Bremen. Der VfL Bochum muss in die Relegation! Nach der Pleite bei Werder Bremen waren die Spieler angefressen - und sauer auf ihre Leistung.

Anthony Losilla stand einsam in der Mixed Zone des Weserstadion, der Blick ging ins Leere. Die Augen waren rot, er war den Tränen nah. Der Kapitän des VfL Bochum war nach der 1:4-Niederlage seiner Mannschaft sichtlich angefasst - und mächtig enttäuscht. Weil Union Berlin im Parallelspiel mit 2:1 gegen den SC Freiburg gewann, muss Bochum in die Relegation. „Wir haben versagt“, sagte Losilla ohne Umschweife. „Wir haben nicht alles investiert.“

+++ VfL Bochum verkrampft gegen Bremen - kein Spieler in Normalform +++

Schon nach sechs Minuten lief der VfL Bochum einem Rückstand hinterher, weil nach einer Ecke Werders Marco Friedl erst davon profitierte, dass der Ball von Bernardos Brust direkt vor seine Fuße fiel und der Österreicher dann wuchtig zum 1:0 einschoss. „Wir bekommen das Gegentor trotz Größenvorteil. Das geht nicht“, klagte Friedls Landsmann und Bochum-Motor Kevin Stöger.

VfL-Sportdirektor Lettau sauer: „Das war grausam“

Davon erholte sich Bochum nicht mehr, Werder Bremen lies dem VfL Bochum im gesamten Spielverlauf kaum eine Chance. Angriffswelle um Angriffwelle rollte auf die Gäste-Verteidiger zu, mehrfach konnte VfL-Torhüter Manuel Riemann glänzend halten. Wie etwa gegen Marvin Ducksch nach 18 Minuten oder erneut gegen Ducksch und Leonardo Bittencourt in der zweiten Halbzeit (50.). Und dennoch gelangen den Bremern am Ende vier Treffer gegen eine vollkommen verunsicherte Mannschaft. „Das ist nicht zu erklären. Das war grausam. Das hat nichts mit dem VfL zu tun“, schimpfteVfL-Sportdirektor Marc Lettau nach Spielende.

Vergrub sein Gesicht in der Hand: VfL-Stürmer Philipp Hofmann.
Vergrub sein Gesicht in der Hand: VfL-Stürmer Philipp Hofmann. © Max Ellerbrake / firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Aber wie kann der VfL Bochum in einem entscheidenden Spiel, in das man als Tabellen-14. geht und alles in der eigenen Hand hat, so auftreten? „Wir waren nicht stressresilient“, sagte Lettau. „Wir waren der Stresssituation nicht gewachsen.“ Der VfL Bochum bekam seine Leistung nicht einmal annährend auf den Platz. Dabei hätten die vergangenen Wochen durchaus Rückenwind gegeben können. Siege gegen die TSG Hoffenheim (3:2) und den Union Berlin (4:3) kamen zur richtigen Zeit. Und selbst die 0:5-Klatsche gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Wochenende hatte gute Aspekte gebracht.

VfL Bochum schenkt Tore her

„Wir haben heute nicht alles investiert, um diesen Job zu machen. Das war nicht bewusst. Werder hat unsere Stärken einfach gut analysiert“, sagte Losilla. Bremen lief den VfL Bochum hoch an, zog das sonst kompakte Mittelfeld auseinander und attackierte mit zwei Stürmern immer wieder die heute schwacher Bochumer Abwehrreihe. Linksverteidiger Bernardo und Keven Schlotterbeck erwischten keinen guten Tag und Jung, Jens Stage, sowie Romano Schmid hatten es leicht, die vier Werder-Tore zu erzielen. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer durch Christopher Antwi-Adjei war letzlich nichts wert. „Die Mannschaft zerfällt hier in Einzelteile“, klagte Stöger.

Die Regenerationszeit ist nun kurz. Bereits am Donnerstag geht es an der Castroper Straße ins Relegationshinspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Bochum muss vorlegen, um nach drei Jahren Erstklassigkeit den Abstieg zu verhindern. Keine leichte Aufgabe nach diesem bitteren Nackenschlag. „Wir kriegen das hin. Das heute war ein Schlag ins Gesicht. Aber wir müssen positiv bleiben“, sagte Stöger. „Wir fahren jetzt mit einer Scheißfresse nach Hause. Aber wir können aufstehen“, so der Mittelfeldspieler, dessen Vertrag in Bochum ausläuft.

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