Bochum. Aufsichtsrat Ernst-Otto Stüber hat beim VfL zum zweiten Mal hart durchgegriffen: Erst die Neuaufstellung im Nachwuchsbereich und jetzt die vorzeitige Trennung von Thomas Ernst, der zu viele Fehler machte. Ein Kommentar.

Ernst-Otto Stüber gibt sich stets höflich - und ist knallhart in der Sache, wenn er von Änderungen überzeugt ist. Erst im Dezember angetreten mit den Worten, „alles auf den Prüfstand zu stellen“, hat der neue Aufsichtsrat mit Stüber an der Spitze zum zweiten Mal durchgegriffen. Erst stellte man die Nachwuchsabteilung personell neu auf, trennte sich von VfL-Ikonen wie Frank Heinemann, was längst nicht bei allen auf Gegenliebe stieß.

Im Fall des Sportvorstands ist das Stimmungsbild ein anderes, entscheidend ist es nicht: Thomas Ernst muss gehen, weil man mit seiner Arbeit nicht zufrieden war; und Todt weit mehr zutraut.

Für wichtige Dinge, hat Stüber jüngst sinngemäß erklärt, sei trotz knapper Kassen Geld vorhanden. Ernst womöglich bis Jahresende, wenn sein Vertrag endet, weiter zu bezahlen, hat schließlich auch etwas mit Geld zu tun. Der Wechsel auf der Führungsetage war dem Rat also: wichtig. Sehr wichtig.

Der Zeitpunkt überrascht dabei nur vordergründig: Spätestens seit dem Umbau der Nachwuchsabteilung war klar, dass der Aufsichtsrat auf Trainer Friedhelm Funkel als eine „Säule“ setzt - aber auf Ernst nur noch so lange wie nötig. Bis ein Nachfolger gefunden ist. Zu spät? Auch angesichts der starken Stellung, die Trainer Funkel nicht zuletzt bei der Kaderplanung genießt, wohl gerade noch früh genug.

Zu viel war schief gelaufen in Ernst’ Amtszeit, in den letzten drei Jahren: Klassenerhalt mit Ach und Krach, Abstieg, Fan- und Mitglieder-Revolte, kein Wiederaufstieg, in der Summe: kein Erfolg - bei (zu) vielen Transfers, auf dem Platz. Und: Ernst, privat ein durchaus sympathischer Mann ohne Allüren, blieb in der beruflichen Außendarstellung blass, konnte sich nie aus dem Schatten des ehemaligen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Werner Altegoer befreien. Als er es einmal tat, ging es schief: Die Verpflichtung von Trainer Heiko Herrlich war fatal. Bereits im Sommer zuvor hatte Ernst es versäumt, sich gegen Altegoer und den von ihm geschätzten Trainer Marcel Koller durchzusetzen, eine zu alte Mannschaft aufzufrischen.

Der Neuaufbau mit jungen Kräften, den Ernst zuletzt mit vorantrieb, kam zu spät.