Bochum. Bis zum 24. Juni muss der VfL Bochum die Existenz von 2,4 Millionen Euro nachweisen, um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten. Der VfL will sich laut Finanzvorstand Ansgar Schwenken um “Investoren“ bemühen - institutionelle und/oder private Anleger sind gefragt.
Am 24. Juni ist Stichtag, dann muss der VfL Bochum seine Liquidität deutlich erhöht haben und die Existenz von 2,4 Millionen Euro nachweisen, um die Lizenz für die kommende Spielzeit zu erhalten. Das hat die DFL als Bedingung gefordert.
Es handelt sich bei diesen 2,4 Millionen laut VfL-Finanzvorstand Ansgar Schwenken exakt um jenen Betrag, den MKE Ankaragücü den Bochumern noch schuldet nach dem Transfer von Stanislav Sestak in die Türkei. Und Schwenken ist „optimistisch“, das Geld rechtzeitig auftreiben zu können. Allerdings nicht mehr auf dem ursprünglich angedachten Weg einer Fan-Anleihe. Derlei Aktionen haben immer auch ein Geschmäckle und erinnern ein wenig an Bettelei, selbst wenn es nur um eine handelsübliche, gut verzinsliche Geldanlage geht. Und ihr Erfolg ist zweifelhaft.
"WHH" bewahrte den VfL zu Beginn der 1990er Jahre vor dem Absturz
Den Weg in die Öffentlichkeit wollen sie nun nicht mehr beschreiten beim VfL Bochum, sondern sich um „Investoren“, so Schwenken, bemühen. Institutionelle und/oder potente private Anleger sind also gefragt.
Das Problem dabei ist: Anleger wollen, wenn sie schon nicht mit einer üppigen Rendite rechnen können, doch wenigstens ihre Investitionen absichern, also Verlusten und möglichen Totalverlusten vorbeugen. Und was hat ein Fußballverein schon an Sicherheiten zu bieten, außer dem vermuteten Marktwert seiner Spieler?
Zu Beginn der 1990er Jahre bewahrte die „WHH“ der damaligen Präsidiumsmitglieder Werner Altegoer, Horst Christopeit und Heinz Hossiep den VfL vor dem Absturz, pumpte, so schrieb im Oktober 1992 der „Spiegel“, rund „neun Millionen Mark“ in den Klub und erhielt, so wurde behauptet, dafür die Transferrechte an „zehn Stammspielern“ als Sicherheit. Der VfL Bochum, war in dem Magazin zu lesen, existiere „nur noch als Fassade“.
Hilft Werner Altegoer dem VfL?
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Diese negative Einschätzung entsprach nicht der Realität, wie wir wissen. Die „WHH“ ist längst Geschichte, der VfL indes prosperierte zwischenzeitlich sogar: Zwischen 2006 und 2010 gelang es dem Klub, den Schuldenstand von acht Millionen Euro auf Null zu drücken. Auch daran hatte insbesondere Werner Altegoer einen nicht unbescheidenen Anteil. Sein guter Leumund sicherte nach jedem Abstieg den folgenden Kraftakt ab und räumte Probleme, wie sie der VfL heute im Zuge der Lizensierung hat, aus dem Weg.
Was also läge näher, als Werner Altegoer erneut um Unterstützung zu bitten – unter dem leicht verschleiernden Oberbegriff „Investor“? Altegoer selbst, der während der turbulenten Mitgliederversammlung des VfL im Oktober 2010 als Aufsichtsratsvorsitzender zurückgetreten war, mochte sich dazu nicht äußern.
Anfragen für Takashi Inui
Auf besagter Versammlung verkündete Schwenken übrigens nicht nur stolz Schuldenfreiheit, sondern fügte hinzu: „Wir haben keine Verkaufsrechte verpfändet oder veräußert.“ Das dürfte angesichts der Investoren-Suche, sollte sie erfolgreich sein, bald nicht mehr der Realität entsprechen. Schließlich will man sich beim VfL Bochum mit dieser Lösung vor allem Zeit kaufen. Zeit, die man benötigt, um auf dem Transfermarkt den bestmöglichen Preis zu erzielen. Für Takashi Inui bespielsweise, so Ansgar Schwenken, gebe es zwar durchaus Anfragen, „aber wir sind der Ansicht, dass er einen besseren Marktwert hat“. Verschleudert, heißt das im Klartext, wird niemand. Und: Man will sich nicht unter Druck setzen lassen.