Bochum. Gerade zwei Spieler vom Aufstiegs-Kader dürften in der kommenden Saison beim VfL Bochum aktiv sein. Im Zweitliga-Fall gibt‘s einen XXL-Umbruch.

Beim VfL Bochum wird es in diesem Sommer einen Umbruch im Kader geben. Und zwar sowohl im Fall des Klassenerhalts nach den Relegations-Spielen gegen Fortuna Düsseldorf (Donnerstag und Montag jeweils 20.30 Uhr/live Sat.1 und Sky) als auch im Fall des Misserfolgs. Sollte Bochum in die 2. Liga absteigen, fällt der Umbruch allerdings noch deutlich größer aus.

Dass Danilo Soares keine Zukunft mehr hat in Bochum, ist längst bekannt. Seit 2017 spielte der Linksverteidiger für den VfL, kam aber in diesem Kalenderjahr überhaupt nicht mehr zum Zug, war fast nie im Kader. Nach einem Interview mit dieser Redaktion, in dem er beklagt hatte, keine faire Chance zu bekommen, verordneten ihm Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau eine zweitägige Denkpause. Damals erklärte Soares bereits, dass es Interessenten aus den deutschen Profiligen gebe.

Soares wechselt laut Bild zum 1. FC Nürnberg

Jetzt hat er laut „Bild“ einen neuen Klub gefunden und demnach bereits einen langfristigen Vertrag unterschrieben. Der 32-Jährige wechselt nach dem Ende seines Vertrages beim VfL in diesem Juni wohl ablösefrei zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Steigt Bochum ab, könnte es also zu einem Wiedersehen kommen.

Neun weitere Abgänge (fast) sicher - Antwi-Adjei wackelt

Bei zehn weiteren Spielern laufen die Verträge aus. Die Torhüter Andreas Luthe und Michael Esser beenden ihre Karrieren. Zudem enden die Kontrakte von Keven Schlotterbeck und Goncalo Paciencia jeweils nach Leihen sowie von Kevin Stöger, der nicht zum vorläufigen EM-Aufgebot von Österreich zählt, Takuma Asano, Philipp Förster, Moritz Römling, Patrick Osterhage (wechselt zum SC Freiburg/Ablöse knapp 5 Millionen Euro) und Christopher Antwi-Adjei. Bis auf Antwi-Adjei werden oder dürften sie alle den VfL verlassen in diesem Sommer. Antwi-Adjei würde den Vertrag verlängern - aber wohl nur im Fall des Klassenerhalts.

Bochums Verteidiger Ordets: Im Abstiegsfall kann er ablösefrei gehen

Ebenfalls sicherlich nicht in der 2. Liga auflaufen würde Ivan Ordets. Sein Anschluss-Vertrag über zwei weitere Jahre gilt nur für die Bundesliga, er wäre also im Abstiegsfall ablösefrei. Der gestandene Ukrainer hätte sicherlich keine Probleme, einen neuen Klub zu finden, der höherklassig spielt, ob in Deutschland oder einer anderen Liga.

In Bremen schwach, aber über die gesamte Saison gesehen ein großer Gewinn für den VfL Bochum: Top-Zweikämpfer Bernardo (r.).
In Bremen schwach, aber über die gesamte Saison gesehen ein großer Gewinn für den VfL Bochum: Top-Zweikämpfer Bernardo (r.). © IMAGO/kolbert-press | IMAGO/kolbert-press/Burghard Schreyer

Verkaufskandidaten: Bernardo und Masovic in Liga zwei nicht zu halten

Darüber hinaus wären der beste Zweikämpfer der gesamten Bundesliga-Saison, Innen- und Linksverteidiger Bernardo, sowie Verteidiger Erhan Masovic wohl nicht zu halten - wobei ein Bernardo-Abgang sportlich deutlich schmerzhafter wäre. Bei beiden aber gibt es nach Informationen dieser Redaktion keine Ausstiegsklausel, auch nicht im Abstiegsfall - dann allerdings würde der Preis für die Ablöse deutlich fallen. Transfermakt.de schätzt ihren Marktwert derzeit so ein: Bernardo 5,5 Millionen Euro, Masovic 6 Millionen Euro.

Bernardos Vertrag würde im Zweitliga-Fall nur noch ein Jahr bis zum Sommer 2025 laufen, als Bundesligist würde er sich bis 2026 verlängern. Bernardo hat zweifellos das Interesse etlicher Klubs geweckt. Er könnte den VfL bei einem hohen Angebot im Bereich von acht bis zehn Millionen Euro auch im Fall des Klassenerhalts verlassen.

Riemann kehrt sicherlich nicht mehr ins Team zurück

Masovic (Vertrag bis 2026) fehlt im Relegations-Hinspiel gegen Düsseldorf erkrankt und musste eine weitere schlechte Nachricht verdauen. Serbiens Verband nominierte ihn überraschend nicht fürs vorläufige Aufgebot der EM, sein EM-Traum ist geplatzt. Der Verteidiger, seit 2020 beim VfL, bleibt aber in beiden Szenarien ein Verkaufskandidat beim VfL Bochum, um den Handlungsspielraum zur Verpflichtung zahlreicher nötiger Zugänge zu erhöhen.

Torwart Manuel Riemann wurde vom Klub für die Relegationsspiele aus dem Kader geschmissen. Kaum vorstellbar, dass der streitbare Keeper (Vertrag bis 2025) noch einmal zur Castroper Straße zurückkehrt. Der VfL muss also eine neue Nummer eins suchen.

Offen ist die Zukunft im Abstiegsfall auch bei noch länger gebundenen Spielern wie Noah Loosli, Matus Bero, Maxi Wittek oder Philipp Hofmann. Einige VfL-Profis haben Ausstiegsklauseln im Fall des Abstiegs, würden allerdings eine festgelegte Ablösesumme bescheren, die überwiegend im niedrigen Millionen-Bereich angesiedelt sein soll.

Gamboa und Losilla bleiben auch im Zweitliga-Fall

Sollten Riemann und Masovic den Klub verlassen, würden in der kommenden Saison wohl nur noch zwei Spieler beim VfL aktiv sein, die in der Saison 2020/21 den Aufstieg in die Bundesliga mit ermöglichten: die Routiniers Cristian Gamboa und Anthony Losilla. Beide haben ihre Verträge im Laufe dieser Saison um ein Jahr bis 2025 verlängert, würden auch in der 2. Liga Bochumer bleiben.

Hinzu kommen könnte Aufstiegs-Angreifer Gerrit Holtmann, der nach einer Leihe zurückkehrt (Vertrag bis 2025). Dies hängt sicherlich auch von der Marktlage ab - und wer neuer Trainer wird. Interimscoach Heiko Butscher soll nach jetzigem Stand wie ursprünglich geplant die neue U23 übernehmen und als Talentwerk-Chef fungieren.

Saisonanalyse nach Relegation: Alles kommt auf den Prüfstand

Zudem gibt es nach der Saison unabhängig vom Ausgang eine große Saisonanalyse mit Präsidium, Geschäftsführung, Direktoren, bei der alles auf den Tisch kommen soll. Auch die Arbeit von Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau ist dann naturgemäß ein Kernthema.

Im Fall des Abstiegs hätte der VfL ein noch engeres Zeitfenster: Die 2. Liga startet bereits vom 2. bis 4. August, zwei Wochen vor der ersten DFB-Pokalrunde und drei Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt. Dreieinhalb bis vier Wochen nach dem Relegationsfinale wäre also wohl bereits Trainingsauftakt.