Osnabrück. Die Fans des VfL Bochum mussten bis in die Schlussphase um den dritten Tabellenplatz zittern. Erst in der Nachspielzeit gelangen Friedhelm Funkels Mannschaft die entscheidenden Treffer.

Der VfL Bochum hat mit viel Glück Platz drei verteidigt. Durch Treffer von Marcel Maltritz und Mahir Saglik in der Nachspielzeit gewann Bochum mit 3:1 beim aufopferungsvoll kämpfenden VfL Osnabrück.

Doch es geht nur noch um den Relegationsplatz: Der FC Augsburg sicherte sich durch ein spätes Tor zum 2:1 gegen den FSV Frankfurt den direkten Aufstieg. Greuther Fürth bleibt nach einem klaren Sieg bei RW Oberhausen mit zwei Punkten hinter dem VfL in Lauerstellung. Der VfL, der Kevin Vogt mit Verdacht auf Kreuzbandriss verlor, muss am letzten Spieltag gegen Duisburg antreten, Fürth empfängt Düsseldorf.

Verdacht auf Kreuzbandriss bei Vogt

Dass die Bochumer in Osnabrück gewannen, hatten sie dem Unvermögen des überlegenen VfL Osnabrück, Torwart Luthe, der am Ende einen Riesenreflex zeigte, und Marcel Maltritz zu verdanken. Der Innenverteidiger hämmerte einen Freistoßball aus kurzer Distanz volley mit links in die Maschen. Mahir Sagliks 3:1 kaum 60 Sekunden später spielte keine Rolle mehr - der VfL, nach vorne lange Zeit kaum zu sehen und defensiv mitunter konfus, hatte sich in einer hitzigen Partie tatsächlich durchgesetzt. Unfassbar nach diesem Spielverlauf.

Trainer Friedhelm Funkel brachte in der Startelf für den verletzten Azaouagh etwas überraschend Zlatko Dedic, der auf dem linken Flügel begann. Faton Toski rückte ins zentrale Mittelfeld. Doch bereits nach gut zwei Minuten musste Funkel reagieren: Kevin Vogt prasselte bei einem Schuss-Versuch unglücklich mit Osnabrücks Kämpfertypen Jan Tauer zusammen. Der 19-Jährige wurde nach minutenlanger Behandlung mit schmerzverzerrtem Gesicht von den Sanitätern vom Platz getragen. Erste niederschmetternde Diagnose: Verdacht auf Kreuzbandriss im rechten Knie. Bitter für den VfL, bitter für den schon so oft von schweren Verletzungen gebeutelten und zuletzt aufstrebenden U-21-Nationalspieler.

Giovanni Federico kam ins Spiel, übernahm Toskis Position, der wiederum Vogt ersetzte.

Der VfL begann im stimmungsvollen "Hexenkessel" osnatel-Arena, mit gut 16 000 Zuschauern restlos ausverkauft, engagiert und mit Druck nach vorne, ohne dass Zählbares dabei heraussprang. Für die meiste Spannung sorgten da zunächst die aktuell eingeblendeten Zwischenergebnisse. Als der FSV Frankfurt in Augsburg in Führung ging, herrschte im überfüllten VfL-Block, in dem einige Idioten mal wieder Bengalo abfackelten, Aufstiegs-Euphorie. Als ob es nicht heiß genug gewesen wäre bei 28 Grad im Schatten. Und als Fürth in Oberhausen und Bielefeld gegen Karlsruhe trafen, jubelten die Osnabrücker Anhänger.

