Bochum. Ohne Losilla gab es noch keinen Bundesliga-Sieg für Bochum. Der Kapitän übers 2:5 in Gladbach, die Stimmung in der Kabine und viele Ausfälle.
Anthony Losilla ist ein Familienmensch, verbringt gerne viel Zeit mit seiner Frau, seinen beiden Kindern. Auf die zwei gemeinsamen Stunden am vergangenen Samstag allerdings hätte er, hätten sicherlich auch seine Liebsten gerne verzichtet. Der Kapitän des VfL fehlte beim Bundesliga-Spiel in Mönchengladbach gesperrt, nachdem er beim 3:2-Triumph gegen den FC Bayern seine fünfte Gelbe Karte gesehen hatte.
Losilla verfolgte die 2:5-Packung mit seiner Familie auf dem heimischen Sofa, vor dem Fernseher. Wer sich am meisten aufregte im Wohnzimmer der Losillas, wollte der 37-Jährige lieber nicht erzählen. Man kann es sich vorstellen.
Losilla vor Bochums Heimspiel gegen Leipzig: „Können anderes Gesicht zeigen“
Nach der ersten Mannschafts-Einheit der Woche ging sein Blick aber längst voraus, auf die nächste große Herausforderung, auf das Heimspiel gegen RB Leipzig an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Vonovia Ruhrstadion: „Wir müssen das Spiel abhaken und auf Leipzig blicken. Wir wissen, dass wir zuhause ein ganz anderes Gesicht zeigen können“, sagte der Kapitän.
Mit Losilla im Zentrum, das steht fest. Ohne Losilla, den weiterhin Unersetzlichen im Team des VfL, hat Bochum zuletzt 2018 gewonnen, es war ein 1:0 gegen Bielefeld in der 2. Liga. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga verpasste er von den 91 Partien nur sechs Spiele. Es waren in der Rückkehr-Saison die Partien bei Hertha BSC im Februar 2022 (Corona-Virus/1:1), in der Vorsaison die Schlappen in Bremen (0:3) und gegen Schalke 04 (0:2/Rot-Sperre) sowie das 1:1 bei Union Berlin (verletzt). In dieser Spielzeit fehlte Losilla beim 1:1 gegen Köln (krank) sowie nun beim 2:5 in Mönchengladbach.
Ein Grund für die Pleite: Auch Patrick Osterhage fehlte im Mittelfeldzentrum
Ohne Losilla keine Siege? „Nein, an meinem Fehlen lag es nicht“, sagt der Führungsspieler. Zur Wahrheit gehört ja auch: Auch mit Losilla gab es genug Nackenschläge in den letzten Jahren, wie etwa das 1:3 im Hinspiel gegen Gladbach. „Es gibt Spiele, in denen es nicht so gut läuft. Als VfL Bochum gibt es immer wieder mal Rückschläge in einer Saison“, so Losilla. In diesem Jahr 2024 war es der erste Aussetzer bei der zweiten Niederlage nach dem 1:3 in Dortmund.
Ein weiterer Grund für die Pleite: Mit Patrick Osterhage fehlte ein zweiter Schlüsselspieler im zentralen Mittelfeld, der Losillas Rolle übernehmen kann. Der 24-Jährige zeigte dies gegen Köln, als der VfL gut spielte, aber zu viele Chancen ausließ. Osterhage und Losilla sind ebenso wie Kevin Stöger gesetzt. Fallen zwei der drei Leistungsträger in der Zentrale aus, wird es schwierig für Bochum.
Thomas Letsch nach Video-Analyse: VfL Bochum war von Beginn an nicht gut
Osterhage wird auch gegen Leipzig fehlen, aber Losilla kehrt zurück. Der Doppelschlag in Gladbach zum 0:1 und 0:2 nach einfachen Fehlern seien der Knackpunkt gewesen, so Losilla, der aber grundsätzlich am Fernseher den gleichen Eindruck hatte wie seine Kollegen, wie Trainer Thomas Letsch im Borussia-Park. „Wir waren nach dem Rückstand nicht mehr so griffig, waren oft einen Tick zu spät. Dann kann ein guter Gegner wie Gladbach, der viel Geschwindigkeit vorne hat, Lösungen finden.“
Ähnlich formulierte es Thomas Letsch auch nach anschaulicher Video-Analyse, die seine bereits unmittelbar nach dem Spiel geäußerte Meinung sogar noch bestärkte. „Die Analyse hat die Erkenntnis gebracht, dass sich das Spiel in der ersten Phase besser angefühlt hat als es wirklich war. Wir haben das, was uns auszeichnet, dass wir kompakt sind, nachschieben und stark bei zweiten Bällen sind, nicht gut gemacht. Es war kein gutes Spiel von uns.“ Und zwar von Beginn an, nicht erst nach dem Doppelschlag, nach umstrittenen Entscheidungen.
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1:0-Heimsieg gegen Leipzig: Riemann hält, Masovic trifft - beide fallen diesmal aus
Gegen Leipzig gibt es nun nach Manuel Riemanns fünfter Gelber Karte einen Torwart-Wechsel, Andreas Luthe oder Niclas Thiede müssen es richten. Dabei ragte Riemann bei den letzten beiden Duellen gegen den Champions-League-Klub heraus, sowohl im Hinspiel (0:0), als er zwei Elfmeter hielt, als auch beim Sieg vor knapp einem Jahr im Ruhrstadion, als Erhan Masovic das entscheidende 1:0 köpfte und Riemann, am Ende mit Hilfe des Pfostens, Leipzig verzweifeln ließ.
Riemann und Masovic, die Helden vom März 2023, fehlen nun beide gesperrt, zudem fallen Osterhage, Tim Oermann und Christopher Antwi-Adjei (alle verletzt) aus. Losilla bleibt optimistisch: „Wir haben ein paar Ausfälle. Aber wir haben oft gezeigt, dass die, die reinkommen, ihre Leistung bringen. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, sagt der Kapitän. „Wir wissen, was wir zuhause leisten können.“ Auch und gerade gegen Topteams.
Starke Heimbilanz gegen die Topteams: zwei Siege, zwei Unentschieden
Gegen vier Mannschaften der Top sechs gab es im Ruhrstadion zwei Siege in diesem Jahr (3:2 gegen Bayern, 1:0 gegen Stuttgart) und zwei Remis in der Hinrunde (jeweils 1:1 gegen Dortmund und Frankfurt). Leverkusen kassierte seine letzte Pflichtspiel-Niederlage überhaupt in Bochum – es war der furiose letzte Spieltag der Vorsaison, das 3:0, das die Klasse sicherte. Bayer 04 ist der letzte Heimgegner am vorletzten Spieltag, kommt vielleicht bereits als Meister nach Bochum – Leipzig benötigt im Fernduell mit dem BVB jeden Punkt zur Qualifikation für die Champions League.
Losilla: „Außer in Gladbach haben wir in den letzten Wochen gezeigt, dass wir viel stabiler geworden sind. Diese Stabilität wollen wir auch gegen Leipzig wieder zeigen. Die Jungs waren nach dem Spiel in Gladbach enttäuscht, auch sauer, das ist gut so“, schilderte Losilla seinen Eindruck aus der Kabine, vom Training. Und sagt: „Wir wollen jetzt eine Reaktion zeigen. Mit unseren Fans im Rücken sind wir schwer zu schlagen.“
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