Bremen. Lange drohten dem VfL nur die beiden Zusatzspiele. Jetzt sind sie Realität. Es fällt schwer zu glauben, dass Bochum die Klasse noch hält. Ein Kommentar.

Das Spiel des VfL Bochum beim SV Werder Bremen, die krachende 1:4-Ohrfeige, war noch keine halbe Stunde vorbei, da postete die Medienabteiling den Hinweis auf den Ticketverkauf für die Relegation gegen Fortuna Düsseldorf. Wären die Spieler des VfL in Bremen so schnell und man muss es sagen, so gut vorbereitet gewesen, die beiden Spiele gegen den Dritten der 2. Bundesliga hätte Union Berlin bestritten.

Nun also Düsseldorf. Wer da so wohnt, wird man am kommenden Donnerstag und Montag sehen, wenn es für die Bochumer heißt, die letzte Chance zu nutzen, um die Klasse noch zu halten.

Im Zweifel wäre der VfL Bochum auch direkt abgestiegen

Dass die Bochumer nicht direkt absteigen konnten, war das Gute vor, während und nach diesem 34. Spieltag der Bundesliga. Seien wir ehrlich: hätten die Bochumer am letzten Spieltag direkt absteigen können, sie wären direkt abgestiegen. Etwas anderes hätte nicht zu dieser Saison des VfL Bochum gepasst. Zu oft hatte das Team Vorsprünge verspielt, hatte sich mehrmals fast schon selbst geschlagen.

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Kundige Menschen hatten vor dem Spiel in Bremen errechnet, dass Bochum bei nur zwei von 29 Möglichkeiten in die Relegation muss. 27 Möglichkeiten gab es, dass Bochum direkt drin bleibt. Der Fußballgott, so scheint es, mag keine einfachen Rechnungen. Er blickt in dieser Saison auf die Bochumer und hat immer noch eine weitere Wende zum Negativen parat.

VfL Bochum: Der letzte Spieltag hat nicht den Ausschlag gegeben

Wobei die Bochumer es natürlich nicht am 34. Spieltag verpasst haben, die Klasse direkt zu halten. Krachend gescheitert ist vor allem, die Defensive im Vergleich zur Vorsaison zu stabilisieren, weniger Gegentore zu bekommen. Die 74 Gegentore und das Torhältnis von minus 32 haben maßgeblich zum Sturz auf den Relegationsplatz beigetragen. In der Vorsaison war das Torverhältnis ebenso minus 32, Gegentore aber gab es nur 72.

die Leistung der Bochumer in Bremen hatte daher auch nichts mit dem Fußballgott zu tun. Erschreckend schwach präsentierte sich das Team, kein Spieler erreichte Normalform, nahezu alle wirkten verkrampft, machten Fehler, die sie ansonsten selten bis gar nicht machen. Und das, was alle Bochumer richtig nachdenklich machen sollte: in Bremen stand kein Team auf dem Platz. Jeder schien seinen eigenen Kampf zu führen.

Die wichtigste Frage ist: Wie dreht der VfL Bochum die Stimmung ins Positive?

Präsentiert sich Bochum so gegen Düsseldorf, stellt sich die Frage nicht, welches Team in der kommenden Saison Bundesliga spielt. Nach einer langen, anstrengenden Saison mit einigen Aufs und ganz vielen Abs, ist es nun die schwierigste Aufgabe für alle Beteiligten beim VfL Bochum, die Köpfe wieder hoch zu bekommen und irgendwie wieder eine positive Stimmung ins Team zu bekommen.

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„Wir haben versagt“, fasste es Kapitän Anthony Losilla mit seinen ersten Worten zusammen. Bezeichnend dabei, dass er, bevor er sich zum Interview stellte, den Kopf gegen eine Werbebande lehnte. Der Bochumer Kapitän wirkte müde, fertig, ausgebrannt. Und ja, er kämpfte mit den Tränen. Er weiß nur zu genau, was es bedeutet, mit dem VfL Bochum die Klasse zu halten - oder eben nicht. „Es geht um viel mehr, als nur um uns“, sagte er.

Der VfL Bochum muss die Relegation als Chance begreifen

Bei Union Berlin, das Bochum noch abfing, hatten sie vor dem Saisonfinale versucht, eine mögliche Relegation positiv zu sehen, sie als Chance zu begreifen. Genau das muss der VfL Bochum nun auch hinbekommen. Die Relegation ist keine Bestrafung. Die Relegation kann Bochum in der Bundesliga halten.

Die Verantwortlichen des VfL Bochum hätten nichts dagegen gehabt, wenn sie nicht recht gehabt hätten. Wir werden bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg spielen, hatten sie immer wieder gesagt. Nun geht es sogar noch zwei Spiele weiter.

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Aber es gibt diese zwei Spiele, es gibt die Hoffnung, dass das Team den Kraftakt hinbekommt und das Ziel erreicht. Wie die Bochumer das hinbekommen, ist am Ende egal - und sei es durch einen abgefälschten Schuss in der zwölften Minute der Nachspielzeit im Düsseldorfer Nieselregen. Dieses Szenario würde auf jeden Fall zum VfL Bochum passen.