Maltritz wird zum Matchwinner für den VfL Bochum

Andreas Luthe: Matchwinner. Drei Minuten vor dem Abpfiff holte der lange Schlussmann einen Ball aus dem Knick. Da hätte es 2:1 für die Gastgeber geheißen. Starke Partie von Luthe, dabei hätte er in der 16. Minute unglücklich aussehen können, als sich ein Abschlag seines Torwartkollegen Berbig fast ins Tor senkte. Traf in der 20. Minute Kastrati unglücklich im Strafraum - der Elfer blieb ohne Folgen. Luthe blieb sogar vor einer Gelb-Sperre verschont.
Andreas Luthe: Matchwinner. Drei Minuten vor dem Abpfiff holte der lange Schlussmann einen Ball aus dem Knick. Da hätte es 2:1 für die Gastgeber geheißen. Starke Partie von Luthe, dabei hätte er in der 16. Minute unglücklich aussehen können, als sich ein Abschlag seines Torwartkollegen Berbig fast ins Tor senkte. Traf in der 20. Minute Kastrati unglücklich im Strafraum - der Elfer blieb ohne Folgen. Luthe blieb sogar vor einer Gelb-Sperre verschont. © imago sportfotodienst
Gewohnt souverän, chancenlos beim 1:1. Note: 2
Gewohnt souverän, chancenlos beim 1:1. Note: 2 © imago sportfotodienst
Matthias Ostrzolek: Mit den Händen ist Bochums Linksverteidiger nicht so sicher, gingen die ersten Einwürfe alle zu gegnerischen Spielern. Im Sprint selten Sieger gegen Benjamin Sieger.
Matthias Ostrzolek: Mit den Händen ist Bochums Linksverteidiger nicht so sicher, gingen die ersten Einwürfe alle zu gegnerischen Spielern. Im Sprint selten Sieger gegen Benjamin Sieger. © imago sportfotodienst
Hatte auch das Nachsehen bei Schnetzlers Kopfball-Chance (50.). Note: 5
Hatte auch das Nachsehen bei Schnetzlers Kopfball-Chance (50.). Note: 5 © imago sportfotodienst
Anthar Yahia: Der sichere von beiden Innenverteidigern. Klärte einige Male in höchster Not, aber auch der Bochumer Kapitän sah nicht immer souverän aus.
Anthar Yahia: Der sichere von beiden Innenverteidigern. Klärte einige Male in höchster Not, aber auch der Bochumer Kapitän sah nicht immer souverän aus. © imago sportfotodienst
3Seine Diagonalpässe kamen meistens an. Note: 3
3Seine Diagonalpässe kamen meistens an. Note: 3 © imago sportfotodienst
Marcel Maltritz: Matchwinner! Der Innenverteidiger schoss in der Nachspielzeit das überlebenswichtige 2:1 für die Gäste. Aber zuvor mit einer mäßigen Partie: Ließ sich in der 19. Minuten zu leicht von Kastrati abspeisen.
Marcel Maltritz: Matchwinner! Der Innenverteidiger schoss in der Nachspielzeit das überlebenswichtige 2:1 für die Gäste. Aber zuvor mit einer mäßigen Partie: Ließ sich in der 19. Minuten zu leicht von Kastrati abspeisen. © imago sportfotodienst
Einige Wackler und Unsicherheiten beim sonst so abgeklärten Ex-Kapitän. Egal. Note: 3
Einige Wackler und Unsicherheiten beim sonst so abgeklärten Ex-Kapitän. Egal. Note: 3 © imago sportfotodienst
Björn Kopplin: Ordentliche Partie auf seiner rechten Seite. Gutes Timing bei den Grätschen, vernünftiges Spiel nach vorne.
Björn Kopplin: Ordentliche Partie auf seiner rechten Seite. Gutes Timing bei den Grätschen, vernünftiges Spiel nach vorne. © imago sportfotodienst
Bester Mann in der Bochumer Hintermannschaft. Note: 2,5
Bester Mann in der Bochumer Hintermannschaft. Note: 2,5 © imago sportfotodienst
Faton Toski (bis 83.): Erneut schenkte Funkel dem ehemaligen Frankfurter Toski das Vertrauen und ließ Giovanni Federico auf der Bank. Im vielen Aktionen begnügte sich Toski mit halbherzigen Sprints und Zweikämpfen.
Faton Toski (bis 83.): Erneut schenkte Funkel dem ehemaligen Frankfurter Toski das Vertrauen und ließ Giovanni Federico auf der Bank. Im vielen Aktionen begnügte sich Toski mit halbherzigen Sprints und Zweikämpfen. © imago sportfotodienst
Rettete den VfL aber in zwei Situationen vor dem Gegentor. Note: 4
Rettete den VfL aber in zwei Situationen vor dem Gegentor. Note: 4 © imago sportfotodienst
Andreas Johansson: Zusammen mit dem erneut umgestellten defensiven Mittelfeld zu inkonsequent in den Zweikämpfen.
Andreas Johansson: Zusammen mit dem erneut umgestellten defensiven Mittelfeld zu inkonsequent in den Zweikämpfen. © imago sportfotodienst
Ließ sich häufig zu schnell überlaufen. Hatte sichtlich am Vogt-Schock zu knabbern. Note: 4
