Bochum. Der VfL Bochum taumelt seit Wochen durch die Liga, das 2:2 gegen Darmstadt 98 war ein Nackenschlag. Nächstes Big-Point-Spiel wartet.
Das Wetter über die Ostertage spiegelte die Entwicklung der Stimmung rund um den VfL Bochum gut wider. Der Sonnenschein am Karfreitag passte zum Optimismus, den Trainer Thomas Letsch vor dem Spiel gegen Darmstadt 98 verbreitete. Das Gewitter rund um das 2:2 (1:0) am Ostersonntag hingegen untermalte die Drohkulisse, die sich inzwischen für den Klub aufgebaut hat. Und der Regen am Ostermontag rundete das Bild ab. Tristesse ist angekommen an der Castroper Straße. Das Remis gegen den Tabellen-18. der Bundesliga war ein echter Tiefschlag. „Wir haben 2:2 verloren“, sagte Linksverteidiger Bernardo passenderweise.
Nach vier Niederlagen in Serie verspielte der VfL Bochum nun eine 2:0-Führung gegen das Schlusslicht, das im Spielverlauf lange nicht den Eindruck eines gleichwertigen Gegners machte. „Was mich ärgert ist, dass es unnötig ist“, klagte Letsch nach dem Spiel. Zum siebten Mal in dieser Saison gab seine Mannschaft zu Hause eine Führung aus der Hand. 15 Punkte, sechs davon gegen die direkte Konkurrenz aus Mainz, Köln und Darmstadt, hat der VfL Bochum in dieser Spielzeit bereits im Ruhrstadion verspielt. „Das zieht sich durch die Saison“, ärgerte sich Stürmer Philipp Hofmann, der mit seinem Doppelpack alles für einen Heimsieg vorbereitete.
VfL Bochum: Riemann-Patzer beim Remis gegen Darmstadt
„Es ist ein Spiel, das wir gewinnen hätten müssen. Es war alles angerichtet“, sagte auch Letsch. Doch individuelle Fehler, die in einem Patzer von Torhüter Manuel Riemann zum 2:2 gipfelten, machen es dem VfL derzeit schwer. Zudem plagt die Mannschaft weiter eine eklatante Abschlussschwache, wenngleich Hofmann gegen Darmstadt 98 doppelt traf. Takuma Asano, Patrick Osterhage oder Christopher Antwi-Adjei allerdings ließen beste Möglichkeiten aus, um das Spiel zu entscheiden. Beispielhaft war die falsche Lösungsfindung des Hageners in der 62. Minute, aus dessen unpräzisen Abschluss ein Konter entstand, den Tim Skarke zum Anschlusstreffer verwertete.
Dieser brachte die Bochumer für gut 20 Minuten mächtig aus dem Konzept. Vier Niederlagen scheinen ihre Wirkung hinterlassen zu haben, die Tendenz der letzten Wochen nach dem überraschenden 3:2-Sieg gegen den FC Bayern ist inzwischen besorgniserregend. Es sei klar, dass die aktuelle Serie etwas mit den Köpfen der Spieler machen würde, sagte Letsch. Er werde deshalb auch in der kommenden Woche viel mit seinen Spielern reden. Wenngleich die Zeit bis zum nächsten Big-Point-Spiel gegen den 1. FC Köln am kommenden Samstag (15.30 Uhr) knapp ist. Nur drei echte Trainingseinheiten gibt es, um an den Defensivproblemen zu arbeiten und weiter an der Offensive zu schrauben.
VfL Bochum: Fans warnen vor Situation wie 2010
Wie wackelig das Bochumer Gebilde derzeit ist, lässt sich kaum verschleiern. Viele Fans ziehen bereits Parallelen zur Saison 2009/2010, als der VfL sich während der Saison bereits dem Klassenerhalt sicher war - und am Ende nach einer 0:3-Niederlage gegen Hannover 96 doch noch abstieg. Ein Bochumer Ultra hielt am Sonntagabend noch im Stadion eine flammende Ansprache an die Mannschaft. Die Verantwortlichen wollen sich von dieser Hysterie aber nicht anstecken lassen. Marc Lettau mache sich „auf keinen Fall Sorgen“, auch Trainer Letsch will das Wort nicht in den Mund nehmen, gibt aber zu: „Die Situation ist gefährlich, man muss aufpassen, es geht sehr schnell.“
Wobei: schnell geht in diesem Abstiegskampf derzeit wenig. Trotz der Schwächephase des VfL Bochum bleibt der Abstand auf die Abstiegsplätze seit Wochen konstant. Auch sieben Spieltage vor Saisonende beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang sechs Punkte, auf einen direkten Abstiegsplatz sieben. Es ist ein Schneckenrennen um den Klassenerhalt, in dem die Bochumer nach wie vor die beste Ausgangsposition haben. Zumal man am Wochenende den direkten Konkurrenten aus Köln weiter distanzieren könnte. Gleiches war aber auch schon vor dem Mainz- und nun dem Darmstadt-Spiel möglich. „Das Gute ist: Es ist ein Spiel weniger zu spielen und der Abstand ist gleich geblieben. Das entspricht aber nicht meiner Gefühlslage“, sagte Letsch.
Bereits häufiger in den vergangenen Wochen sprach er von einem trügerischen Vorsprung auf die Abstiegsränge. Auch Bernardo meinte am Sonntagabend, dass sechs Punkte Vorsprung schnell weg sein könnten. „Wir haben erneut einen großen Schritt verpasst. Das werden noch harte sieben Wochen bis zum Saisonende“, sagte Letsch, während Sportdirektor Marc Lettau davor warnte, „jetzt in Hektik und Muster zu verfallen, die uns das letzte Selbstvertrauen nimmt.“