Bochum. .
Als der „Osten“ vielstimmig Marcel Maltritz hochleben ließ, war das vielleicht der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Jedenfalls schien es am Freitag so, als ob die wieder wachsende Bochumer Fangemeinde nun gewillt ist, den Blick in die Zukunft und nicht mehr in die Vergangenheit zu lenken.
Maltritz , in den letzten eineinhalb Jahren bei vielen Fans eine Art Synonym für alles, was beim VfL schief gelaufen ist, hatte sich die Ovationen verdient. An seiner Person lässt sich auch wohl am besten veranschaulichen, wie wichtig die ruhige Hand eines erfahrenen Trainers und wie bedeutsam ein intaktes Mannschaftsgefüge für die Leistung des Einzelnen ist. Lange schon hat man Maltritz nicht mehr so selbstbewusst und offensiv verteidigen sehen wie gegen die Fortuna. Noch vor ein paar Monaten hätte der Innenverteidiger auch vermutlich den Elfmeterpunkt gemieden, wie der Teufel das Weihwasser, am Freitag nahm er den Ball, haute ihn rein, fertig.
Was der VfL inzwischen zu spielen imstande ist, entschädigt für so manche Augenkrankheit der jüngeren Vergangenheit. Da wird nun Wert darauf gelegt, den Ball flach zirkulieren zu lassen, da wird immer wieder tief in der gegnerischen Spielhälfte gepresst, positives Resultat am Freitag war das 2:0 durch Ümit Korkmaz, da wird mit großem läuferischem Aufwand nach hinten gearbeitet. Nach der Partie gegen die Düsseldorfer nimmt man Friedhelm Funkel ab, dass der Rückfall ins stupide Hoch-und-Weit-Zeitalter in Bielefeld nur den Platzverhältnissen „geschuldet“ war.
Seine Vorstellung von Fußball ist eine andere, und mit der stetigen und raschen Weiterentwicklung des zu Spielbeginn unglaublich präsenten Kevin Vogt, mit der Rückkehr von Mimoun Azaouagh, dem Wechsel von Ümit Korkmaz und dem in dieser Form allenfalls erträumten famosen Einstand von Mirkan Aydin hat er die nötigen Instrumente dafür in die Hand bekommen.
Dass Korkmaz „mehr kann, weiß ich“, sagte Funkel nach dem Sieg gegen Düsseldorf, warum der Winterzugang seine Klasse noch nicht komplett abrufen könne, wisse er aber auch. Schließlich habe der österreichische Nationalspieler „ein- bis eineinhalb Jahre kaum gespielt“. Und nichts sei so wichtig im Fußball wie Wettkampfpraxis.
Da ist also noch Luft nach oben, und auch in Sachen Durchschlagskraft kann die Mannschaft insgesamt sicher noch zulegen. Korkmaz und Zlatko Dedic hätten am Freitag häufiger und energischer in den gegnerischen Strafraum drängen müssen, wenn Aydin, der sehr weite Wege ging, hart vor dem Strafraum oder auf einem der Flügel arbeitete. Zumal sich Fortuna-Schlussmann Michael Melka die eine oder andere Unsicherheit leistete, die man hätte nutzen können, wenn man denn nachgesetzt hätte. Auch Azaouagh, der die strategische Rolle von Christoph Dabrowski ansonsten nahezu perfekt ausfüllte, und Vogt hätten durchaus einmal den Düsseldorfer Strafraum betreten dürfen. Beide bauten im Verlaufe des Spiels etwas ab und leisteten sich ein paar Flüchtigkeitsfehler, was verständlich war, von Friedhelm Funkel aber so kommentiert wurde: „Wenn die Kräfte schwinden, muss man noch einfacher spielen.“
Den guten Gesamteindruck vermag dieser Einwand allerdings nicht zu schmälern. Es macht wieder Spaß, den VfL spielen zu sehen. Und mit jedem Spieltag wächst die Hoffnung, dass es doch wieder nach oben gehen könnte.