Bochum. Erneut muss der VfL Bochum nach der Niederlage gegen Leverkusen bis zum Schluss zittern um den Klassenerhalt. Nötig war das nicht. Ein Kommentar.

Jetzt kommt es doch wieder zum Zitterfinale. Leverkusen war nach starkem VfL-Beginn eine Nummer zu groß für Bochum. Natürlich war der frühe Platzverweis für Felix Passlack die Schlüsselszene, machte das Konzept zunichte und raubte dem VfL jede Chance gegen dieses Bayer, auch wenn er sich lange ordentlich wehrte.

Eine Niederlage gegen Leverkusen, selbst ein 0:5, mit einem Mann weniger, ist nun keine Schande, sondern entspricht der Stärke des Deutschen Meisters, der eben partout nicht nachlässt, sein 50. Pflichtspiel in Folge nicht verlor. Das unterscheidet Bayer 04 extrem etwa vom BVB, dessen B-Elf in Mainz lustlos über den Platz stolperte und damit auch Bochums vorzeitige Rettung zunichte machte.

Der VfL aber muss nicht (nur) böse nach Dortmund schauen, er muss sich an die eigene Nase fassen, dass es auch in dieser Saison spannend bleibt bis zum Schluss. Nötig war das nicht, wenn man etwa an die verspielten Siege gegen Darmstadt oder Köln denkt, an eine Serie von acht Spielen ohne Sieg unter gleich zwei Trainern, die maximal unnötig war.

Mannschaft des VfL Bochum kratzt nach Krisenwoche die Kurve

Aber der VfL hat die Kurve noch gekratzt, dank einer zünftigen Krisenwoche mit zahlreichen Aussprachen nach dem 0:1 in Wolfsburg, dem zweiten Spiel unter Interimstrainer Heiko Butscher. Für diese Wende kam viel aus der Mannschaft selbst heraus. Die sich umgekehrt natürlich fragen lassen muss: Warum hat man sich nicht eher mal zusammengerauft?

Danach zeigte Bochum jedenfalls in zwei Partien und der Startphase gegen Bayer, was gemeinschaftliche Intensität und Fokus ausmachen. Im Zusammenspiel mit den famosen Fans ist der VfL der Rettung weiterhin deutlich näher als dem Abstieg.

Direkter Abstieg verhindert: Bochum hat noch mehrere Matchbälle

So hat der VfL den direkten Abstieg bereits am drittletzten Spieltag verhindert. Er hat mit seinen Leistungen zuletzt gezeigt, dass er die Relegation umschiffen kann. Das tosende 3:2 gegen Hoffenheim, das wahnwitzige 4:3 bei Union Berlin machen trotz des Leverkusen-Dämpfers Mut für das Finale beim SV Werder Bremen am Samstag.

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Bochum hat alles in der eigenen Hand. Ein Punkt in Bremen reicht, um mindestens auf Platz 15 zu landen. Der VfL hat zwei weitere Matchbälle auf fremden Plätzen. Verliert Mainz in Wolfsburg, reichen die 33 Punkte zum Klassenerhalt. Gewinnt das kriselnde Union Berlin, beim 2:3 gedemütigt von den so gut wie abgestiegenen Kölnern, nicht gegen den noch um einen europäischen Platz kämpfenden SC Freiburg, ist Bochum ebenfalls gerettet.

Relegation gegen Düsseldorf? Bochum wäre der Favorit

Und wenn alles gegen Bochum läuft? Hat der VfL einen weiteren Matchball, muss dann über die Relegation gegen Fortuna Düsseldorf die Liga halten. Nach den Erfolgserlebnissen in Berlin und gegen Hoffenheim wäre der VfL der Favorit, hätte im Saisonendspurt allerdings den mentalen Ballast zu tragen, bereits mehrere Chancen verspielt zu haben.

Die volle Konzentration gilt jetzt dem Spiel in Bremen. Einfach wird es nicht: Das Team von Ole Werner hat zuletzt zweimal gewonnen und zweimal remis gespielt, sogar in Leipzig. Werder kann zumindest rechnerisch auch noch einen internationalen Platz erreichen. Der VfL aber hat in Berlin gezeigt, dass er auch auswärts punkten kann, wenn er alles reinschmeißt. Er dominierte auch das Hinspiel – bis Stark in der Nachspielzeit zum 1:1 traf.

Trainerfrage muss nach Saisonschluss schnell geklärt sein

Wichtig wird sein, dass alle anderen Nebengeräusche in dieser Woche in der Öffentlichkeit und im Team ausgeblendet werden. Die Führungsspieler wie Kevin Stöger oder Keven Schlotterbeck sind gefordert, alle Kräfte für den Klassenerhalt zu mobilisieren – eigene Zukunftspläne dürfen jetzt keine dominante Rolle spielen. Die sportliche Führung muss den Spagat schaffen, Transfers und Trainerfrage hinter den Kulissen zu diskutieren und vorzubereiten für beide Fälle, Klassenerhalt und Abstieg – um dann zeitnah Entscheidungen treffen, Fakten schaffen zu können.

Coach Heiko Butscher genießt das Vertrauen bis zum Saisonfinale. Für die nächste Spielzeit ist der Ex-Profi zunächst einmal ein Kandidat – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bei einem Abstieg ist klar, dass ein neuer Mann übernimmt. Im Fall des Klassenerhalts muss der Klub genau abwägen, ob Butscher auch auf Strecke ein Team formen kann. Und er muss diese Entscheidung zügig nach dem Saisonfinale treffen – die Vorbereitungen für die kommende Saison lassen keine lange Hängepartie zu.

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