Bochum. .
Trainer Friedhelm Funkel vom Zweitligisten VfL Bochum kritisierte am Montag Abwehrspieler Mergim Mavraj und will nun im Zweikampf-Training erkennen, wer sich aufbäumt.
Die Männer des Sicherheitsdienstes erlebten einen kühlen, friedlichen Nachmittag am Rande des Trainingsplatzes. Fast kein Mensch interessierte sich für die Einheit, die Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich, wie schon Sonntag, als überflüssig, zum Glück.
„Hannover war erst der Anfang - jetzt geht’s euch an den Kragen“ hatten einige Idioten auf ein Banner gekritzelt und es dann ausgerollt, als es 4:1 stand für Ingolstadt. Dass Frust nach einer wie bitter auch immer ausgefallenen Niederlage nicht in Gewalt, auch nicht in der Ankündigung dieser ausarten darf, versteht sich von selbst bei vernünftigen Menschen. Zu denen man jene auf der Haupttribüne nicht zählen darf, die sich des Banners erfreuten, erhoben und applaudierten.
An der rein sportlich prekären Lage ändert dies alles natürlich nichts - und Friedhelm Funkel, der Trainer des Tabellenzwölften, dem der Vorstand demonstrativ den Rücken stärkte, stellt vor dem Duell auf Augenhöhe gegen den SC Paderborn, der ebenfalls 16 Punkte hat und ebenfalls am Samstag unterging (0:4 gegen Fürth), die neuen Ziele klar: „Wir müssen uns der Realität stellen. Wir müssen Spiele gewinnen, um uns von unten abzusetzen.“
Das Thema Aufstieg hat sich nun auch offiziell erledigt.
Der persönliche Abstieg einiger Spieler ist derweil in vollem Gange. Zweikampftraining stand gestern an, wird heute, morgen und übermorgen das einzige Thema sein im Training, das am Montag bis auf Bönig und Aydin alle Profis beschwerdefrei überstanden. „Ich werde genau hinsehen, wer den Kopf hängen lässt und wer sich dagegen stemmt. Letztere werden am Freitag spielen“, sagte der Trainer, noch bevor es zur zweistündigen Video-Analyse der 1:4-Demontage ging mit der Mannschaft. Funkel: „Das sind Profis, die müssen jetzt da durch. Notfalls müssen sie - bildlich gesprochen - einen Stahlhelm aufsetzen.“
Bochum erlebt Debakel
Wenn sich ein Faton Toski zum Beispiel nicht steigert, benötigt er keinen Helm, trotz seines fußballerischen Potenzials. „Er ist derzeit zu lethargisch“, erklärte Funkel, warum er den bisher besten Torvorbereiter des VfL gegen den FC Ingolstadt auch nach dem 1:3 noch auf der Bank ließ.
Funkel müht sich, die Spieler bei der Ehre zu packen, ohne psychologischen Beistand, ohne weitere außergewöhnliche Maßnahmen. Ob das reicht, muss man mittlerweile bezweifeln, zu oft haben zu viele Spieler zu wenig investiert.
Und es könnte einiges auf das Team zukommen, wenn es erneut so läuft wie gegen Ingolstadt. Auf Mergim Mavraj etwa, der den Zorn Funkels auch zwei Tage danach noch zu spüren bekam. Nicht, weil er im Stau stand und daher die ersten Trainingsminuten verpasste; sondern weil sich dieser „gestandene Spieler“, der ganz andere Ansprüche habe, „unverzeihliche Fehler“ geleistet hat beim 0:2 und 1:3. Ob er eine Chance auf Wiedergutmachung erhält, ist offen.
Andere Ansprüche hat bekanntlich der gesamte Verein, hatte auch Funkel, als er seinen Job antrat in Bochum. Und deshalb will er bis zur Winterpause „genau beobachten“, wer doch noch aufwacht und wer weiter emotionslos seinem Job nachgeht. Die Ankündigung des Vorstandes, sich von „fünf, sechs“ Spielern zu trennen, unterstützt der Trainer jedenfalls: „So geht es ja nicht weiter.“
Ob es dann tatsächlich ein halbes Dutzend werden, die den Klub verlassen müssen, hängt freilich auch davon ab, ob sich andere Vereine für diese Spieler, für einen Maric zum Beispiel, interessieren. Sonst käme der Kollektiv-Rauswurf zu teuer, immerhin bezahlt man bereits einen Mimoun Azaouagh für die zweite Mannschaft oder einen Heiko Herrlich für nichts mehr - und ohne Einnahmen könnte der VfL auch keine neuen Spieler holen. Was im Winter und aufgrund der Lage ohnehin, so Funkel, „nicht einfach“ werde.