Bochum. Im zweiten Interview-Teil spricht Hans-Peter Villis über eine besondere Party und warum der VfL Bochum für einen DFL-Investor stimmte.
Hans-Peter Villis nahm sich kurz vor Weihnachten noch einmal Zeit für ein ausführliches Gespräch. Im zweiten Teil des Interviews spricht der Vorstandsvorsitzende des VfL Bochum über seinen besten VfL-Moment im Jahr 2023, seine Vorstellungen für 2024 und die sportliche Situation in dieser Saison. Zudem erklärt er, was dem deutschen Fußball fehlt.
+++ VfL Bochum: Teil 1 des Interviews mit Hans-Peter Villis lesen Sie hier +++
Der VfL Bochum hat für Gespräche mit einem Investor bei der DFL gestimmt. Warum?
Dass es da Kritik von Fans gab und gibt, ist verständlich. Es gab ja auch beim ersten Versuch offenbar erhebliche Kommunikationsdefizite. Im ersten Schritt geht es bei der DFL nur darum, ob man einen Investor suchen darf. Die ganze Ablehnung beim ersten Mal drehte sich hauptsächlich darum, wer wie viel bekommt. Die DFL, und damit auch Klubs wie der VfL, braucht bzw. brauchen strategische Partner und Investoren, die dabei helfen, international wettbewerbsfähig zu sein. Die Premier League ist bei jedem Vertrag, den wir abschließen, der Maßstab. In der Premier League könnten Spieler aus der Bundesliga deutlich mehr verdienen. Die Premier League hat andere Einnahmen aus Fernsehgeldern. Ich finde wichtig, dass der deutsche Fußball in Sachen Vermarktung wettbewerbsfähig ist. Dieses Thema wird unterschätzt. Der Unterschied zu dem, was in England, Frankreich, Italien oder Spanien gezahlt wird, zu dem, was in Deutschland gezahlt wird, wird immer größer. Die Marke „Deutscher Fußball“ ist gut, aber da ist noch mehr drin.
Was wäre für den VfL Bochum drin?
Das hängt zunächst davon ab, ob die DFL-Geschäftsführung bei der Suche erfolgreich ist und einen strategischen Partner präsentieren kann, der die Kriterien erfüllt. Es wird dann, im Erfolgsfall, auch da selbstverständlich wieder einen Verteilungsschlüssel geben. Alle Klubs gehen dadurch einen Schritt nach vorn. Ziel ist es, Projekte wie die Digitalisierung voranzutreiben und die Bundesliga international sichtbarer zu machen. Wir hätten dadurch die Chance, andere Spieler von der Liga und dem VfL zu überzeugen. Wir heben das Level des deutschen Fußballs.
Mit welchem Verein sehen Sie den VfL Bochum international vergleichbar?
Sheffield ist eine Partnerstadt Bochums. Ich hatte die große Ehre Sheffields Bürgermeister hier empfangen zu dürfen. Ich habe mir das ganze Umfeld der Stadt angesehen. Es gibt Sheffield Wednesday und Sheffield United. Wednesday spielt in der zweiten englischen Liga, United in der Premier League. Sheffield ist eine Malocherstadt und es gibt weitere Gemeinsamkeiten. Aber United hat ein doppelt so hohes Budget wie wir. Ansonsten haben die Vereine gleiche Voraussetzungen was Fans und Mitglieder anbelangt. Sie haben durch die Fernsehgelder aber massiv andere Voraussetzungen.
Wie zufrieden sind Sie bisher mit dem sportlichen Ergebnis?
Es wären ein paar Punkte mehr drin gewesen. Gegen Mainz spät den Ausgleich zu bekommen, war sehr ärgerlich. Die deutlichen Niederlagen gegen Stuttgart, Bayern und in Leverkusen muss man aus unterschiedlichen Gründen abhaken. Dennoch sieht man, dass wir uns etabliert haben. Wir spielen auf Augenhöhe mit. Wir haben über weite Strecken, insbesondere in den jüngsten Heimspielen gegen Wolfsburg und Union Berlin, gezeigt, dass wir Bundesliga können und auch dort bleiben wollen.
Diese Wünsche hat Villis für den VfL Bochum 2024
Sehen Sie personellen Nachholbedarf im Winter?
Darüber haben wir mit der sportlichen Leitung diskutiert. Die Kaderbreite ist gut. Die sportliche Leitung steht absolut zum Kader. Wenn es aber einen Spieler geben sollte, der finanzierbar wäre und die sportliche Qualität hebt, würden wir reagieren.
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Blicken wir auf das Jahr 2023. Was war für Sie der wichtigste Moment?
Das war der 34. Spieltag der vergangenen Saison. Ich bin seit 58 Jahren VfL-Bochum-Unterstützer. Damals hat mein Papa mich mitgenommen zu einem Spiel. Und nichts hat sich seitdem so angefühlt wie das, was wir an diesem letzten Spieltag nach dem Erfolg gegen Bayer Leverkusen gesehen haben. Als unsere Fans den Rasen gestürmt haben – das war außergewöhnlich! Danach sind wir spontan mit der Mannschaft ins Bermuda-Dreieck gefahren. Tausende VfL-Fans standen da. Das war so eine tolle Stimmung! Und es war das Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung in den vergangenen zehn, zwölf Jahren. Wobei mein schönster VfL-Moment generell der war, als wir im Mai 2021 gegen Sandhausen mit 3:1 gewonnen haben und aufgestiegen sind. Das war sogar noch ein bisschen besser als der Moment gegen Leverkusen. Nach dem Aufstieg konnten wir sagen, zehn Jahre 2. Liga sind vorbei. Wir sind wieder da, wo wir hingehören.
Wenn wir in einem Jahr wieder hier sitzen: Wie wird 2024 gelaufen sein?
Wieder gut. Wir haben erneut den direkten Klassenerhalt geschafft. Wir freuen uns, dass die VfL-Frauen in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Wir sind ein Stück weitergekommen, was das Thema Stadion anbelangt, insbesondere bei der Kommunikation. Wir werden offen mit unseren Fans und Mitgliedern diskutieren. Sportlich werden wir etabliert sein und im vierten Jahr in der Bundesliga spielen. Und ich fahre weiter Zug.