mit dem 1. FC Heidenheim eine hart umkämpfte DFB-Pokalpartie.
Der VfL Bochum leistete sich mit dem 1. FC Heidenheim eine hart umkämpfte DFB-Pokalpartie. © imago

Im wunderschön, mitten im Freizeitpark des herrschaftlich über der kleinen württembergischen Gemeinde thronenden Schlosses Hellenstein gelegenen Stadion, hatte Bergmann zunächst für eine kleine Überraschung gesorgt. Ex-Kapitän Christoph Dabrowski musste auf die Bank, für ihn erhielt erstmals von Beginn an der quirligere Marc Rzatkowski eine Chance. Er sollte für mehr spielerische Qualität sorgen, zumal damit die Formation mehr zu einer Raute mit "Ratsche" als Zehner und Kramer auf der Sechs mutierte. "Marc hat das gut gemacht", lobte Bergmann hinterher.

Auf der anderen Seite musste Trainer Frank Schmidt sein Team teils zwangsläufig auf drei Positionen ändern, vor allem im Angriff hatte er große Personalprobleme. Der normal gesetzte Stürmer Patrick Mayer fehlte verletzt, Oldie Michael Thurk wird allgemeine Formschwäche nachgesagt, und beim Warmmachen verletzte sich auch noch die vorgesehene Spitze Bastian Heidenfelder. Konsequenz: Heidenheim stellte um vom 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 mit Sailer als Stürmer und seinem potenziell Besten, den vom VfL gefürchteten Marc Schnatterer, als Regisseur im Zentrum. Zunächst ohne Erfolg - denn die Gäste begannen wie ein klassenhöherer Favorit, obwohl ihnen diese Rolle ja gar nicht mehr zugeschrieben wurde.

VfL-Verteidiger Leon Goretzka erhielt für seine Leistung ein Sonderlob von Bergmann

Denn nach dem ersten vernünftigen Angriff rappelte es. Der gewohnt beherzt agierende Christoph Kramer setzte Bochums unangefochtenen Leader Alexander Iashvili, über den fast jede der wenigen gelungenen Offensivaktionen lief, in Szene. Der nimmermüde Routinier vernaschte Florian Tausendpfunf, sein präziser Querpass landete am Schlappen von Zlatko Dedic. Der Sturmkollege traf den Ball aus fünf Metern gar nicht richtig, aber er war drin - man kann das genial nennen. Oder glücklich.

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Nach dem frühen 1:0 (6.) schwitzte die Partie so vor sich hin, Fehler auf beiden Seiten prägten die Partie, es gab wenig Chancen, wobei Bochum mit der Führung im Nacken die Kontrolle behielt. Die linke VfL-Seite mit Leon Goretzka, der praktisch nur defensiv gebunden war und für seine Abwehrleistung ein Sonderlob von Bergmann hielt, und Florian Brügmann, der in Hälfte zwei mehrmals in höchster Not rettete, hatte viel zu tun mit dem enorm offensiv ausgerichteten Rechtsverteidiger Malura und seinen Kollegen. Sie hielten die Heidenheimer Rechts-Flügel in Schach, auf Kosten eigener Offensivaktionen allerdings.

Dem FCH fiel auch nicht allzu viel ein, die Bochumer ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Lediglich nach Standards von Spezialist Schnatterer wurde es gefährlich. So nach einem Kopfball von Tausendpfund (18.), den der bei Faustabwehren noch unsicher, später aber stark verbessert agierende Luthe parierte, und einem Fauxpas des allein gelassenen Tim Göhlert, der den Ball aus bester Position nicht richtig traf (34.).

Nach der Pause erhöhte der 1. FC Heidenheim das Risiko

Und dann zeigte Bochum Klasse: Nach einem perfekten Konter schlug der VfL zu, erneut von Kramer initiiert. Endlich ließ der VfL den Ball direkt, schnell laufen, über die Stationen Kramer, Tasaka, Rzatkowski, Iahsvili und Rothenbach, der im Strafraum klug quer legte. Dedic hatte frei vor dem leeren Tor keine Mühe zu verwandeln. Der zweite Treffer des Slowenen (41.) - die Vorentscheidung? Noch nicht.

Nach der Pause kamen die offensiven Thurk und Sauter für Strauß und Verteidiger Krebs, Heidenheim erhöhte das Risiko mit nun nominell zwei Spitzen - und den Einsatz. Den Druck. Das Tempo. "Es ist mir unbegreiflich, warum wir nicht von Beginn an so auftreten", sagte FCH-Coach Schmidt hinterher.

Bochum in Bedrängnis, Bochum (nur) kämpferisch tadellos, Bochum in Not fast im Minutentakt. Schnatterers Freistoß verfehlt sein Ziel nur ganz knapp (50.), Brügmann klärt im Getümmel des Fünfmeter-Raums vor Bagceci (57.), Göhlert köpft den Ball auf die Latte (59.), Brügmann spitzelt Bagceci den Ball weg (61.), Luthe pariert gegen Schnatteres Schuss (62.), wieder Brügmann klärt auf der Linie (62.)! Fünf dicke Chancen für Heidenheim in nichtmal fünf Minuten. Von Entlastung keine Spur, Bochum kam nicht raus, Bochum griff, wenn überhaupt, zu spät an - Bergmann tobte an der Linie. "Wenn wir in dieser Drangphase ein Tor bekommen hätten, wäre es verdammt schwer geworden", räumte der VfL-Trainer ein.

VfL Bochum bringt dieses DFB-Pokalspiel gegen Heidenheim "richtig weiter"

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Und Heidenheim, das eine Vielzahl von gefährlichen Standards erhielt, aus VfL-Sicht auch aufgrund eigenartig kleinlicher Entscheidungen des Schiedsrichters? Heidenheim versemmelte auch den neunten Eckball. Der VfL hatte sich da noch keinen einzigen erarbeitet (68.). Und als auch noch Malura aus kurzer Distanz am Tor vorbeizog (78.), war endgültig klar: Heidenheim erzielt hier und heute kein Tor mehr.

Bochum hätte dann sogar noch nachlegen können. Goretzka holte sich am eigenen Strafraum den Ball, marschierte bis zum FCH-Sechzehner, mit Dedic und Iahsvili gab es eine 3:1-Situation. Goretzka passte zu Iashvili, doch der Georgier scheiterte am sonst kaum geprüften Keeper Frank Lehmann (79.).

Egal, die Partie war gelaufen - der VfL atmete heiße Siegerluft. Todt sagte: "Auch wenn wir phasenweise zu viele Chancen zugelassen haben, war das ein Spiel, das uns richtig weiterbringt."