Bochum. Noah Loosli hat sich reingekämpft gegen den VfB, jetzt geht‘s zum BVB. Was er seinen Kollegen vom VfL Bochum vorlebt.

Einen Tag vor seinem 27. Geburtstag genossen fast alle Profis des VfL Bochum ihren freien Montag. Noah Loosli nicht. Er zog im wahren Wortsinn seine einsamen Kreise auf dem Trainingsplatz am Ruhrstadion. Mit Ball, ohne Ball. Und das nicht, weil am Sonntag beim BVB (28. Januar, 17.30 Uhr, DAZN) ein ganz besonderes Spiel ansteht.

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„Er wollte eine kurze Einheit machen, daraus wurden zweieinhalb Stunden. Das ist Noah Loosli“, sagte Thomas Letsch. Der Trainer verdeutlichte damit, was er schon so oft gesagt hat: Dass der Schweizer Innenverteidiger ein Musterprofi ist, einer, der immer alles gibt und noch ein bisschen mehr. „Wir sprechen das natürlich ab. Noah muss man eher bremsen. Er ist eine Maschine, das sieht man ihm an. Er arbeitet extrem an seinen vermeintlichen Defiziten, möchte immer besser werden.“

Loosli zum Startelf-Debüt: Es war sehr aufregend

Der Lohn: Loosli feierte - auch aufgrund etlicher Ausfälle - gegen Stuttgart sein Startelf-Debüt. Sieben Mal wurde er zuvor eingewechselt, kam auf 158 Einsatzminuten. Gegen den VfB spielte der Innenverteidiger 90 Minuten plus insgesamt zehn Minuten Nachspielzeit durch. „Es war sehr aufregend. In unserem heimischen Stadion macht es immer Riesenspaß, Minuten auf dem Platz zu verbringen“, sagte der Schweizer nach der Einheit am Mittwoch dieser Redaktion. „Diesmal hat es umso mehr Spaß gemacht, weil wir den Sieg holen konnten.“

Mit 1:0. Ohne Gegentor. Auch dank Loosli. Zwar merkte man ihm fehlende Spielpraxis und Nervosität an zu Beginn, gönnte er sich einige Fehler auch im Aufbau, eigentlich einer potenziellen Stärke des 1,86 Meter großen Verteidigers. Im Zweifel wählte er das rustikale Hoch-und-Weit-Sicherheitsmittel. Nach der fast einstündigen Pause wegen der Stuttgarter Zaunfahne am Fluchttor im Gästeblock fand der VfL, fand Loosli immer besser ins Spiel.

Geschafft: Manuel Riemann, Noah Loosli, Tim Oermann und Ivan Ordets nach dem 1:0 gegen den VFB Stuttgart.
Geschafft: Manuel Riemann, Noah Loosli, Tim Oermann und Ivan Ordets nach dem 1:0 gegen den VFB Stuttgart. © Getty Images | Christof Koepsel

Loosli schwärmt von der Bundesliga, von Bochum

Der Innenverteidiger kann und muss sich noch steigern, robuster werden, zweikampfstärker, sicherer im Pass- und Stellungsspiel. Spielpraxis hilft dabei enorm. Der VfL traut ihm diese Sprünge nach vorne zu, deshalb holte man ihn als Spieler mit Perspektive, auch wenn er dem Talente-Alter längst entwachsen ist.

Loosli wagte im Sommer den Sprung aus der Schweiz in die Bundesliga, kam von Grashoppers Club Zürich, erhielt beim VfL Bochum einen Vertrag über drei Jahre bis zum Sommer 2026. „Das war ein Riesenschritt vorwärts für mich. Fußball wird hier ganz anders wahrgenommen, speziell im Ruhrgebiet, in Bochum wird Fußball wirklich gelebt. Ich kann mich sehr identifizieren mit dieser Mentalität“, sagt Loosli. „Ich bin sehr zufrieden, es war die richtige Entscheidung. Ich versuche, mich weiter zu entwickeln, mein Bestes zu geben.“

Loosli, Stöger, Bernardo: Hier guckt sich Loosli viel ab

Tempo und individuelle Qualität der Spieler seien in der Bundesliga deutlich höher als in der Schweiz, auch im Training. „Wir haben viele Spieler, von denen man sich etwas abgucken kann. Toto (Anthony Losilla, die Red.) ist ein Riesen-Führungsspieler, Stögi (Kevin Stöger, die Red.) hat technische Qualitäten, die unfassbar sind, Bernardo ist im Zweikampf eine Maschine.“, sagt Loosli.

In punkto Einstellung könnte er auch sich selbst als Vorbild nennen, was ihm seine eher zurückhaltende Art allerdings verbietet. Er ist kein Lauter der Branche, eher ein Mann der leisen Töne. Und einer, der seinen Job akribisch ernst nimmt: Bei Loosli ist alles darauf aufgerichtet, topfit zu sein.

Regeneration, Ernährung: Loosli verzichtet auf Zucker

„Ich achte auf meine Regeneration, meine Ernährung, versuche, das Beste aus meinem Körper herauszuholen“, bestätigt der 1,86 Meter große Verteidiger. Eisbäder gehören dazu, er nutze Kompressionsmaschinen für die Beine, um die Durchblutung zu fördern, erklärt er. Und: „Ich schaue, dass ich mich möglichst natürlich ernähre. Industrieprodukte, Zucker, Fast-Food sowieso lasse ich außen vor.“

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Das Startelf-Debüt: Loosli ist immer selbstkritisch

Dazu passt, dass Loosli ein äußerst selbstkritischer Typ ist. Entsprechend differenziert sieht er auch seine Leistung gegen Stuttgart. „Ich habe etwas gebraucht, um Selbstvertrauen aufzubauen. In der zweiten Halbzeit war ich dann immer besser im Spiel.“

Dabei bildete er mit Tim Oermann, der erstmals Rechtsverteidiger war, eine neue rechte Abwehrseite, agierte später in der Fünferkette. Die Null stand, und „je länger das Spiel ging, desto stabiler wurde er“, sagte Trainer Letsch. „Er hat seine Chance bekommen, er hat sie genutzt.“

Gegen Dortmund ist wieder mit Ivan Ordets für Loosli zu rechnen

Was nicht heißt, dass er auch am Sonntag von Beginn an spielt. Beim Derby in Dortmund, beim BVB (17.30 Uhr, DAZN). Vermutlich rotiert er wieder auf die Bank, weil Ivan Ordets nach langer Verletzungspause und 30-Minuten-Comeback gegen Stuttgart in die Startelf zurückkehren dürfte. Loosli stellt keine Forderungen. Er will diese Woche angehen „wie jede andere: Ich versuche, mich in jedem Training aufzudrängen, es dem Trainer schwer zu machen, mich nicht aufzustellen“.

In jedem Fall, ob auf dem Rasen oder zunächst auf der Bank, freue er sich aufs Derby, auf die Stimmung, auf über 80.000 Fans im Signal-Iduna-Park. Vor solch einer Kulisse hat Loosli noch nie gespielt. Und er sieht durchaus eine Chance für den VfL beim Champions-League-Klub: „Wir sind in dieser Saison schwer zu schlagen, haben eine defensive Stabilität entwickelt. Wenn wir diese Stabilität halten können, wird es auch für Dortmund schwer.“