Bochum. Bereits sieben Spieler haben den Fußball-Zweitligisten VfL Bochum verlassen, fünf neue Akteure wurden verpflichtet. Einiges wurde im Hinblick auf die neue Saison folglich schon getan, aber vieles ist noch im Fluss.

Als diese so schwierige Saison endlich beendet war, warf Andreas Bergmann einen kurzen Blick in die Zukunft. „Man muss auch seriös sein und sagen: "Die und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben wir.“ Das klang nicht gerade wie eine Kampfansage, aber Bergmann wirkte kein bisschen kleinlaut, im Gegenteil. „Das kann auch eine Chance sein, und ich begreife das als Chance“, sagte der VfL-Trainer aufgeräumt.

Es ist einiges passiert beim VfL seit dem Saisonabpfiff. Fünf Spieler (Chaftar, Bertram, Brügmann, Rothenbach und Scheidhauer) wurden verpflichtet, mindestens sieben (Bönig, Kopplin, Concha, Berger, Azaouagh, Ginczek, Kefkir) haben oder werden den Klub verlassen. Bis Mittwoch soll entschieden sein, ob Giovanni Federico als Nummer acht dazukommt. Und weil aus wirtschaftlichen Gründen keiner so recht an eine Bochumer Zukunft für Takashi Inui glauben mag, steht ein weiterer Akteur auf der Abschiedsliste. Dann wäre da ja auch noch Andreas Luthe, den der VfL aber dringend benötigt, weil er sich als besonnener Führungsspieler und Mann aus dem eigenen Stall in den besten Fußballer-Jahren profiliert hat. Eine in Bochum aktuell rare und deshalb begehrte „Ware“.

Beim VfL Bochum muss sich bald eine neue Hierarchie gebildet haben

Die künftige Mannschaft wird ein sehr jugendliches Gesicht haben, ein bisschen perspektivische Führung tut also not. Denn die eigentliche Zäsur steht ja noch bevor. In einem Jahr enden die Verträge von Marcel Maltritz, Christoph Dabrowski, Slawo Freier und - sollte er noch einmal verlängern - Giovanni Federico. Bis dahin muss sich eine neue Hierarchie gebildet haben. Auch deshalb ist Luthe so wichtig, auch deshalb hat man Carsten Rothenbach geholt. Bergmann: „Er ist vom Typ her ein absoluter Führungsspieler. Wir brauchen auch Spieler, die eine gewisse Zuverlässigkeit in ihrer Leistung haben.“

Inklusive Marc Rzatkowski und Leon Goretzka, der angekündigt hat, demnächst einen neuen Vertrag zu unterzeichnen, verfügt der VfL bereits jetzt über zehn Profis zwischen 17 und 22. Nicht berücksichtigt sind dabei die U23-Akteure Onur Bulut, Jonas Ermes, Philipp Semlits und Enes Uzun. Dieses Quartett einbezogen hat der VfL Bochum derzeit 30 Profis unter Vertrag. Darunter befinden sich aber auch Zlatko Dedic, den man nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen transferieren möchte, Philipp Heerwagen und Takashi Inui. Dazu gehören auch die Rekonvaleszenten Michael Delura, Mirkan Aydin, Patrick Fabian und Selim Gündüz. Macht in der Summe elf Akteure, die zu Beginn der neuen Saison vermutlich keine Rolle spielen werden.

Potentieller VfL-Neuzugang Latka wartet auf Freigabe von Slavia Prag

Verliert der VfL neben Azaouagh auch Inui und Federico, muss ein Kreativspieler her, der dann vermutlich nicht Anfang 20 sein wird. In der Defensive wird man sich allerdings eventuell gedulden müssen. Mit Martin Latka, dem Innenverteidiger von Slavia Prag, sei man sich zwar einig, so Sportvorstand Jens Todt, nicht aber mit dem Klub. Latkas Vertrag in Tschechien läuft bis Ende des Jahres, „denkbar“ wäre es, so Todt weiter, den Transfer so lange aufzuschieben.

„Wir wollen eine Mannschaft mit Perspektive, die ordentlichen Fußball spielt“, sagte Andreas Bergmann kürzlich. Einiges wurde getan, aber vieles ist noch im Fluss.