Bochum.

Es ist ruhig am Trainingsgelände des VfL Bochum. Vier, fünf ältere Beobachter schauen zu, wie die Profis laufen. Natürlich schimpfen sie. Über die Leistungen der Spieler. Über die Taktik des Trainers. Alle Mist, alles Mist, das ist der Tenor. Es ist im Kern der Tenor der meisten VfL-Anhänger, von denen man hört, mit denen man spricht. Und nicht wenige fordern Friedhelm Funkels Ende beim VfL.

Was ja völlig normal ist bei diesem Saisonstart, bei diesem Tabellenstand, und auch: bei diesem schwachen Fußball, den die Bochumer anboten bisher. Ernst-Otto Stüber, der Aufsichtsrats-Vorsitzende, der erstmals in seiner Amtszeit eine schwierige Phase mitzuverantworten hat, sagt: „Der Start ist total verkorkst, für die Fans ist das frustrierend.“ Dennoch stellt er klar: „Wir müssen jetzt nicht den Kopf verlieren. Ein Ultimatum für Trainer Friedhelm Funkel gibt es nicht.“ Sportvorstand Jens Todt hatte bereits erklärt, dass man weiter auf Funkel setze, nicht „in Panik“ verfalle.

Gleichwohl fordern Todt und - noch deutlicher - Stüber Erfolge. Schnelle Erfolge, es ist ja spät genug. „Gegen Fürth müssen wir gewinnen, wenn wir unser Ziel Aufstieg weiter verfolgen wollen“, sagt Stüber. Und: „Ich denke, dass wir dafür auch einen guten Kader haben.“ Funkel habe „die Erfahrung“ und „Kenntnis“, so Stüber, die Mannschaft wieder auf diesen Kurs zu bringen. Dies sei auch jetzt sein Eindruck, nach einem „friedlichen“ Gespräch mit dem Trainer am Sonntag. Das Funkel selbst als „völlig normal in dieser Situation“ bezeichnete: „Das war ein super Gespräch.“

Dennoch: Verein, Verantwortliche und Trainer spüren natürlich den stärker, immer stärker werdenden Gegenwind, der zu einem Sturm werden dürfte, wenn es gegen Fürth so richtig schief geht.

Funkel müht sich, diesen Ballast von der Mannschaft zu nehmen. Indem er sich demonstrativ und wortstark vor sie stellt: „Ich habe eine richtig geile Truppe“, sagte er gestern nach dem Training. „Hier motzt keiner rum oder lässt sich hängen. Deshalb gehe ich gerade in dieser schwierigen Phase vorneweg.“

Kernige Aussagen - aber keine Lösung der Probleme. „Wir müssen die individuellen Fehler schleunigst abstellen, uns ein Erfolgserlebnis erarbeiten“, sagt Funkel, der sich weiterhin beharrlich dagegen wehrt, dass seine Mannschaft zu wenig Einsatz gezeigt habe gegen Union Berlin. „Die Mannschaft will, die Fehler macht keiner extra.“

Freitag kommt Fürth. Die Franken verloren zum Auftakt unglücklich 2:3 gegen Eintracht Frankfurt, siegten dann viermal souverän. „Das ist mir jetzt sogar lieber, als gegen einen schlechter dastehenden Gegner zu spielen“, sagt Funkel. „Wir müssen uns richtig reinbeißen und versuchen, mit allen Mitteln zu gewinnen.“

Klingt gut - aber auch wie: schon verdammt oft gehört. Die Umsetzung sah anders aus. Von schwach (0:2 gegen Düsseldorf) und lahm (1:0 gegen Frankfurt) über trostlos (0:0 in Rostock) bis harmlos (1:2 in Berlin) war alles dabei. Fehlende Aggressivität kam oft dazu - und mangelnder Mut, das Spiel von Beginn an zu diktieren, vor der Pause auf die Entscheidung zu drängen, mit allen Mitteln, mit Offensivkraft. Läuferisch, taktisch, personell. Nur gegen St. Pauli, mit der Ankunft Inuis, blitzte der Anspruch auf, aufsteigen zu wollen mit druckvollem Fußball - und dies auch zu können.

Freitag kommt Fürth. Funkel sagt: „Die Jungs werden 100 Prozent geben - und dann hauen wir sie weg.“

Entwarnung bei Maltritz

Innenverteidiger Marcel Maltritz zog sich eine Reizung am äußeren Knöchel zu, wurde gespritzt. Einem Einsatz am Freitag steht vermutlich nichts im Weg. Geplant ist, dass Maltritz zumindest eine von zwei Trainingseinheiten an diesem Dienstag mitmacht. Christoph Dabrowski dagegen droht erneut auszufallen. Der Kapitän, der gegen St. Pauli verletzt vom Platz musste (Innenbanddehnung im Knie), habe weiterhin „leichte Probleme“, so Trainer Friedhelm Funkel. „Das wird ein Wettlauf mit der Zeit. Sollte auch nur ein kleines Risiko bestehen, wird er nicht spielen.“ Zumal danach wegen der Länderspielpause über zwei Wochen Zeit ist bis zum nächsten Liga-Spiel in Dresden (Montag, 12. September). Mimoun Azaouagh, der individuell trainiert, könne erst „in ein paar Wochen“ wieder eine Option für einen Liga-Einsatz werden.