Fürth. . Nach dem 1:1 im Spitzenspiel bei der SpVgg Greuther Fürth ist die Freude beim VfL Bochum nicht ungeteilt. Nach einer stabilen ersten Halbzeit folgte eine phasenweise konfuse zweite Hälfte.
Als Sportvorstand Thomas Ernst kurz vor der Abfahrt Stellung bezog, spiegelten Wortwahl und Mimik genau das wider, was der VfL beim Verfolger Fürth geboten hatte: Er war hin- und hergerissen.
Einer stabilen ersten Halbzeit folgte eine phasenweise konfuse zweite Hälfte gegen nun erdrückend dominierende Franken. Und so schwankte auch Ernst zwischen einem „schade“ um die zwei vergebenen Punkte und einem „in Ordnung“ für den einen geholten. „Wir können damit leben“, sagte Ernst letztlich und wählte damit exakt die gleichen Worte wie Trainer Friedhelm Funkel: „Wir haben unser erste Ziel, Fürth nicht vorbeiziehen zu lassen, erreicht“, so der keinesfalls unzufriedene Trainer nach einem „sehr intensiv geführten Spiel“ und einem „gerechten Unentschieden“
VfL holt einen Punkt
8260 Zuschauer kamen zum Spitzenspiel - tatsächlich schon Saisonrekord. In Fürth ist eben alles eine Nummer kleiner. Parkplätze an der mitten im Wohngebiet gelegenen Trolli-Arena sucht man ebenso vergebens wie eine mit mehr als dem Wirt gefüllte Kneipe in der Altstadt am Samstagabend. Fürth und 1. Liga, von Struktur und Umfeld her kaum vorstellbar.
Sportlich schon.
Denn trotz Verletzungspechs und Mini-Etats zählt das in der Rückrunde ja auch noch unbesiegte Team von Mike Büskens zum Besten, was die 2. Liga zu bieten hat - auch wenn die Greuther dies gestern in der 1. Halbzeit nicht zeigten - geschockt vom Blitzstart des VfL: Nach Flanke von Björn Kopplin leitete Christoph Dabrowski den Ball zu Mirkan Aydin, der von der Innenverteidigung mit dem ansonsten passablen Ex-Bochumer Mergim Mavraj übersehen wurde. Freistehend zimmerte der 23-Jährige den Ball aus der Luft ins linke Eck - Aydins viertes Saisontor im siebten Einsatz. Chong Tese, erneut nur Reservist, wird sich weiter gedulden müssen.
Auch Ümit Korkmaz und Zlatko Dedic hatte Funkel auf die Bank gesetzt, für sie spielten Dabrowski zentral und Saglik auf der rechten Seite. Azaouagh rückte nach links.
Das 1:0 gab den ohnehin vor Selbstbewusstsein strotzenden Bochumern weitere Sicherheit, dem auf Ballbesitz ausgelegten Defensiv-Konzept spielte die frühe Führung in die Karten. Bochum ließ „unglaublich den Ball zirkulieren“, wie Büskens anerkannte. Und nach einem fast perfekten Konter über Dabrowski, Vogt, Aydin und erneut Vogt vergab Azaouagh, der zu weit nach außen zog, die (Vor-)Entscheidung: Seinen Schuss klärte Nehrig vor der Linie (11.).
Fürth wirkte weiter wie geschockt, nicht einmal drangen die Gastgeber gefährlich in den wie eine mittelalterliche Festung bewachten VfL-Strafraum ein. Und als Stürmer Milorad Slepicka mit gestreckten Beinen Mahir Saglik umsäbelte und dafür die Rote Karte sah, schien die Partie gelaufen.
Ein Irrtum. Kurz nach Wiederanpfiff sah Matthias Ostrzolek Gelb-rot. Die erste Gelbe hatte ihm der kartenfreudige Schiedsrichter Welz Ende der ersten Halbzeit gezeigt, eine Fehlentscheidung. Funkel reagierte prompt, brachte Philipp Bönig (für Saglik) als Linksverteidiger. Zehn gegen zehn - Fürth kam mit Macht: Sararer scheiterte am glänzend parierenden Andreas Luthe (50.), und Müllers Kopfball nach Flanke des 18-jährigen Felix Klaus, der Bönig vor Probleme stellte, zischte haarscharf vorbei (56.).
Danach fand sich Bochum wieder, nutzte aber die Räume, die ihnen die etwas weiter aufgerückten Fürther boten, nicht. Mike Büskens riskierte noch mehr, brachte den offensiven Burat Kaplan, 20-jährige Leihgabe aus Leverkusen, für den defensiven Prib - mit Erfolg. Erst parierte Luthe erneut bravourös gegen Müller, doch nach Sararers Schuss an den Pfosten verwandelte Kaplan den Abpraller zum längst verdienten Ausgleich. Weil die Bochumer „nicht mehr so aggressiv, nicht mehr so ballsicher“ agierten, wie Funkel monierte - und für überhaupt keine Entlastung sorgten. Die jungen Wilden Müller, Sararer, Klaus und Kaplan wirbelten weiter, doch Kaplans Schuss aus 20 Metern strich am Tor vorbei. Funkel gelassen: „Wichtig ist, dass wir weiter alle Chancen auf Platz zwei haben.“