Bochum. Tim Oermann erhält viel Lob von Kollegen und Trainer des VfL Bochum. Der Verteidiger will dranbleiben, eine Leihe bleibt Thema.
Gegen den 1. FC Köln gab er sein Bundesliga-Debüt im September 2022. Als der VfL Bochum nach sechs Niederlagen und der Trennung von Trainer Thomas Reis gegen den FC antrat, fand sich Tim Oermann für viele überraschend in der Startelf wieder. Interimstrainer Heiko Butscher vertraute ihm, kannte ihn bestens aus der Jugend – und Oermann überzeugte. Mit dem 1:1 nach dem späten Ausgleich von Kölns Linton Maina holte der VfL immerhin seinen ersten Punkt, ehe Trainer Thomas Letsch den VfL letztlich zum Klassenerhalt führte.
Oermann spielte noch drei Mal, in der Rückrunde war er als Leihspieler beim österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC gesetzt. Jetzt gab der technisch versierte Verteidiger sein Saisondebüt beim Auswärtssieg in Darmstadt: Erstmals war der 20-Jährige im Kader; auch, weil Ivan Ordets verletzt fehlte und wohl erst im kommenden Jahr wieder eingreifen kann. Oermann kam rund eine Viertelstunde vor Schluss prompt zu seinem ersten Einsatz – eingewechselt für Kapitän Anthony Losilla, der stark Gelb-Rot-gefährdet war. Oermann, der gelernte Innenverteidiger, sollte als Sechser den 2:1-Erfolg über die Zeit fighten.
VfL Bochum: Thomas Letsch lobt Tim Oermann
„Es war aufregend, hat sich gut angefühlt und Spaß gemacht“, erklärte der aufgeräumt wirkende Oermann nach dem Training ein paar Tage später. Er sollte sich „reinhauen“, erklärt Oermann die Anweisung des Trainers, „und für etwas Entlastung sorgen. Das Spiel stand etwas auf der Kippe, es war eine schwierige Situation, da reinzukommen. Ich denke, das habe ich ganz gut hinbekommen. Dass wir den Sieg mitnehmen konnten, war natürlich umso schöner.“
Auch Trainer Letsch war rundum zufrieden mit dem Kurzeinsatz des Talentes. „Er ist um sein Leben gelaufen, gefühlt durchgängig mit Puls 190. Aber wenn er den Ball hatte, war er ruhig, ganz cool. Der Junge ist gut.“
Aber: Oermann ist bisher offenbar nicht gut genug, um konstant aufzurücken in den Kader, häufiger zu spielen. Eine Leihe im Winter bleibt ein Thema, damit Oermann mehr Spielpraxis sammeln kann. Perspektivisch trauen ihm die Verantwortlichen beim VfL um Sportdirektor Marc Lettau den Sprung zur Bundesliga-Stammkraft zu, sein Vertrag gilt bis 2026.
Leihe im Winter bleibt auch für Tim Oermann ein Thema
Der Bochumer, der im Talentwerk reifte seit Kleinauf, steht einer Leihe weiterhin aufgeschlossen gegenüber, nachdem es im Sommer mit Rot-Weiss Essen auf den letzten Drücker nicht geklappt hatte. „Nur weil ich einmal gespielt habe, ändert sich dadurch natürlich nicht die komplette Ausgangssituation. Ich benötige möglichst viel Spielzeit, um mich weiterzuentwickeln, das ist für mich und den Verein am besten. Wir werden im Winter sehen, was sinnvoll ist und welche Möglichkeiten es gibt“, sagt Oermann. Aktuell ist er die Nummer fünf bei den Innenverteidigern, hinter Bernardo, Keven Schlotterbeck, Erhan Masovic und Noah Loosli. Kehrt Ordets - wahrscheinlich im Januar - zurück, sinken die Einsatzchancen weiter.
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Zunächst aber will Oermann dranbleiben und drinbleiben nach dem Erfolg in Darmstadt, zumindest im Kader, wenn am Samstag wie bei seinem Bundesliga-Debüt der FC Köln kommt ins ausverkaufte Ruhrstadion (18.30 Uhr/Sky). Der erste Heimsieg soll her. „Ich habe gezeigt, dass der Trainer sich auf mich verlassen kann“, hofft Oermann auf eine weitere Chance, sich zu zeigen. Bis zum Darmstadt-Spiel nie im Kader gewesen zu sein, räumt er ein, sei „keine einfache Situation. Aber ich habe es im Training nie schleifen lassen, immer weiter gemacht.“
Schlotterbeck über Talent Oermann: „Er hat einen sehr steilen Weg vor sich“
So sieht es auch Keven Schlotterbeck, einer seiner Kollegen, von denen sich Oermann viel abguckt. Auch Anthony Losilla und Erhan Masovic, erzählt Oermann, würden ihm viel helfen – auch, weil sie seine Einstellung schätzen, immer Gas zu geben. „Tim macht seit Wochen einen sehr guten Eindruck, er kämpft in jedem Training“, sagt der derzeit gesetzte zentrale Abwehrmann Schlotterbeck. „Es ist wichtig für einen jungen Spieler, mal reinzukommen, das wird ihn noch weiter pushen.“ Schlotterbeck traut Oermann viel zu: „Er hat einen sehr steilen Weg vor sich.“
Auch beim DFB sieht man seine Stärken. In der U20-Nationalmannschaft kam er bei den vergangenen beiden Spielen erneut zum Einsatz, gegen Tschechien spielte er von Beginn an (4:1). „Es tut immer gut, bei der U20-Nationalmannschaft zu sein, auch für das Selbstbewusstsein“, sagt Oermann. Ob er für die kommenden Partien nach dem Köln-Spiel in Rumänien am Freitag (17. November) und gegen England am Montag darauf (20. November) in Regensburg erneut zum Team von Trainer Hannes Wolf zählt, soll sich am Freitag entscheiden.