Bochum. . Der VfL Bochum feierte mit einem mit taktischer Diszplin souverän erkämpften 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf den neunten Sieg im zehnten Spiel. Maltritz per - unberechtigtem - Foulelfmeter und Korkmaz erzielten die Tore.

„So geh’n die Bochumer“ sangen die Fans auf der pickepackevollen Osttribüne, die Spieler des VfL Bochum tanzten so ausgelassen wie lange nicht mehr, und von der anderen Seite dröhnten die Gesänge der Düsseldorfer durchs rewirpower-Stadion. Die Fortuna-Fans schunkelten sich mit Partyhits wie dem Altbierlied von Anpfiff bis Schlusspfiff richtig jeck, als hätten sie die 90 Minuten nur zum Anlass genommen, den Karneval in Bochum zu feiern.

Eine erstligareife Stimmung, erstmals seit dem Abstieg - doch aufstiegsreif spielte gestern nur eine Mannschaft. Der VfL Bochum kontrollierte die Partie, er dominierte sie mit 60 Prozent Ballbesitz, was Trainer Friedhelm Funkel sehr zufrieden stellte: „Das ist das, was ich erwarte.“

Und in diesem Fall sagte dieser statistische Wert viel aus. Von den Gästen ging nach dem 0:1 kaum Gefahr aus und nach dem 0:2 gar keine mehr. Die Bochumer spielten sich zwar auch kaum zwingende Möglichkeiten heraus, aber sie ließen den Ball - trotz steigender Fehlerquote in Durchgang zwei - lange Zeit sicher laufen. Sie waren stark gegen den Ball, sie antizipierten, agierten giftig, zweikampfstark, rückten den Düsseldorfern schon in deren Hälfte zu Leibe.

Die Bochumer Defensivarbeit ließ Fortuna so wenig Freiraum, dass Sportvorstand Thomas Ernst hinterher lächelnd und widerspruchslos von einem „gar nicht so spannenden“ Spiel sprechen durfte. Und Torwart Andreas Luthe kam beim Interview im Kabinentrakt nach einem wuchtigen Schulterkopfer vom vorbeihuschenden Spaßvogel Zlatko Dedic fast mehr ins Schleudern als in den 90 Minuten zuvor: „Wir standen so kompakt, dass ich mir keine Sorgen machen musste“, sagte er nach seinem neunten „Zu-Null“-Spiel in dieser Saison. Nicht ohne den Hinweis zu vergessen, dass der VfL, weiterhin „nur“ Dritter, noch einen langen, schweren Weg vor sicht hat. Der nächste führt nach Fürth, zu einem der ärgsten Verfolger: „Wenn wir so spielen“, sagte Luthe mit dem Selbstbewusstsein von neun Siegen und einem Remis aus den letzten zehn Spielen, „sind wir schwer zu schlagen.“

Bezeichnend das 2:0, als Björn Kopplin den Ball vor der Mittelllinie abfing, Dedic bediente, der auf Ümit Korkmaz ablegte - und der Winterzugang zwirbelte den Ball, der abgefälscht war und daher einen unhaltbaren Drall erhielt, aus 18 Metern ins linke obere Eck. Korkmaz, bis dahin einer der schwächeren und später mit Wadenproblemen („Nichts Schlimmes“, so der Mittelfeldmann hinterher) ausgewechselt, traf im zweiten Heimspiel zum zweiten Mal. Eine Quote, die seine Aufstellung letztlich rechtfertigte.

VfL-Trainer Friedhelm Funkel (Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool)
VfL-Trainer Friedhelm Funkel (Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool) © Gero Helm / WAZ FotoPool

Entscheidender aber war, dass Funkel nach dem fehlgeschlagenen Systemwechsel in Bielefeld wieder auf sein zuvor erfolgreiches 4-1-4-1 als Grundgerüst umgestellt hatte. Dedic, Azaouagh und Johansson rückten für Federico, Saglik und den gesperrten Dabrowski ins Team. Johansson agierte als solider Abräumer auf der Sechs, Azaouagh übernahm Dabrowskis Part. Er füllte die Rolle mit mehr Offensivdrang gut aus, auch wenn er bei schwindenden Kräften ein wenig zu oft den Ball leichtfertig verlor. Genau wie Kevin Vogt, der in der ersten Halbzeit eine gute Leistung bot.

Dedic und Korkmaz kamen über die Außen, standen freilich im Schatten von Mirkan Aydin. Der Stürmer, schon in Bielefeld überragend, ging enorm weite Wege und krönte seine Topleistung mit der letztlich schon vorentscheidenden Aktion. Aydin vernaschte van den Bergh am rechten Strafraumrand, der zog ihn hilflos am Trikot - Aydin fiel in den Sechzehner. Das Foul fand vor dem Strafraum statt, den Elfmeter hätte es nicht geben dürfen. Marcel Maltritz war das egal: Der Innenverteidiger verwandelte vor der Osttribüne ins Netz (24.). Es war Maltritz’ fünfter Elfmeter-Treffer im fünften Versuch - und der erste des VfL in dieser Saison.

Der Grundstein war gelegt zum souveränen Erfolg, mit Einsatz und Disziplin erkämpft. Und deshalb gestattete Funkel den Spielern erstmals zwei freie Tage in Folge, Sonntag und Montag. Funkel: „Das haben sie sich verdient.“

PRÄCHTIGE KULISSE - PROBLEME AUF DER OSTTRIBÜNE

24100 Zuschauer, Saisonrekord, prächtige Stimmung: Davon schwärmten sie alle, die Profis des VfL. Allerdings brachte der Andrang Probleme mit sich. Noch nach dem Anpfiff forderte der Stadionsprecher die Fans auf der Osttribüne auf, enger zusammenzurücken. Es half offenbar nichts. Etliche kamen über die Treppen zum Eingang vorerst nicht hinaus, manche zogen - trotz bezahlter Tickets - frustriert wieder nach Hause, und in der Fan-Gemeinde munkelte man, der VfL habe zu viele Karten verkauft. „Wir verkaufen grundsätzlich 1000 Karten für die Osttribüne weniger als wir könnten“, sagte dazu VfL-Vorstand Ansgar Schwenken. Die Anhänger seien diesen Andrang vielleicht „nicht mehr gewohnt“.