Hamburg. . Der Einsatz stimmte, aber im Spiel nach vorne herrschte „tote Hose“ beim VfL Bochum: Der Zweitligist unterlag daher verdient mit 1:2 beim FC St. Pauli. Slawo Freier sah die Gelb-Rote Karte.

Andre Schubert verabschiedete den Kollegen Andreas Bergmann mit frommen Wünschen. „Bochum hat eine richtig starke Mannschaft. Ich hoffe, dass der VfL unsere Gegner noch richtig ärgern wird.“ Schubert zu ärgern gelang indes nicht: Die Bochumer verloren gegen den FC St. Pauli, wie im Hinspiel, mit 1:2.

„Wir müssen alle den Willen haben, Gegentore zu verhindern“, hatte Schubert nach der Niederlage in Aachen gefordert. Mit Erfolg, denn die Hamburger versuchten den VfL am Sonntag schlicht zu überrennen. Mit großer physischer Präsenz wurden die Bochumer, die neben Marcel Maltritz (für Holmar Eyjolfsson) und Slawo Freier (für Björn Kopplin) auch Kevin Vogt anstelle von Christoph Kramer aufboten, in die Defensive gedrückt.

Mehr als ein Schüsschen des Ex-Bochumers Mahir Saglik, mit dem Torhüter Andreas Luthe keine Probleme hatte, sprang jedoch anfangs nicht dabei heraus, die VfL-Defensive funktionierte.

Wesentlich effektiver präsentierten sich die Gäste, die lange Mühe hatten, sich organisiert zu befreien. Gleich den ersten gescheiten Angriff über Faton Toski schloss Mimoun Azaouagh mit einem Traumtor ab; Azaouagh hob den zu kurz abgewehrten Ball aus der Drehung über Benedikt Pliquett ins Pauli-Tor.

Am Spielverlauf änderte das wenig. Kevin Schindler prüfte Luthe, und dann kamen die Hausherren mit einer Standardsituation zum Erfolg. Sebastian Schachten, der ehemalige Gladbacher, entzog sich bei einem Eckball der Bewachung von Mirkan Aydin und köpfte ungehindert ein.

Fast postwendend hätte der VfL das Missgeschick wett gemacht, aber ausgerechnet Saglik hatte etwas dagegen. Der Stürmer lenkte Christoph Dabrowskis Kopfball an die Unterkante der Latte, von dort sprang der Ball ins Spielfeld zurück. Die Partie hatte Fahrt aufgenommen, St. Pauli antwortete mit einer Chance für Saglik, der jedoch den Ball nicht an Luthe vorbei bekam.

Es hätte noch der ersehnte erste Sieg des VfL in dieser Saison gegen ein Spitzenteam der Zweiten Bundesliga werden können, aber es stimmte auch im zweiten Durchgang fast ausschließlich der kämpferische Einsatz auf Seiten der Bochumer. Spielerisch herrschte tote Hose.

Takashi Inui war am Millerntor praktisch ein Totalausfall, auch Giovanni Federico gelang in der Offensive kaum etwas. Und so blieben die Räume, die St. Pauli in der Mittelfeldzentrale anbot, ungenutzt. „Schade, wir können mehr“, sagte anschließend Andreas Luthe, der den zweiten Hamburger Treffer nach einer Standardsituation nicht verhindern konnte. Erneut war Schachten zur Stelle.

Die Hamburger hatten sich mit ihrem schnörkel- und schmucklosen Powerfußball durchgesetzt, weil der VfL schluderig mit seinen Konterchancen umging. Inui bevorzugte einmal mehr den Soloabschluss aus spitzem Winkel, anstatt auf Aydin abzulegen, und der Bochumer Stürmer selbst versuchte es, als er endlich auch einmal Platz genug hatte, erfolglos auf eigene Faust. „Bei den Kontern hat uns die letzte Klarheit gefehlt“, bemängelte Kapitän Dabrowski, der schließlich befand: „Für uns war hier mehr drin.“

Schachtens Siegtreffer war allerdings der Platzverweis von Slawo Freier voraus gegangen, der Deniz Naki zu Fall gebracht hatte, nachdem er zuvor verwarnt worden war. Das war eine von vielen Entscheidungen des Unparteiischen Bastian Dankert, die in Ordnung gewesen wären, hätte er auf der anderen Seite mit der gleichen Elle gemessen.

Stattdessen hagelte es nach „Kleinigkeiten“ Freistöße fast ausschließlich gegen den VfL. Dass die Bochumer bei den Standardsituationen des Gegners „zweimal“, wie der enttäuschte Andreas Bergmann anschließend sagte, „nicht wach genug“ waren, genügte an diesem Tag, um als Verlierer vom Platz zu gehen.

Am Ende – in Unterzahl und in Rückstand – probierte Bergmann noch einmal alles nach dem Motto: Sekt oder Selters. Michael Delura kam zuerst, dann Nika Gelashvili. Der Ex-Schalker Delura konnte sogar seinen enormen Antritt einmal vorführen, aber geändert hat es nichts mehr – der VfL wartet weiter auf den ersten Sieg gegen die da oben; und er ist weiter auf der Suche nach Stabilität und Konstanz auf gehobenem Niveau.

„Es ist uns wieder nicht geglückt, ein Ausrufezeichen zu setzen“, sagte Andreas Luthe und ließ einen klugen Satz folgen: „St. Pauli ist ein bisschen mehr Spitzenteam als wir, die brauchen keinen Sahnetag, um zu gewinnen.“