Bochum. Bochums Keeper Andreas Luthe setzt sich gegen Hetze aus dem Netz ein. Und kritisiert dabei auch den Umgang seiner Kollegen.

Seit 16 Jahren ist Andreas Luthe als Profifußballer aktiv. 16 Jahre, in denen er für den VfL Bochum, FC Augsburg, Union Berlin, 1. FC Kaiserslautern und nun wieder für den VfL Bochum auflief – und sich neben den schönen Seiten des Sportler-Daseins auch mit den negativen Dingen befassen musste: Beurteilt wird die Leistung des heute 37-jährigen Torwarts nicht nur von seinem Trainer und seinen Mitspielern, sondern auch (und manchmal vor allem) von der Öffentlichkeit.

Die meisten Spieler sind in den sozialen Medien vertreten, so auch Luthe. Über 38 .000 Follower bei Instagram, 5000 bei Twitter und über 59.000 auf seinem inzwischen inaktivem Facebook-Konto. „Vieles spielt sich digital ab. Als Spieler wollen wir digital sichtbar sein. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich“, sagt der VfL-Spieler. Besonders nach Spieltagen kochen die Emotionen mancher Anhänger über, „das richtet sich dann oftmals gegen mich als Sportler und gegen mich als Mensch. Das kann ich zum Großteil akzeptieren und runterschlucken, aber es gibt Grenzen in dem Moment, wo es konkrete Drohungen gegenüber mir und meiner Familie gibt.“ Eine Grenze, die im vergangenen Jahr überschritten wurde. Luthe erstattete Anzeige. „Das kann auch ich als Person des öffentlichen Lebens so nicht akzeptieren.“

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VfL-Torwart Andreas Luthe: Austausch ja, Hass nein

Die Kommentarleiste hat der Torwart bei seinen Postings grundsätzlich deaktiviert. „Es ist möglich, mir Nachrichten zu schreiben und da sind auch viele positive Sachen dabei, da antworte ich auch sehr, sehr gerne. Das ist schon ein offener Austausch.“ Wenn dieser Austausch umschlage, sei es schwierig: „Ich finde, dass Sportler da auch bewusst eine Grenze ziehen müssen. Auch nicht mehr alles akzeptieren müssen.“ Doch genau das sei in vielen Mannschaften der Alltag: „Viele in der Kabine haben sich daran gewöhnt, die würden nie im Leben daran denken, das zur Anzeige zu bringen. Und das trifft Kollegen von mir deutlich härter als mich.“

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Hin und wieder würden solche Themen zwar besprochen werden, aber dann gehe es zum Tagesgeschäft zurück: „Es geht darum, Leistung zu bringen und am Wochenende Spiele zu gewinnen. Viele tragen Persönliches gar nicht in die Kabine.“ Für die Hetzer sei es „unglaublich leicht, im Netz jemanden anonymisiert etwas zu schreiben. Das gleiche demjenigen ins Gesicht zu sagen, da braucht man schon Mut.“

Für die Zukunft hat der erfahrene Fußballprofi einen Wunsch: „Es braucht eine konkrete Anlaufstelle, an die man sich wenden kann, wenn dich so etwas trifft und du nicht mehr bereit bist, es runterzuschlucken.“

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