Bochum.

Der VfL tritt auf der Stelle - tabellarisch und fußballerisch. Gegen die spielerisch stärkere Alemannia aus Aachen kamen die Bochumer vor gut 15.000 Zuschauern nicht über ein enttäuschendes 1:1 (1:0) hinaus.

Wer sich das Spiel geschenkt hatte und nur die Trainer beobachtete, ihre Reaktionen einordnete nach diesem 1:1, der konnte keinen Zweifel haben: Man sah und hörte einen freudigen Sieger und einen grantigen Verlierer.

Peter Hyballa, der 34-jährige Aachener, schwärmte von seinem Team, von seiner „sehr guten Spielstruktur. Es war schön, dieser jungen Mannschaft zuzusehen.“

Friedhelm Funkel, der Trainer-Routinier des VfL, hatte „Verständnis“ für Hyballas Spaß. Und merkte spitz an: „Ich muss meine Spieler fragen, ob sie auch zu viel zugeschaut haben.“

Funkel verbirgt Enttäuschung nicht

Funkel war sauer. Anders als nach vergleichbaren - und auch schwächeren - Leistungen bemühte er sich nicht, seine Enttäuschung nur in der Kabine loszuwerden, um sie öffentlich mildere Worte zu wählen „So kann man nicht Fußball spielen, wenn man aufsteigen will, so kann man körperlich im eigenen Stadion nicht auftreten. Das habe ich der Mannschaft deutlich gesagt.“

Matias Concha (l.) gegen Alper Uludag. Foto: Getty Images
Matias Concha (l.) gegen Alper Uludag. Foto: Getty Images © Bongarts/Getty Images

Er meinte die zweite Halbzeit, in die der VfL mit einer 1:0-Führung gegangen war dank des ersten Saisontreffers von Mahir Saglik, der eine der wenigen guten Kombinationen über Toski und Federico beherzt abgeschlossen hatte. Tese, diesmal schwach, hätte noch vor der Pause alles klar machen müssen, scheiterte aber frei vor Torwart Hohs.

Der VfL überzeugte nicht, dafür fehlte es an Ideen, an Mitteln, die über lange Bälle in die Spitze hinausgehen. Er hatte die Partie aber wenigstens weitgehend unter Kontrolle, er hatte die besseren Chancen - und war offenbar im Glauben, die Arbeit auf ein Minimum reduzieren zu dürfen im zweiten Durchgang.

Lethargisch aus der Kabine

Lethargisch kam der VfL aus der Kabine, mit einer „Arroganz, die wir uns überhaupt nicht erlauben können“, wie VfL-Sportvorstand Thomas Ernst kritisierte. Toski, in der ersten Halbzeit stark wie in Karlsruhe und wenig später leicht angeschlagen ausgewechselt, vertändelte nun mit traumwandlerischer Sicherheit. Björn Kopplin, von Beginn an extrem schwach, fiel nur noch durch behäbiges Trimm-Trab und Fehlpässe auf. Da auch Matias Concha auf der rechten Seite selten wusste, wo er hingehört, konnte Aachen über die Flügel immer wieder Druck machen.

Entlastung? Keine Spur davon. Kaum Bewegung ohne Ball, keine Antizipation, kein Verschieben, kein Nachrücken, kein Miteinander. Hilflos wedelte Saglik mit den Armen in der Luft, als er einen Ball eroberte und ihn auch gleich wieder los war: kein Mitspieler weit und breit. Symptomatisch für den VfL.

Giovanni Federico, stolze 20 Minuten lang ordentlich, war längst abgetaucht und überließ wieder Christoph Dabrowski, mit Mergim Mavraj stärkster Bochumer, die Laufarbeit im Zentrum. Zu wenig, um ein 1:0 zu halten, geschweige denn auszubauen.

Bochum brachte Aachens Stärken zur Geltung

Vor dem Tor, aber ohne Ball: Chong Tese Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Vor dem Tor, aber ohne Ball: Chong Tese Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Bochum tat alles, Aachens Stärken zur Geltung zu bringen: jung, schnell, laufstark, so kam Alemannia daher. Mit Zoltan Stieber (22), der rechts wie links Bochums Außenverteidiger nur staunend zurückließ. Mit Alper Uludag, dem 19-Jährigen im Mittelfeld. Zwei der jugendlichen Offensiv-Garde, die mitunter ein Dribbling, einen „besonderen Moment“, wie Hyballa meinte, zu viel will, die auch noch zu wenig Durchschlagskraft hat - aber eine Perspektive bietet. Talente, die man beim VfL vergeblich sucht.

Bochum ließ sie spielen nach Herzenslust. Konsequenz: Nach scharfer Hereingabe von Stieber drosch Routinier Benjamin Auer, der ansonsten unauffällige Ex-Bochumer, den Ball aus kurzer Distanz ins Netz.

Bochum wankte, es drohte das 1:2, ehe der VfL wenigstens zu einem offenen Schlagabtausch beitrug in den letzten 20 Minuten. Zweimal Stieber auf der einen sowie Tese auf der anderen Seite vergaben die besten Möglichkeiten, ehe Dedic mit einem starken Volleyschuss kurz vor Schluss fast das 2:1 für den VfL erzielt hätte. Es wäre „nicht verdient gewesen“, merkte Funkel an und packte das ernüchternde Zwischenfazit dieser Saison in einen Satz: „Im Moment treten wir auf der Stelle.“