Ließ sich häufig zu schnell überlaufen. Hatte sichtlich am Vogt-Schock zu knabbern. Note: 4 © imago sportfotodienst
Kevin Vogt (bis 5.): Schock-Sekunde für den VfL Bochum schon in der zweiten Minute. Vogt verletzte sich, kaum war das Spiel angefangen, so schwer, dass er ausgewechselt werden musste.
Kevin Vogt (bis 5.): Schock-Sekunde für den VfL Bochum schon in der zweiten Minute. Vogt verletzte sich, kaum war das Spiel angefangen, so schwer, dass er ausgewechselt werden musste. © imago sportfotodienst
Verdachte auf Kreuzbandriss im rechten Knie. Ohne Note.
Verdachte auf Kreuzbandriss im rechten Knie. Ohne Note. © imago sportfotodienst
Zlatko Dedic: Die einzige Veränderung, die Bochums Trainer Friedhelm Funkel vornehmen musste. Dedic kam für den kreativen Mimoun Azaouagh in die Partie, spielte aber auf der linken, offensive Seite. Bereitete allerdings von rechts die Bochumer Führung vor.
Zlatko Dedic: Die einzige Veränderung, die Bochums Trainer Friedhelm Funkel vornehmen musste. Dedic kam für den kreativen Mimoun Azaouagh in die Partie, spielte aber auf der linken, offensive Seite. Bereitete allerdings von rechts die Bochumer Führung vor. © imago sportfotodienst
Defensiv häufig zu weit weg von seinem Gegenspieler. Note: 3,5
Defensiv häufig zu weit weg von seinem Gegenspieler. Note: 3,5 © imago sportfotodienst
Mirkan Aydin: Der Doppeltorschütz aus dem Spiel gegen Union Berlin rieb sich als Keilstürmer der Bochumer förmlich auf. Wurde häufig hoch angespielt und brachte den Ball mit seiner feinen Technik häufig unter Kontrolle.
Mirkan Aydin: Der Doppeltorschütz aus dem Spiel gegen Union Berlin rieb sich als Keilstürmer der Bochumer förmlich auf. Wurde häufig hoch angespielt und brachte den Ball mit seiner feinen Technik häufig unter Kontrolle. © imago sportfotodienst
Allein auf weiter Flur. Strahlte dennoch kaum Torgefahr aus. Note: 4
Allein auf weiter Flur. Strahlte dennoch kaum Torgefahr aus. Note: 4 © imago sportfotodienst
Slawo Freier: Viel Druck lastete auf den Schultern des ehemaligen Nationalspielers. Zu viel vielleicht. In der ersten Halbzeit war Freier kaum zu sehen, wurde im zweiten Abschnitt besser. Gute Übersicht in der 57. Minute beim Pass auf Federico.
Slawo Freier: Viel Druck lastete auf den Schultern des ehemaligen Nationalspielers. Zu viel vielleicht. In der ersten Halbzeit war Freier kaum zu sehen, wurde im zweiten Abschnitt besser. Gute Übersicht in der 57. Minute beim Pass auf Federico. © imago sportfotodienst
Viel zu leicht vom Ball zu trennen. Viel zu gefällig. Bereitete aber die erneute VfL-Führung vor, Deshalb: Note: 4
Viel zu leicht vom Ball zu trennen. Viel zu gefällig. Bereitete aber die erneute VfL-Führung vor, Deshalb: Note: 4 © imago sportfotodienst
Giovanni Federico (ab 5.): Kaum hatte Federico auf der Ersatzbank Platz genommen, musste er sich schon sein Trikot überstreifen und den verletzten Vogt ersetzen. Und dieser Wechsel machte sich bezahlt, als Federico nach Pass von Dedic zu einem wichtigen Zeitpunkt das 1:0 für seine Farben machte.
Giovanni Federico (ab 5.): Kaum hatte Federico auf der Ersatzbank Platz genommen, musste er sich schon sein Trikot überstreifen und den verletzten Vogt ersetzen. Und dieser Wechsel machte sich bezahlt, als Federico nach Pass von Dedic zu einem wichtigen Zeitpunkt das 1:0 für seine Farben machte. © imago sportfotodienst
Hätte alle VfL-Anhänger mit dem 2:0 und 3:0 erlösen können. Trotzdem: Gutes Spiel. Note: 2,5
Hätte alle VfL-Anhänger mit dem 2:0 und 3:0 erlösen können. Trotzdem: Gutes Spiel. Note: 2,5 © imago sportfotodienst
Mahir Saglik (ab 83): Machte in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Deckel drauf.
Mahir Saglik (ab 83): Machte in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Deckel drauf. © imago sportfotodienst
Ohne Note.
Ohne Note. © imago sportfotodienst
Oguzhan Kefkir (ab 87.): Ohne Note.
Oguzhan Kefkir (ab 87.): Ohne Note. © imago sportfotodienst
Oguzhan Kefkir (ab 87.): Ohne Note.
Oguzhan Kefkir (ab 87.): Ohne Note. © imago sportfotodienst
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Federicos Einwechslung als Glücksfall

