Willingen. . Carsten Rothenbach ist kein Wandervogel. Sechs Jahre war er Profi in Karlsruhe, sechs Jahre auf St. Pauli. Jetzt ist er zum VfL Bochum gewechselt und will noch einmal etwas Neues erleben.

Dass er von Sportvorstand Jens Todt und Trainer Andreas Bergmann über den grünen Klee gelobt wurde anlässlich seiner Verpflichtung - als Fußballer und als Mensch - muss einem ja gefallen. Dennoch scheint da was zu stören. Allein auf die Rolle als Grandseigneurs, Integrators oder gar guten Geistes will sich Carsten Rothenbach nämlich nicht reduzieren lassen. Ohne Ehrgeiz ist alles nichts. Also sagt der 31-Jährige Abwehrspieler: „Auch wenn man als Mensch geschätzt wird: Erstes Ziel ist es zu spielen und zu gewinnen.“

Rothenbach hat ein gutes Gedächtnis. Er erinnert sich noch an sein Tor gegen den VfL Bochum. Im Dezember 2005 gewann der Karslruher SC mit 4:2 gegen die Bochumer, und Rothenbach, der damals noch oft als Innenverteidiger auflief, traf zum 1:1. Überhaupt schien der VfL ein eher angenehmer Gegner zu sein. Bereits unter dem - in der Summe - allerdings glücklosen Trainer Stefan Kuntz gehörte Rothenbach Anfang 2001 zu den Siegern. 4:1 lautete seinerzeit das Ergebnis zugunsten der Badener. Kuntz hatte Rothenbach gerade aus der zweiten Mannschaft hochgezogen, zuvor hatte Marco Pezzaiuoli dem jungen Mann angeraten, von der Offensive in die Defensive zu wechseln: „Er hat gemeint, da hätte ich bessere Karrierechancen.“ So ganz falsch kann der Rat nicht gewesen sein.

Rothenbach "will mal wieder etwas Neues erleben"

„Calle“ wurde der Carsten mit C in Hamburg gerufen - eines Tages, aus einer Laune heraus, von seinem später alkoholkrank gewordenen Mitspieler Michel Dinzey. Und beim „Calle“ ist es geblieben, bis heute. Auch er selbst ist stets geblieben, jedenfalls für einige Zeit. Karlsruhe und St. Pauli - das waren bisher Carsten Rothenbachs einzigen Profistationen. Sechs Jahre hier, sechs Jahre dort - aber dann kribbelt’s doch, lockt das Unbekannte. „Ich hatte bei beiden Vereinen die Option zu bleiben, aber dann will man mal wieder etwas Neues erleben“, sagt er.

Die Neuzugänge des VfL Bochum
Die Neuzugänge des VfL Bochum © imago

Was Neues erleben? Was Besseres vielleicht als beim viel gerühmten Kult-Klub St. Pauli mit seinem besonderen, einzigartigen und doch auch mit dem Zwang zur weiteren Professionalisierung und Kommerzialisierung schwindenden Flair? „Klar wird auch das Normalität. Und man kriegt auch dort nichts geschenkt“, sagt Rothenbach und fügt hinzu: „Die Fans haben Einsatz und Leidenschaft gewürdigt. Ich denke, dass ist in anderen Stadien auch nicht anders.“

Und wie hat er damals von außen den VfL Bochum wahrgenommen in der vergangenen Saison? „Man hat schon gemerkt, dass es da einige Unklarheiten gab. Das war alles sehr schwankend. Und genau das wollen wir jetzt vermeiden.“

Der VfL Bochum muss "eine Entwicklung anstoßen"

Keine leichte Aufgabe angesichts der großen Rotationsmaschine, die in Bochum vor dem dritten Zweitliga-Jahr in Folge angeworfen wurde, angeworfen werden musste. „Mit den vielen Neuzugängen muss man sich erst einmal stabilisieren“, sagt Carsten Rothenbach. „Wenn wir den Anschluss nach oben halten, können wir zufrieden sein. Aber noch wichtiger ist es wohl, eine Entwicklung anzustoßen.“

Vorsichtig ist er nach nur wenigen Trainingstagen, bereits ein Urteil abzugeben über die Qualität der neuen Mannschaft. Die Ausgangslage indes ist ihm klar: „Wir haben viele junge Spieler, die schauen müssen sich weiter zu entwickeln, und wir Älteren müssen sehen den Laden zusammen zu halten.“

Das klingt ein wenig verhalten, ist aber vor allem der Erfahrung des 31-Jährigen geschuldet. Zu Carsten Rothenbach passt Überschwang so wenig wie vollmundige Versprechungen. Aber dann kommt sie doch noch, die positive Summe von ein paar Trainingstagen. „Man merkt“, sagt Rothenbach, dass die Mannschaft gut miteinander umgeht. Und das ist die Grundlage für alles.“