Bochum. Die personelle Lage beim Fußball-Zweitligisten VfL Bochum hat sich vor dem Schlüsselspiel am Sonntag gegen den Karlsruher SC noch nicht verbessert: Während Talente den Trainingsplatz füllten, mussten etliche Profis kürzer treten oder pausieren.

Acht gegen sieben auf kleinem Spielfeld. Mittendrin: Onur Bulut, Julian Wolff, Jannik Stevens, Max Jansen.

Nichts gegen ihren Einsatz, nichts gegen junge Spieler. Aber in der derzeitigen Situation dienen die Talente der U19 und U23 nur dazu, den Trainingsplatz so zu füllen, dass man überhaupt vernünftig traininieren kann beim VfL Bochum. Die personellen Probleme bleiben. Die gefährliche Gesamt-Gemengelage hat sich nach einem Punkt aus sechs Spielen verschärft. Abstiegskampf!?

„Klar“, sagt nun auch Trainer Andreas Bergmann. Gleichwohl will er die tabellarische Situation des Immer-noch-Zehnten weiterhin nicht dramatisieren: Gegen den Tabellensechzehnten Karlsruher SC am Ostersonntag (13.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) und den Siebzehnten Alemannia Aachen am Mittwoch (17.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) darauf könne man „die Weichen entscheidend stellen“, im Erfolgsfall. Aber: „Das Spiel gegen Karlsruhe ist bedeutsam, aber danach ist noch nichts vorbei.“

VfL-Trainer will Spannung aufbauen und hochhalten

Rechnerisch stimmt das natürlich bei acht bzw. zehn Punkten Vorsprung. Was ein erneutes Scheitern aber emotional, auch und gerade im Umfeld, bedeuten würde, in welche Sphären der Druck dann steigen würde, man mag es sich nicht vorstellen. Und die Planung für die neue Saison würde ein (Doppel-)K.o. einmal mehr erschweren.

Bergmann müht sich also, Spannung aufzubauen und hochzuhalten, zugleich aber zu viel Druck, Nervosität nicht aufkommen zu lassen bei seiner ohnehin so angeschlagenen Truppe. Ein Drahtseilakt. Die Mannschaft sei „gewillt, nicht lustlos“, versichert er gegen den allgemeinen Eindruck in einer „schwierigen Phase“, in denen manchen Fans selbst das Tragen knalligfarbener Schuhe von (jungen) Verlierern zuwider ist. Aus der man aber „nur zusammen“ herauskäme, so appelliert Bergmann an die Anhänger: „Es bringt nichts draufzuhauen, bei allem Verständnis für den Frust der Fans.“

Das Rezept gegen die Krise, in der es personell ja kaum Alternativen gibt? „Wir müssen intensiv arbeiten, Sicherheit kriegen. Und wir dürfen nicht nur Trübsal blasen, sondern müssen mit Mumm ins Spiel gehen.“ Vor allem: „Wir müssen gewinnen“, spricht Lukas Sinkiewicz Klartext. Im Stile eines Führungsspielers, der schon viele Tiefen erlebt hat und offenbar gewillt ist, auch diese durchzustehen. „Wir haben ein Heimspiel und den besseren Kader als Karlsruhe“, sagt Sinkiewicz. Und, so der 26-Jährige ganz simpel: „Für uns heißt es jetzt: Fresse halten und Gas geben. Gerade wir erfahrenen, älteren Spieler müssen vorangehen, marschieren. Dann marschieren die Jungen automatisch mit.“

Sinkiewicz bezeichnet Hyypiä als Vorbild

Sami Hyypiä, lange Spieler, nun Trainer von Bayer Leverkusen, sei in punkto Einstellung sein Vorbild: Hyypiä habe stets „wie selbstverständlich“ im Training auch „die Tore geschleppt“. „Jeder“, sagt der Ex-Leverkusener Sinkiewicz, müsse sich selbst hintenanstellen, „Kritik akzeptieren. Es geht nur gemeinsam.“

Auch interessant

Ob er selbst „vorangehen“ kann gegn den KSC, ist noch offen. Beim 0:3 in Frankfurt absolvierte er nach OP, Aufbautraining und Grippe sein erstes Pflichtspiel seit fast fünf Monaten - angesichts dieser langen Pause gar nicht mal so schlecht auf der Sechs. Zumal er durchspielen musste. „Seine Präsenz tut uns gut“, lobte Bergmann, auch wenn „im ersten Spiel noch nicht alles rund laufen konnte“. Körperlich jedenfalls, sagt Sinkiewicz, habe er keine Probleme.

Kann ja nicht jeder behaupten. Christoph Kramer, zuletzt Sechser und in Frankfurt hinter den Spitzen nach der Pause stark abbauend, musste das Training gestern nach einem Schlag und wegen muskulärer Probleme abbrechen. Giovanni Federico, der in Frankfurt fehlende „Zehner“, trainierte nach seiner Hüftprellung ebenso nur individuell wie die Außenverteidiger Faton Toski und Björn Kopplin (wie gehabt: Leistenprobleme) und Innenverteidiger Holmar Eyjolfsson (muskuläre Probleme). Ein Quartett, das am Sonntag wohl zur Verfügung steht. In welcher Form und Fitness, ist eine andere Frage. Gleiches gilt für den bei der Eintracht überforderten Jonas Acquistapace, der bis Mittwoch krank geschrieben ist (starke Erkältung).

Sie müssen sich also durchhangeln bis zum Saisonende, die Toskis und Kopplins, bis zum - hoffentlich - Klassenerhalt, irgendwie. Am besten so, wie es Bergmann sagt: „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis. Das Ding muss ins Netz.“