Bochum. Mit nur acht Punkten schlittert der VfL Bochum nach der vierten Niederlage in Folge, dem 1:2 gegen den SC Freiburg, einem Hinrunden-Debakel entgegen wie in der Vorsaison, als man mit nur elf Zählern in die Winterpause ging. Dennoch: Ein paar Hoffnungsschimmer konnte man finden am Samstag.

Wie sich die Bilder gleichen. Die halbe VfL-Mannschaft lamentiert, der Gast schaltet. Ein Konter, ein Treffer – die Entscheidung. Vor zwei Wochen war es das 3:1 für Bremen, diesmal das 2:1 für Freiburg. Und diesmal war praktisch direkt danach Schluss.

Wie sich die Bilder gleichen. VfL-Sportvorstand Thomas Ernst stürmt nach dem Abpfiff zum Schiedsrichter, redet wild auf ihn ein. Diesmal nimmt Ernst noch eine „Einladung” von Dr. Felix Brych an, doch lieber in dessen Kabine zu diskutieren, und erklärt ihm seine Sicht der fatalen (Nicht-)Pfiffe: bei Klimowicz' regulärem, aber nicht gegebenem 2:1 (Freiburgs Pavel Krmas hatte das Abseits aufgehoben) und beim vermeintlichen Foul oder Handspiel vor dem Knockout in letzter Sekunde. „Bitter”, meinte Ernst kurze Zeit später, äußerlich wieder gefasst. Unglücklich, auch so darf man diese Niederlage im „Sechs-Punkte-Spiel” nennen, die dem VfL so richtig weh tut.

Man kann, nein, man muss aber auch klar festhalten, was im Gezeter um falsche oder fragwürdige Entscheidungen der Schiedsrichter jenseits des sachlich-ehrlichen Trainers Heiko Herrlich ja kaum noch zu hören war: Eine „gute” Stunde lang, bis zum 1:1 durch den präzisen Kopfball von Diego Klimowicz nach vorzüglicher Flanke von Zlatko Dedic, spielte der VfL einfach nur schlecht. Grottenschlecht.

Ein Schüsschen von Dedic, einer von Mimoun Azaouagh – viele Fehler, wenig Bewegung. Zweitligareif war das, quittiert mit Pfiffen von den Rängen.

Denn Freiburg kam ja nicht mit breiter Brust nach Bochum, Freiburg kam mit der Empfehlung von zuvor vier Niederlagen – und spielte auch nicht viel besser als es diese Situation vermuten lässt.

Doch der Aufsteiger nahm das VfL-Geschenk zur Führung an – und versäumte es dann, den Sack zuzumachen. Matias Concha vor der Pause und Dennis Grote direkt nach Wiederanpfiff klärten auf der Linie für ihren geschlagenen Torwart Philipp Heerwagen, der genauso verunsichert wirkte wie seine Vorderleute.

Dass Herrlich bei seinem Heimdebut im Vergleich zum Grusel-1:2 in Frankfurt – aufgrund der vielen Ausfälle größtenteils notgedrungen – sechs neue Kräfte brachte, dass aus der Viererabwehrkette der Vorwoche nur noch Concha auf dem Platz stand und dass der neue Trainer zudem einen System-Wechsel (4-2-3-1) vornahm, reicht als Begründung für diese fußballerisch, aber auch kämpferisch indiskutable Vorstellung nicht aus.

Thomas Ernst hatte dennoch viele positive Ansätze gesehen am Ende, machte in Optimismus, in den fünf Spielen bis Weihnachten noch mehr oder minder kräftig zu punkten. Mindestens drei Zähler müssen her, um den Tiefpunkt der Vorsaison (elf Punkte in der Hinrunde) nicht noch zu toppen. Ernst ist überzeugt davon, dass dies gelingt, wenn das Team „aus dem Schlechten” lerne, „das Gute” mitnehme und „hart weiterarbeitet”.

Ein paar Beispiele. Gut war der Einsatz in der letzten halben Stunde, den Mergim Mavraj hätte belohnen müssen, als er freistehend im Fünfmeter-Raum den Ball übers Tor köpfte (89.). Richtig gut war die Leistung von Grote, der aus purer Not heraus als linker Außenverteidiger auflief und im Zusammenspiel mit dem verbesserten Dedic starke Szenen nach vorne hatte. Ordentlich agierten auch Dedic' Pendant auf dem rechten Flügel, Stanislav Sestak, und Klimowicz, auf dessen Torinstinkt erneut Verlass war.

Kurzum: Ja, trotz der verdammt schwierigen Lage nach nunmehr vier Pleiten in Folge gibt es noch Hoffnung auf vorweihnachtliche Bescherung, auf Besserung gerade im Spiel nach vorne. Allerdings nur dann, wenn es auf der Schlüsselposition, auf der „Sechs”, zu extremen Leistungsexplosionen kommt. Daniel Imhof und Andreas Johansson waren defensiv wie offensiv total überfordert. Gegen Freiburg.

In knapp zwei Wochen geht es zum Hamburger SV.