Auf dem sonnenüberfluteten Rasen indes lieferten sich die Teams ein reines Kampfspiel auf Biegen und Brechen - und Osnabrück, der mit allen Mitteln des Einsatzes gegen den Abstieg kämpfende Außenseiter, übernahm mehr und mehr die Initiative gegen die nach vorne erneut erschreckend schwachen Bochumer. Nach einem Warnschuss von Hansen (12.) enwischte der quirlige 19-jährige Kastrati Marcel Maltritz, ehe der anfangs mit einigen Wacklern auffallende Torwart Andreas Luthe ihn elfmeterreif traf. Ein Tor hatte Osnabrück in den letzten vier Spielen nur erzielt, durch Sebastian Tyrala - per Elfmeter. Direkt vor dem Bochumer Block jedoch versagten dem jungen Offensivspieler die Nerven: Beim Anlauf geriet er in Rücklage, rutschte leicht weg, der Ball flog meterhoch über das Tor. Luthe ballte die Faust - Glück gehabt. Nicht zum letzten Mal.

Nur drei Minuten später schlug der VfL eiskalt zu. Nach der ersten und bis zur Pause einzigen starken Kombination über Slawo Freier und Dedic, der per Hacke auflegte, vollstreckte ausgerechnet der ursprünglich gar nicht vorgesehene Federico aus zwölf Metern. Diese Kaltschnäuzigkeit im Abschluss zeichnet ihn aus - und genau die fehlte Osnabrück.

Denn Ruhe bekam der VfL trotz der Führung nicht in sein Spiel, der Gastgeber war fortan klar tonangebend. "1 Tor, 1 Tor, 1 Tor" sang die Ostkurve unentwegt, doch es sollte trotz einer phasenweise ungeordneten VfL-Defensive nicht fallen. Vor allem Ostrzolek hatte auf der linken Seite Probleme mit Benjamin Siegert, später auch Kopplin, die Innenverteidiger, Johansson, Toski .... Engel aber verzog klar (29./31.), und nach einem guten Angriff blockte Federico den Schuss von Castrati in letzter Millisekunde noch ab (41.). Vom VfL war nach vorne nichts mehr zu sehen.

Osnabrück ließ Chancen liegen

Nach dem Wechsel demonstrierte der VfL Osnabrück, warum er trotz der klaren Niederlage von RWO weiter um den Klassenerhalt bangen muss: Beste Chancen ließen sie ungenutzt. So Rechtsverteidiger Alexander Schnetzler, dessen Kopfball aus kurzer Distanz knapp links vorbei ging (50.). Oder der eingewechselte Dennis Schmidt, der - vom VfL wieder völlig allein gelassen - aus sechs Metern den Ball per Kopf nicht im Netz unterbringen konnte (65.). Osnabrücks Trainer Flottmann hatte inzwischen zweimal gewechselt, auf mehr Offensive gesetzt, um den verdienten Punkt einzufahren. Es ergab sich Platz zum Kontern, doch Federico vergab das wohl vorentscheidende 2:0 gleich zweimal: Erst nach Pass von Freier (57., knapp vorbei), dann nach Flanke von Kopplin (66., drüber).

Osnabrück steckte nicht auf. Engels Schuss zischte links vorbei, und Luthe parierte den Schuss des eingewechselten Chrisian Pauli ebenso wie direkt danach den Kopfball von Schnetzler. Meine Güte, der VfL Bochum zitterte, er wankte - und er fiel. Nach einer langen Flanke herrschte erneut Konfusion in der Bochumer Verteidigung, und die Kopfballvorlage vollstreckte Kastrati aus drei Metern zum hochverdienten Ausgleich. Die "Bremer Brücke" bebte - Osnabrück hatte sich das Tor redlich verdient. Und weiter drückte der Gastgeber, erneut Kastrati vergab per Kopf eine Hundertprozentige (85.). Und Luthe rettete mit einer Weltklasse-Parade gegen den Schuss von Tauer den einen Punkt (87.).

Den einen? Es wurden doch noch drei. Dank Maltritz. Und mit dem Dusel des weiterhin auf den Aufstieg hoffenden VfL Bochum.