Bochum. . Gute Balleroberung - ganz schwaches Offensivspiel: Beim VfL Bochum lief in St. Pauli nach vorne nicht viel zusammen, wie auch Trainer Andreas Bergmann bemängelte: „An diesem Tag fehlte uns da die Qualität.“

Die „Arbeit gegen den Ball“ hatte Andreas Bergmann forciert im Training in der Winterpause - offenbar mit Erfolg. Defensiv stand der VfL bei bissigen Paulianern gut, sicher, kompakt, ließ kaum Chancen aus dem Spiel heraus zu.

Dass im Gegenzug allerdings die individuell doch so stark besetzte Offensiv-Abteilung dann gar nichts mehr nach vorne hinkriegt, war so sicher nicht geplant, sollte so nicht sein, ja: Darf so nicht sein. Zwei gute Chancen (Traumtor durch Azaouagh, Kopfball an die Latte von Dabrowski) in der ersten Halbzeit, keine in der zweiten Hälfte gegen einen aggressiven, robusten, aber keineswegs sonderlich spielstarken oder gar übermächtigen Gegner - das ist auch für einen ja längst im Liga-Mittelmaß angekommenen VfL Bochum zu wenig.

Ob ein Zusammenhang besteht oder ob der VfL beim FC St. Pauli, bei diesem laut Bergmann „unnötigen“ 1:2 tatsächlich nur einen „für uns untypischen“ schlechten Tag im Spiel nach vorne hatte, wird sich zeigen. „Wir hatten eine gute Balleroberung, waren da auch überhaupt nicht ängstlich“, stellte Bergmann zufrieden fest. Um mit dem Rest, dem Umschaltspiel, zu hadern: „Nach der Balleroberung haben wir zu spät, zu fahrig, zu kompliziert, mit zu viel Risiko gespielt. An diesem Tag fehlte uns da die Qualität, das können wir mit unserer spielerischen Substanz viel besser.“

Nur Mimoun Azaouagh war spielerisch ein Lichtblick

Vor allem im so genannten Kreativ-Zentrum haperte es, wo Takashi Inui ein Totalausfall war (Bergmann: „Er hat ganz, ganz viele falsche Entscheidungen getroffen“) und auch Giovanni Federico nur nach hinten ganz ordentlich arbeitete - ebenso wie Mirkan Aydin. Lediglich Mimoun Azaouagh war, nicht nur wegen seines Tores, spielerisch ein Lichtblick.

Die Ende Januar geholten Stürmer Nika Gelashvili und Michael Delura (der in seinenm ersten Pflichtspiel-Kurzeinsatz seit September 2010 zumindest seinen Turbo gleich mal zündete) kamen aber erst spät - nach dem 1:2, in der 83. und 85. Minute. Zu spät?

„Geplant war, sie früher zu bringen“, erklärte Bergmann am Montag, für Inui und den kräftemäßig nachlassenden Azaouagh - doch dann sah der bis dahin ordentliche Slawo Freier Gelb-Rot. Folge: Bergmann brachte Björn Kopplin als Rechtsverteidiger zur Stabilität der Defensive und wollte nicht zu viel auf einmal umstellen - in Unterzahl, beim 1:1, erklärte der Coach.

Kopplin, zuletzt ja durchaus auf einem aufsteigenden Ast, wird am Samstag zwangsläufig gegen seinen Heimatklub Union Berlin den gesperrten Freier ersetzen. Ob dann erneut Kevin Vogt als Sechser agiert, ist offen. Der 20-Jährige ersetzte den ebenfalls erst 20-jährigen Christoph Kramer, der erstmals in dieser Saison gar nicht zum Zug kam. „Christoph hat viel gespielt und zuletzt ein kleines bisschen geschwächelt“, erklärte Bergmann. „Kevin hat im Training gut gearbeitet, wir wollten auch sehen, wo er steht.“

Das geht nur im Pflichtspiel - und das VfL-Talent zeigte in seinem ersten Startelf-Einsatz nach monatelanger Verletzungspause defensiv vor allem in der ersten Halbzeit eine gute Leistung. „Ordentlich“ nannte Bergmann die Vorstellung Vogts, wobei auch der 20-Jährige (altbekannte) Schwächen im Aufbauspiel hatte. Ob das reicht, um den in dieser Saison ingesamt starken Kramer zu verdrängen, ist fraglich - vielleicht findet Bergmann in seiner Experimentierphase, die bekanntlich bis zum Saisonende läuft, auch eine Variante, in der beide etwas bewegen können.

GINCZEK STEIGT INS LAUFTRAINING EIN

Nach dem heutigen freien Tag trainieren die Profis am Mittwoch zweimal: morgens im Kraftraum, nachmittags, nach der Spielanalyse, auf dem Platz. Abgesehen von den Langzeitverletzten dürften alle dabei sein. Und: Daniel Ginczek soll drei Wochen, nachdem er sich eine Innenband-Teilruptur zugezogen hatte, wieder mit dem Lauftraining beginnen.