Bochum. Gegen Heidenheim startet Heiko Butscher beim VfL Bochum die Mission Klassenerhalt. Er hofft auf Fan-Unterstützung und setzt auf Kontinuität.
Am Ende einer aufwühlenden Woche kehrte beim VfL Bochum wieder Normalität ein. Nur drei Tage nachdem Heiko Butscher seinen Ideen und Gefühlen Ausdruck verlieh, weil er zum vierten Mal als Interimstrainer eingesprungen ist, nahm er erneut Platz auf dem Podium im Ruhrstadion. Zwar ging es auch am Freitag noch einmal um den beurlaubten Trainer Thomas Letsch, aber der Blick richtete sich weitgehend nach vorn auf die Partie am Samstag gegen den 1. FC Heidenheim (15.30 Uhr, Sky). In der soll der ehemalige Innenverteidiger den VfL wieder in die Spur bringen, die sechs Partien ohne Sieg vergessen machen. Butscher lächelte viel, war sichtlich bemüht, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen und Euphorie zu verbreiten.
Er wisse um die Schwere der Aufgabe, in den verbleibenen Spielen den Klassenerhalt zu sichern. Er wollte aber nicht von Endspielen sprechen, wie es Kapitän Anthony Losilla unter der Woche tat. Vielmehr sah er die Chancen, die diese Partien ihm böten. „Wir haben sechs Spiele Zeit“, sagte der 43-Jährige, der bis Dienstag noch die U19 des Vereins verantwortete und seitdem bei den Profis die Köpfe freimachen soll. Er habe einen „sehr guten Eindruck“ vom Team gewonnen, sagte Butscher. Die Stimmung habe sich von Tag zu Tag verbessert und er spüre, dass jeder in der Mannschaft gewillt sei, die Situation umzudrehen. „Jeder glaubt an sich“, so der neue Cheftrainer, der erst einmal bis zum Saisonende bleiben wird.
Heiko Butscher will Anlaufqualitäten stärken
Jeder glaubt an sich – das sah die sportliche Führung des VfL Bochum nach der bitteren 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln am vergangenen Wochenende unter Letsch offenbar nicht mehr als gegeben an, weshalb der Schwabe den Verein verlassen musste. Die Nachfolger-Suche gestaltete sich aber schwierig, Wunschkandidaten sagten ab, weshalb wie schon 2018, 2019 und 2022 Butscher übernehmen musste. Dieses Mal bekommt er aber länger Zeit als nur ein Spiel. Diese Wochen will er nutzen, um der Mannschaft auch seinen Spielstil näherzubringen. „Ich habe mit der U19 immer versucht, Fußball spielen zu lassen“, sagte Butscher am Freitag. Er wolle die Stärke des Teams, das aggressive Anlaufen, fördern. Denn dies haben seine neuen Spieler unter Letsch stets gut gemacht. Die eine oder andere Anpassung schloss er zwar nicht aus. Aber: „Das Wichtigste, was eine Mannschaft braucht, ist Struktur und Ordnung. Das habe ich versucht, zu vermitteln“, so Butscher.
Heißt im Umkehrschluss: Viel wird er gegen das Heidenheimer Überraschungsteam nicht verändern – vor allem personell. Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano dürften wieder starten, genauso wie Tim Oermann, der vergangene Saison unter Butscher sein Bundesliga-Debüt gab. „Wir wissen genau, was wir gut können. Das müssen wir auch auf den Platz bringen“, forderte der Trainer. Jeder, der am Samstag im Kader stehen werde, werde sich voll und ganz für den VfL Bochum aufopfern, versprach er. Nach vielen Einzelgesprächen unter der Woche verbürge er sich auch für Spieler, „die in den Medien stehen“ - wie etwa Patrick Osterhage, dessen Sommerwechsel zum SC Freiburg unter der Woche durchsickerte.
VfL Bochum: Butscher will Fans mitreißen
Es war ja zuletzt auch nicht so, dass man unter Letsch den Eindruck hatte, die Mannschaft hätte sich aufgegeben. Sie schaffte es aber nicht, ihre Stärken im Spiel gegen den Ball durchgängig auf den Platz zu bringen. Was zum Teil auch an den Auswechslungen des Butscher-Vorgängers lag. Aber eben nicht nur. Die Spieler kamen nicht mehr in die Zweikämpfe, liefen teils vogelwild auf dem Platz herum, erkannten Situation falsch, trafen falsche Entscheidungen. Eine gewisse Verunsicherung war ihnen vor allem in der Schlussviertelstunde eines Spiels anzumerken. Das alles wird gegen Heidenheim nicht vergessen sein, Butscher glaubt aber, dass sich schon Besserung eingestellt hat. „Die Atmosphäre heute auf dem Platz war richtig gut“, sagte er.
Apropos gute Atmosphäre: Darauf hofft er auch im Ruhrstadion, nachdem zuletzt die Stimmung vor allem nach den Partien gegen Darmstadt und Köln kippte und viele Fans auch mit dem Ablauf des Trainerwechsels nicht einverstanden waren. „Wir brauchen unsere Fans, wir brauchen dieses Stadion. Unsere Fans sind unser 12. Mann. Sie sind einfach ein Riesenfaktor“, sagte Butscher daher. Er versprach, dass sie Mannschaft alles tun werde, um die Fans „aus dem Sitz zu holen.“ Dafür werde er seiner Mannschaft noch einmal einbläuen, dass sie sich zerreißen, alles auf dem Platz lassen müsse. „Ich weiß, was nötig ist, um hier eine Euphorie zu entfachen.“
Mit Blick auf die restliche Saison wäre es vor allem ein Heimsieg.