Bochum. Der VfL Bochum verlängert zum zweiten Mal in diesem Jahr mit seinem wichtigsten Sponsor. Was das für den Etat und die Kaderplanung bedeutet.

Manchmal gehört auch das richtige Timing dazu. Ausgerechnet als der VfL Bochum vor knapp zwei Wochen sein Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg 3:1 gewann, war auch eine hochrangige Delegation des Hauptsponsors Vonovia zu Besuch. Es war der lang ersehnte und entsprechend umjubelte erste Heimsieg nach 189 Tagen. Dieses Erlebnis war sicher nicht allein ausschlaggebend, aber es hat auch nicht geschadet bei der Entscheidung, die Verein und Sponsor am Donnerstagabend offiziell machten: Das Wohnungsunternehmen Vonovia verlängert seinen Vertrag als Haupt- und damit Trikotsponsor des Fußball-Bundesligisten, unabhängig von der Ligenzugehörigkeit, mindestens auch für die kommende Spielzeit 2024/25.

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Die Verantwortlichen hatten nicht unbedingt damit gerechnet, so früh Klarheit zu haben. Als „vorzeitiges Weihnachtsgeschenk“ bezeichnet VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig den Vertragsabschluss. Für den VfL Bochum sei ein strategischer Partner wichtig, der ein Fundament bildet, so Kaenzig. Die Zusammenarbeit mit Vonovia sei der Inbegriff einer solchen Partnerschaft.

VfL Bochum bleibt wettbewerbsfähig

„Es zeugt von großer Verbundenheit zu Stadt und Verein, wenn dieses große, in Bochum ansässige Dax-Unternehmen weiterhin in dieser Form bekennt“, sagt Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender des VfL. So könne der VfL Bochum wettbewerbsfähig bleiben.

Ilja Kaenzig, Geschäftsführer Finanzen des VfL Bochum, hier auf der Mitgliederversammlung im November 2023 im Ruhrcongress.
Ilja Kaenzig, Geschäftsführer Finanzen des VfL Bochum, hier auf der Mitgliederversammlung im November 2023 im Ruhrcongress. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Die Zusage des wichtigsten Sponsors, sein Engagement zu verlängern und dem Vernehmen nach auch finanziell zu erweitern, kann einerseits ein Signal an andere Partner des Vereins sein. Vor allem aber gibt es der Vereinsführung und Sportlichen Leitung des VfL Bochum Planungssicherheit. Erst im Mai hatten VfL und Vonovia nämlich den Vertrag verlängert. Unabhängig von der Liga zwar, damals aber nur für ein Jahr, nach WAZ-Informationen für etwa 2,5 Millionen Euro.

Die zweite Vertragsverlängerung innerhalb eines Jahres ist vor allem aus diesem Grund bemerkenswert: Sie erleichtert dem Klub die (längst laufende) Planung sowohl für den Fall des Klassenerhalts als auch für das Szenario des Abstiegs. Ein Vorsprung vor anderen Vereinen, etwa dem FC Schalke 04: Der Nachbar des VfL hatte seinen Hauptsponsor Veltins erst am Vorabend der aktuellen Saison präsentiert und muss sich bereits für kommenden Sommer wieder auf die Suche machen.

VfL Bochum will seinen Umsatz auf 100 Millionen Euro steigern

Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau (Foto aus dem Sommer 2021).
Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau (Foto aus dem Sommer 2021). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Die Sponsoring-Einnahmen sind für den VfL Bochum von strategisch wichtiger Bedeutung. Mit dem Stadion an der Castroper Straße, das bereits seit 2016 auch Vonovia Ruhrstadion heißt, hat der Verein zwar ein echtes Alleinstellungsmerkmal, ist aber auf der Einnahmenseite auch limitiert. Ein Ausbau an diesem Standort gilt laut einem Gutachten als unrealistisch. Die Castroper Straße verlassen wollen die Vereinsverantwortlichen aber partout nicht - die Einnahmen muss der Klub also in anderen Bereichen steigern, um sein Ziel zu erreichen, zu den etablierten Klubs im Bundesliga-Mittelfeld aufzuschließen.

Zuletzt präsentierte der VfL Bochum auf seiner Mitgliederversammlung einen Rekord-Gesamtertrag von 86,8 Millionen Euro, bei einem Gewinn von 8 Millionen Euro. Das Ziel ist ein Bundesliga-Umsatz von 100 Millionen Euro - diese Summe sei notwendig, um sich langfristig in der Bundesliga etablieren zu können. Der neue Vonovia-Deal ist ein Schritt in diese Richtung, die Verantwortlichen wollen die Mehreinnahmen in den Bundesliga-Kader investieren. Die Devise heißt nämlich: Mutig bleiben, ins kontrollierte Risiko gehen: Um sich zu etablieren, hat der VfL den Lizenzetat zuletzt auf rund 41 Millionen Euro erhöht und plant für diese Saison mit einem Verlust von knapp vier Millionen Euro.

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Kanezig sagt nun über die Verlängerung: „Die frühzeitige Vertragsverlängerung dokumentiert die spürbare Unterstützung, die dem VfL zutei lwird. Vonovia ist für den VfL mehr als ein Werbepartner“. - „Der VfL ist ein Verein mit überragender Tradition. Er steht für Leidenschaft und Bodenständigkeit. Das sind auch Werte, die wir vertreten“, sagt Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau. Schon beim Vertragsabschluss im vergangenen Sommer, unmittelbar vor dem letztlich erfolgreichen Saisonfinale gegen Bayer Leverkusen, habe man vereinbart, sich erneut zusammenzusetzen.

„Im Frühsommer war die Situation sportlich unsicher. Wir wollten so frühzeitig ein Zeichen geben, um Ruhe hineinzubringen“, sagt Arnd Fittkau. „Es gibt wenige Vereine, die einen Sponsor aus der eigenen Stadt auf der Brust tragen“, sagt Tim Jost, Direktor Marketing und Vertrieb des VfL Bochum. „Darauf sind wir sehr stolz.“

Vonovia: Stadionvertrag beim VfL Bochum bis 2026

Auch für den Konzern sei es ein wichtiges Zeichen gewesen, den Vertrag mit dem VfL Bochum zu verlängern. „Als Unternehmen sind wir stolz, unseren Namen auf der Trikotbrust zu sehen“, sagt Arnd Fittkau. Über die Laufzeit des neuen Vertrags gelte Stillschweigen. Das Bochumer Dax-Unternehmen ist seit dem Bundesliga-Aufstieg 2021 Trikotsponsor des VfL Bochum und bereits seit 2016 Namensgeber des Vonovia Ruhrstadions. Dieser Vertrag läuft bis 2026.

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