Gelsenkirchen. Offiziell arbeitet Matthias Tillmann für Trivago. Wir erklären, warum der künftige Vorstandschef schon jetzt häufig auf Schalke zu finden ist.

Eigentlich arbeitet Matthias Tillmann erst ab 1. Januar 2024 als Vorstandsvorsitzender für den FC Schalke 04, bis dahin ist er noch als Finanzchef des Online-Reisebüros Trivago tätig. Diese Aufgabe hat er noch nicht aufgegeben - aber so viel Freizeit wie möglich verbringt der 39-Jährige in der Geschäftsstelle der Königsblauen und drumherum. Doch was macht er dort eigentlich?

Schalke: Tillmann trifft sich mit wichtigen Sponsoren

Recherchen dieser Zeitung ergaben, dass sich Tillmann vor allem um drei Themenbereiche kümmert - zunächst um den Sport. Auch wenn er die Verträge später unterschreiben muss, will er Sportdirektor André Hechelmann und Trainer Karel Geraerts nicht bei der der Kaderplanung vor allem in der Winter-Transferperiode im Januar 2024 hineinreden. Es geht vor allem in Gesprächen mit dem Aufsichtsrat und vor allem mit Axel Hefer, dem Vorsitzenden des Gremiums, darum, wie die Stelle des Sportvorstandes nachbesetzt wird. Peter Knäbel scheidet spätestens zum 30. Juni 2024 aus, auch dass er schon vorher geht, ist nicht ausgeschlossen. An den Winter-Transfers ist er schon nicht mehr beteiligt.

Auch im Regen schon auf Schalke: Matthias Tillmann
Auch im Regen schon auf Schalke: Matthias Tillmann © Ralf Ibing / firo Sportphoto | Ralf Ibing

Doch wer wird Nachfolger? Wie wird die Struktur sein? Das sind Themen, die Tillmann umtreiben, weshalb er viele Gespräche führt. Wie diese Zeitung enthüllte, ist eine diskutierte Variante, dass Tillmann selbst das Ressort Sport übernimmt, dafür aber die Position des Sportdirektors erheblich gestärkt wird - so wie es zum Beispiel Borussia Dortmund praktiziert. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist zuständig, um das operative Geschäft kümmert sich Sebastian Kehl. Eine weitere Frage: Gibt es überhaupt eine externe Nachbesetzung der Knäbel-Rolle oder nicht, auch wenn es nur um einen Sportdirektor geht? Klar scheint: Der stark in die Kritik geratene Hechelmann bekommt noch eine Transferperiode, um Vorstand und Aufsichtsrat von sich überzeugen. Es dürfte aber seine letzte Chance sein.

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Der zweite Punkt, der Tillmann schon jetzt umtreibt, ist die Sponsorensuche. An der Entscheidung, einen externen Vermarkter in die Suche nach einem Nachfolger von Veltins für die Saison 2024/25 und danach zu involvieren, war Tillmann bereits beteiligt. Zudem bemüht er sich darum, möglichst viele schon vor Amtsantritt kennenzulernen - beispielsweise am Rande der Spiele, die Tillmann schon jetzt besucht, oder durch digitale Gesprächsangebote. Am Freitag kommt es zu einem großen Treffen von Tillmann mit Vertretern der größten Sponsoren. Auch Premiumpartner Böklunder dürfte dabei sein - pikant: Diese Firma gehört Ex-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Die spannende Frage: Kommt Tönnies, großer Kritiker von Axel Hefer, selbst oder schickt er einen anderen Vertreter?

Schalke: Großes Vertrauen zu Christina Rühl-Hamers

Mit dem dritten Punkt, den Finanzen, beschäftigt sich Tillmann nicht so ausführlich, auch wenn er als Finanzchef des großen Unternehmens Trivago dort besonders großes Know-how hat. Schalkes Finanzen sieht er aber bei Christina Rühl-Hamers in sehr guten Händen, die sich zudem in Dingen wie Lizenzierung auskennt. Während Rühl-Hamers aber in den vergangenen Jahren dauerhaft damit beschäftigt war, Krisen zu lösen, Löcher in der Kasse zu stopfen, beschäftigt sich Tillmann mit möglichen Chancen, wie es gelingen könnte, die Situation zu verbessern.

Klar ist: Wenn Tillmann Mitte April 100 Tage offiziell als Vorstandsvorsitzender arbeitet, wäre eine 100-Tages-Bilanz zu diesem Zeitpunkt aber wenig angemessen. Denn die Tage, die er jetzt schon auf Schalke verbringt, müssten dann addiert werden.