Offenbach. .
Nach dem blamablen 0:3 im Pokal in Offenbach gilt beim VfL zwangsläufig die ganze Konzentration der 2. Liga - doch das erste Pflichtspiel unter Friedhelm Funkel bestätigte nur die Skeptiker und Kritiker.
Friedhelm Funkel ist kein Mann, den eine Pokal-Blamage gleich völlig aus der Bahn wirft, dafür hat er zu viel erlebt, auch Kritik einstecken müssen in seiner Karriere.
Natürlich aber war er innerlich in Rage, natürlich ist ihm die Art und Weise, wie der selbst ernannte Aufstiegs-Aspirant der 2. Liga regelrecht vorgeführt wurde vom allseits beachteten Aufstiegs-Aspiranten der 3. Liga, sauer aufgestoßen. Natürlich hat ihn ins Grübeln gebracht, dass die gesamte Mannschaft völlig von der Rolle war bei seinem Pflichtspiel-Debut: „Wir haben einfach schlecht gespielt“, sagte der VfL-Trainer nach dem Training am Montag, um dann klar zu stellen: „Der Pokal wird jetzt abgehakt, wir schauen nach vorne.“
250.000 Euro verspielt
Ruhe zu bewahren galt schon immer als eine der großen Stärken Funkels: Die (Zweitliga-)Saison hat ja noch gar nicht begonnen, und Funkel versichert, „dass wir unsere Lehren ziehen werden“.
Das Schlimme an dem 0:3 bei den Kickers Offenbach war ja nicht das Aus an sich, auch wenn der VfL damit leichtfertig rund 250 000 Euro verspielte, die es in der 2. DFB-Pokalrunde garantiert gibt. Das Schlimme war dieser desolate Gesamteindruck. Da ergab sich ein weitgehend altbekanntes Team, das jenseits von Testspielchen nicht vorwärts zu kommen scheint: kein Zusammenspiel, viel zu wenig Leidenschaft, viel zu viele Fehlpässe, von denen zwei „Unverzeihliche“, so Funkel, zu den Offenbacher Treffern Nummer zwei und drei führten. Aus dem orientierungslosen Mittelfeld kam nichts, so dass einem der immerhin bemühte Chong Tese als einziger Spitze in Funkels 4-2-3-1-System, der mangels Anspiele zunehmend weitere Wege nach hinten ging, fast leid tun konnte. Dazu eklatante Schwächen einer Defensive, die man aus der Vorsaison kennt - auch personell: Ein Umbruch, ein Neuanfang sieht anders aus.
Von den neun Zugängen schafften es nur Tese und Federico in die Startelf. Vermutlich dürfte sich das ändern, auch wenn Funkel sich dazu eine Woche vor dem Anpfiff der 2. Liga gegen München 1860 noch nicht äußern wollte. Björn Kopplin, der junge Außenverteidiger, habe wegen einer Verletzung einige Zeit gefehlt, erklärte Funkel, warum er sich für Pfertzel entschieden hatte, und auch Stürmer Mahir Saglik, erst später zum VfL gestoßen, habe noch etwas Rückstand. Gut möglich, dass beide gegen die Löwen beginnen.
Weiterhin gedulden müssen sich die Jungen aus dem eigenen Nachwuchs, Semlits und Kefkir etwa und wohl auch Rzatkowski, der einzige der VfL-Talente, der es wenigstens in den Kader geschafft hatte. „Die Jungs sind noch nicht ganz so weit, das hat sich auch in der Vorbereitung gegen die stärkeren Gegner am Ende gezeigt“, mahnt Funkel bei allem Elan zur Geduld.
Salopp gesagt heißt das: Das Gros der „Alten“ um den schwachen Kapitän Dabrowski, um die keinen Deut besseren Maric und Maltritz, auch um den unsicheren, derzeit aber konkurrenzlosen Torwart Heerwagen sollen es weiter richten, wenn sich nicht doch noch etwas tut auf dem Transfermarkt. Wenn etwa Dedic oder Concha doch noch einen Klub finden und damit finanziell etwas Luft schaffen.
Die meisten Anhänger jedenfalls sind nicht erst nach dem neuerlichen Nackenschlag, gelinde gesagt, skeptisch, dass dieses Team nochmal die Kurve kratzt. Im Gegensatz zu Funkel. Das so wichtige „Signal“, das man setzen wollte gegen diese für den Gesamtverein prekäre Stimmungslage im Umfeld, dieses Signal „müssen wir nun am Montag zeigen“, sagt Funkel unmissverständlich. Noch sieben Trainingseinheiten hat er angesetzt bis zum Heimspiel, „aggressives Zweikampfverhalten“ soll ein Schwerpunkt sein. Dazu kommt ein Test in Sprockhövel - und ein Treffen am heutigen Dienstag.
Die Pokal-Verlierer müssen sich ihren Auftritt vor Augen führen. Video-Analyse hinter verschlossenen Türen ist angesagt, und man darf vermuten, dass Funkel seinen 0:3-Herren einiges zu erzählen hat.
MITTWOCH TESTSPIEL IN SPROCKHÖVEL
Am kommenden Mittwoch (19 Uhr) bestreitet der VfL ein Testspiel beim Westfalenligisten TSG Sprockhövel im Stadion Am Wildhagen in Hattingen. Trainer Funkel will alle Profis einsetzen, die in Offenbach nicht mitspielten. Etwa Anthar Yahia und Zlatko Dedic, die ebenso nicht zum Pokalspiel-Kader zählten wie Kevin Vogt, Matias Concha, Andreas Johansson, Philip Semlits und Oguzhan Kefkir.