Bochum.

Die Reise zur zweiten DFB-Pokalrunde in Unterhaching ist nicht nur eine ans Ende der Republik, sie ist auch ein Wiedersehen mit der eigenen, gescheiterten Vergangenheit. Doch gegen Heiko Herrlich geht es um viel mehr, als nur Revanche.

Natürlich hat das Charme, einen besonderen Reiz: Der VfL trifft an diesem Dienstag (19 Uhr) in der zweiten DFB-Pokal-Runde nicht nur auf einen seiner Ex-Trainer, sondern in Heiko Herrlich auch auf einen jungen Mann, der im Zwist mit Spielern, Mitarbeitern und Medienvertretern Bochum nach nur sieben Monaten wieder verlassen musste. Und doch geht es für den VfL in Unterhaching (Dienstag, 19 Uhr) nicht um eine Art Revanche, nicht gegen Herrlich - es geht um viel mehr.

Es geht um viel Geld

Um sichere 530 000 Euro für das Erreichen der nächsten Runde. Um eine sportliche Perspektive, eine Art Spannungsmoment wenigstens im Pokal - und damit zugleich um das Abwenden einer neuerlichen Blamage. Von einem Spiel, das „für den Klub von großer Bedeutung ist“, spricht daher Sportvorstand Jens Todt - wie der Trainer, wie die meisten Spieler ist er völlig „unbelastet“ in der Personalie Herrlich.

Andreas Bergmann, Herrlichs Nach-Nachfolger, will naturgemäß das Sportliche in den Fokus rücken: Im Pokal könne man „unglaubliche Erlebnisse mitmachen“, er selbst genoss diese Gefühle, als er mit Drittligist St. Pauli 2006 das Halbfinale erreichte. Dass man dabei auch „wirtschaftlich eine Menge machen kann“, ist ihm bewusst. Noch größerem Druck sieht er sein Team aufgrund dieser Doppel-Last zwar nicht ausgesetzt, wohl aber einer immensen „Verantwortung“. Bergmann: „Es darf aber nicht sein, dass uns das lähmt. Es ist Sport.“

Bochumer wie gelähmt

Überspitzt gesagt: Wie gelähmt schließlich kamen die Bochumer oft genug daher in dieser Saison, und in dieser Situation darf es einem nur um sich selbst gehen, um den eigenen Erfolg im Hier und Jetzt. Bergmann jedenfalls will auch in der Kabine nichts wahrgenommen haben, was auf eine zusätzliche Motivation schließen ließe, weil Unterhachings Trainer nun Herrlich heißt.

Zumal der 39-Jährige, der in Bochum so viel „Demut“ predigte und doch selbst so viele vor den Kopf stieß, kaum alte Bekannte treffen wird: Christoph Dabrowski, den Herrlich in einem Interview mit „spox.com“ in diesem September in Bezug auf die Einstellung ausdrücklich lobte („Ein Christoph Dabrowski hat sich in Bochum noch täglich verbessern lassen“), Marcel Maltritz und Andreas Luthe zählen heute zur Startelf des VfL, die „damals“ schon zum Stamm gehörten. Als Herrlich im Herbst 2009 kam, sich erste Erfolge einstellten und dann, den Klassenerhalt vor Augen, ein Spiel nach dem anderen verloren wurde, bis zum bitteren Abstieg. Zwei Spieltage vor Schluss trennte man sich, ein gutes Jahr noch, bis 30. Juni 2011, musste der VfL das vereinbarte Gehalt überweisen.

Neuer Job für Herrlich

Denn erst in diesem Sommer fand Herrlich in Unterhaching einen neuen Trainerjob. „Ich habe riesigen Spaß hier, gehe voll im Jetzt auf“, sagte er „spox.com“. Die bisherigen Ergebnisse sprechen dafür, dass der Ex-Nationalspieler zumindest bei den Jungspunden seiner Wahl Gehör findet. Und vor dem Duell gegen Bochum sagt er laut „kicker“ gewohnt selbstbewusst: „Spielerisch und kämpferisch können wir mithalten.“

Letzteres, das Sportliche, ist auch für Bergmann wichtig. „Wir wissen, was auf uns zukommt“, sagt der VfL-Trainer und will verhindern, dass der Außenseiter „an uns wachsen kann. Wir sind der Favorit, wir wollen eine schnelle Entscheidung haben.“

Vogt und Kefkir rücken in den Kader

Für den verletzten Slawo Freier rückt Oguzhan Kefkir in den Kader, „weil ich auf den Außenpositionen einen schnellen Mann brauche als zusätzliche Option“, so Trainer Andreas Bergmann. Zudem ersetzt der genesene Kevin Vogt Innenverteidiger Holmar Eyjolfsson. Wer von Beginn an spielt, ließ Bergmann offen. In Karlsruhe entschied er sich nach Freiers Aus für Daniel Ginczek, in Unterhaching könnte Faton Toski die Nase vorn haben, damit Takashi Inui, wie beim KSC zu Beginn, als zweite Spitze zentral seine Stärken besser ausspielen kann. Weitere Änderungen sind nicht zu erwarten. Gegen Aachen am Freitag könnte Mimoun Azaouagh dazustoßen, der gestern erstmals einen Teil des Trainings mitmachte.