Bochum. Dem erfolgreichen Ligaauftakt des neuen Jahres gegen Hansa Rostock folgt der Gang nach Hamburg: Beim unter Druck stehenden FC St. Pauli hängen die Trauben am Sonntag allerdings hoch für den VfL Bochum.

„Ich finde es toll, wenn sich die Spieler damit auseinandersetzen.“ Fast eine Stunde lang analysierten Spieler und Trainer am Mittwoch die zweite Halbzeit der Partie gegen Hansa Rostock. Geplant waren 20 Minuten, aber dann, so VfL-Trainer Andreas Bergmann, „gab es den einen oder anderen Dialog, den man nie abbrechen sollte“. Ob die intensive Beschäftigung mit den eigenen Fehlern Früchte tragen wird am morgigen Sonntag auf St. Pauli (13.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker), dürfte aber auch davon abhängen, wie es - trotz der kritischen Reflexion - um das Selbstbewusstsein der Bochumer bestellt sein wird.

Heerwagen sitzt als zweiter Torwart auf der Bank der Hamburger

Bergmann jedenfalls will auch am Millerntor eine „mutige“ VfL-Mannschaft sehen. Die „Atmosphäre aufsaugen und loslaufen“ - natürlich mit Köpfchen - soll sie und damit am besten Philipp Heerwagen widerlegen, der seine Bochumer Mitspieler als „spielerisch stark, jung und entwicklungsfähig“ lobte, aber auch prophezeite, dass der VfL „mit großem Respekt ans Millerntor kommen“ werde. Heerwagen, das ist bekannt, hat in der Winterpause leihweise den Standort gewechselt und wird als zweiter Torwart auf der Bank der Hamburger sitzen.

Für Bergmann ist diese Rückkehr in die Vergangenheit ein „toller Gradmesser“. Die positive spielerische Entwicklung ist nicht zu übersehen, aber es fehlen immer wieder mal Konstanz, Cleverness und Stabilität. Um auf diesen für den dauerhaften Erfolg wichtigen Feldern von Fortschritten sprechen zu können, müsste als erster Schritt mal ein Spitzenteam der Zweiten Bundesliga bezwungen werden. Gelänge das auch noch im ausverkauften Haus des Gegners, wäre es umso schöner und eindrucksvoller; sozusagen eine Bestätigung, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet und voran kommt.

Obwohl auch jetzt schon daran eigentlich nicht zu zweifeln ist. „Wir haben uns ein bisschen gefangen und einiges bewegt“, sagt Bergmann vorsichtig. Dass er in seinen bislang 13 Ligaspielen mit dem VfL 23 Punkte geholt hat und damit in diesem Zeitraum genau so viele Zähler wie St. Paulis Trainer Andre Schubert, unterfüttert den vorwiegend guten optischen Eindruck, den die Mannschaft inzwischen vermittelt, mit handfesten Zahlen.

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Personell hat sich im Vergleich zum Rostock-Spiel wenig verändert. Marcel Maltritz das ist bereits seit Tagen sicher, kehrt nach abgesessener Sperre wieder ins Abwehrzentrum an die Seite von Jonas Acquistapace zurück, während Daniel Ginczek, Matias Concha, Philipp Bönig und Patrick Fabian weiterhin fehlen. Angreifer Ginczek, prognostiziert Bergmann, wird noch „drei, vier Wochen“ nicht zur Verfügung stehen.

Wegen Maltritz’ Rückkehr wird sich aber nicht nur die Startelf, sondern auch das 18er Aufgebot verändern müssen. Ob es dabei Lukas Sinkiewcz treffen wird, ließ der VfL-Trainer noch offen („Lasst mir noch ein bisschen Zeit“), unwahrscheinlich ist das aber nicht. Obwohl Bergmann befand: „Sinke ist so weit, dass man ihn bringen kann.“

Deluras Fitness reicht laut Bergmann für "15, 20 Minuten"

Denkbar ist zudem, dass Slawo Freier am Millerntor beginnen wird - und zwar als rechter Verteidiger. Bereits gegen Rostock wurde Freier für Björn Kopplin eingewechselt, in Hamburg, wo es hoch her gehen dürfte, könnten seine Erfahrung und Dynamik noch wichtiger sein. Und dass Mimoun Azaouagh vermutlich noch keine 90 Minuten durchzustehen vermag, wäre auch kein Hindernis. Man könnte Freier ja einfach eine Position nach vorne schieben.

Oder man könnte in der Schlussphase Michael Delura bringen. Für „15, 20 Minuten“ reicht Deluras Fitness momentan, sagt Andreas Bergmann, der vom Tempo des ehemaligen Schalkers beeindruckt ist. Und dann ist da ja auch noch „Nika“ Gelashvili. Seine beiden Neuen wird Bergmann sicher nicht zu Hause lassen.