Bochum. Zlatko Dedic, der neue Stürmer des VfL Bochum, ist heiß auf seinen ersten Einsatz im neuen Trikot, muss sich aber wegen einer schweren Fingerverletzung wohl noch ein paar Tage gedulden. Bei einem Unfall auf der Kartbahn verlor er einen Zentimeter des linken Mittelfingers.

Sie haben schon gegeneinander gespielt in Italien, Marc Pfertzel, der Franzose, und Zlatko Dedic, der in Bosnien geborene Slowene. Nun tragen beide das Trikot des VfL Bochum, und Pfertzel, der Allrounder aus dem Elsass, nimmt schon wieder eine neue Position ein – die des Dolmetschers.

Die letzten Wochen waren turbulent für Dedic, einen Stürmer, der, so Trainer Marcel Koller, „weite Wege geht und lange Sprints” durchhalten kann.

Die Verletzung stört noch

Die Geburt von Tochter Sara und der Beginn eines neuen Kapitels in seiner sportlichen Laufbahn waren die positiven Höhepunkte, der Unfall auf der Kartbahn, der ihn einen Zentimeter seines linken Mittelfingers kostete, der negative. Noch sind die Fäden nicht gezogen, „stört” die Verletzung „beim Fallen”. Weshalb Koller bereits die Notbremse gezogen hat: „Ich denke, das Spiel am Mitwoch gegen St. Gallen kommt für ihn noch zu früh.”

Dabei kann es der 24-Jährige kaum erwarten, den Bochumern zu zeigen, was er drauf hat. Dedic, der als 17-Jähriger nach Italien ging und im vergangenen Winter von Bologna und Neapel umworben wurde, war einen Tag nach dem Sieg gegen Frankfurt in Bochum, freute sich über das Ergebnis, das den Klassenerhalt bedeutete und betrachtete mit Wohlgefallen die Reste der Party. Viel hatten ihm seine Mitspieler aus der slowenischen Nationalmannschaft über die Stimmung in den Bundesliga-Stadien erzählt. „Und wenn Goran Sukalo schon so positiv über die Zweite Liga spricht, wie muss es dann erst in der Ersten sein”, sagt Dedic.

"Einfacher Junge" ohne Allüren

Bald wird er, der seit den ersten Kontakten zum VfL den deutschen Fußball nicht mehr aus den Augen gelassen und auch verfolgt hat, wie die Bosnier Misimovic und Dzeko ihren Weg zum Titel einschlugen, ein Teil davon sein. Dann wird er auch beurteilen können, ob stimmt, was ihm Marc Pfertzel erzählt hat; dass der deutsche Fußball weniger taktisch bestimmt, dafür schneller und offensiver ist. „Für mich”, sagt er, „ist das vielleicht besser, mehr Platz zu haben, um in die Tiefe zu gehen.”

Gibt sich Zlatko Dedic im Kreise seiner neuen Mannschaft so wie im ersten Gespräch mit ihm bis dahin unbekannten deutschen Journalisten, dürfte er schnell ankommen beim VfL. Der „einfache Junge” ohne Allüren ist offen und freundlich, scheut sich auch nicht über seine Stärken zu sprechen und gewisse Defizite im Kopfball-Spiel einzuräumen („Das ist nicht unbedingt meine Stärke”), um dann jedoch zu einer alten Weisheit zurückzufinden: „Leistung zu zeigen ist besser als darüber zu sprechen.”

Wo er seinen Platz sieht auf dem Platz, daran lässt er nicht den Hauch des Zweifels. „Ich bin Stürmer, habe immer dort gespielt. Eine Rolle im zentralen Mittelfeld kann ich mir nicht vorstellen.” Soll er wohl auch nicht. Seine Aufgabe, so sie denn jemand öffentlich klar definieren würde, ließe sich so beschreiben: Lücken reißen in die gegnerischen Abwehrreihen, Platz schaffen für den Nebenmann, vor- und zuarbeiten, den Gegner mit viel Laufarbeit unter Druck setzen und so oft es geht auch selbst treffen.

In der slowenischen Nationalmannschaft neben Milivoje Novakovic klappt das ganz gut, davon haben sich die Bochumer, als sie Dedic unter die Lupe nahmen, selbst ein positives Bild gemacht. Bald schon tritt er gegen den Kollegen Torjäger vom 1. FC Köln an. „Darauf freue ich mich besonders”, sagt er.

STATIONEN

Zlatko Dedic wurde 1984 im bosnischen Bihac geboren, wechselte als 17-Jähriger zum AC Parma und bestritt bislang 85 Spiele in den italienischen Serien A und B. Dabei erzielte er 25 Tore. Für die slowenische Nationalmannschaft war er bislang 16 Mal (1 Tor) im Einsatz.