Bochum. Moritz-Broni Kwarteng gab nach langer Verletzung sein Debüt für den VfL Bochum. Was sich der Neuzugang vornimmt – und wie der VfL ihn einplant.

Nein, euphorisch wirkt Moritz-Broni Kwarteng noch nicht wirklich. Aber zufrieden ist er. Fürs Erste zumindest. Nach langer Verletzungspause feierte der Neuzugang des VfL Bochum beim Spiel in Leipzig sein Debüt – sowohl für seinen neuen Klub als auch in der Bundesliga. „Ich habe mich lange gedulden müssen, habe auf diesen Moment hingearbeitet. Da fällt einem schon ein Stein vom Herzen“, sagt der 25-jährige Offensivmann des VfL nach dem Training am Dienstag.

In der 72. Minute wurde Kwarteng eingewechselt für Goncalo Paciencia. Noch ist er lange nicht bei 100 Prozent, musste nach ein, zwei Sprints schon ordentlich pumpen. „Grundsätzlich hat er es gut gemacht. Man hat aber auch gemerkt, dass Spiel und Training zwei Paar Stiefel sind“, sagte Trainer Thomas Letsch. „Das ist völlig normal nach so einer langen Verletzungspause.“

Ein halbes Jahr vereinslos: Erst in Magdeburg startet Kwarteng durch

Für gut eine Millionen Euro plus Boni hat der VfL Kwarteng vom Zweitligisten FC Magdeburg geholt, doch eine Schambeinentzündung, die sich am Ende der vergangenen Saison erstmals bemerkbar machte, zog sich hin. Es gab Fortschritte, wieder Rückschritte. Keine einfache Zeit für „Momo“ Kwarteng, aber nicht seine schwierigste, wie er sofort betont.

Nach langer Verletzungspause feierte Moritz-Broni Kwarteng beim 0:0 in Leipzig sein VfL- und Bundesliga-Debüt. Der 25-Jährige will nun Schritt für Schritt zur Bestform kommen.
Nach langer Verletzungspause feierte Moritz-Broni Kwarteng beim 0:0 in Leipzig sein VfL- und Bundesliga-Debüt. Der 25-Jährige will nun Schritt für Schritt zur Bestform kommen. © FUNKE Foto Services | Dennis Ewert/RHR-FOTO

Nach seiner Zeit beim Hamburger SV, wo er vor allem für die zweite Mannschaft gespielt hatte, war er ein halbes Jahr lang vereinslos, ehe er im Januar 2022 zum damaligen Drittligisten Magdeburg kam. Dort erst startete der gebürtige Stuttgarter im Profifußball richtig durch, stieg mit dem FCM in die 2. Liga auf, erzielte in der Vorsaison als unumstrittene Stammkraft zehn Tore und bereitete drei vor.

Deshalb entschied sich Kwarteng für den VfL Bochum

Früh mühte sich der VfL um ihn. Blieb hartnäckig. Es gab andere Interessenten, Stuttgart etwa oder Mönchengladbach sollen darunter gewesen sein. Aber „der VfL ist bei mir immer am Ball geblieben“, sagt Kwarteng. „Vor nicht einmal zwei Jahren war ich vereinslos, da war alles anders. Der Schritt in eine neue Liga musste sehr gut überlegt sein. Der VfL hat sich unheimlich um mich bemüht, mit dem Klub kann ich mich sehr gut identifizieren. Mein Bauchgefühl hat deshalb auch den Ausschlag gegeben, dass der Schritt zum VfL die beste Entscheidung ist.“ Kwarteng erhielt einen für VfL-Verhältnisse außergewöhnlich langen Vertrag bis 2027.

Vielleicht, sagt er selbstkritisch, wollte er zu früh zu viel. Hat in der Sommerpause individuell viel trainiert, statt seinem Körper die nötigen Wochen Pause zu geben. „Ich kann nicht lange ruhig bleiben, wollte sofort dranbleiben, sofort da sein. Vielleicht war das überzogener Ehrgeiz“, sagt Kwarteng im Rückblick. Die Physiotherapeuten, die Reha-, Co- und Cheftrainer beim VfL aber gaben ihm Zeit, bremsten ihn auch mal. Wochenlang standen nur Lauf- und Aufbautraining an. Auch im September gab es noch mal einen Rückschritt, als die Reizung wieder zunahm nach den ersten intensiven Trainingswochen mit dem Team. Seit zwei Wochen aber sei nun alles okay, sagt Kwarteng. Keine Schmerzen mehr. Das Vertrauen, die Geduld ihn ihn „versuche ich jetzt auf dem Platz zurückzuzahlen.“

Bochums Sportdirektor Marc Lettau: Kwarteng „hat etwas Besonderes“

Mit Kwarteng soll das Spiel des VfL in absehbarer Zeit eine neue, unberechenbare Note bekommen. „Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten, kann immer für einen besonderen Moment sorgen mit seiner hohen Dynamik“, schwärmt Sportdirektor Marc Lettau, der die Verpflichtung federführend vorangetrieben hatte. „Er hat eine extreme Beschleunigung, auf den ersten Metern ist er kaum zu halten. Zudem ist er auf allen offensiven Positionen flexibel einsetzbar. Er hat etwas Besonderes.“

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Als einzige Spitze, wie in der Schlussphase in Leipzig, wird er eher selten auflaufen. „Er ist kein Neuner“, sagt auch Letsch, der bei der reinen Tor-Verhinderungs-Partie in Leipzig (0:0) in der Schlussphase auch auf sein Tempo gesetzt hatte. Auch Kwarteng sieht seine Stärken auf anderen Positionen: In Magdeburg glänzte er oft als Zehner, wich aber auch erfolgreich auf die Flügel aus, je nach Bedarf. „Wenn wir mit zwei Spitzen spielen, kann er der zweite Stürmer sein“, sagt Letsch; also die aktuelle Takuma-Asano-Rolle einnehmen neben Paciencia oder Philipp Hofmann oder auch Moritz Broschinski, den klassischen Stoßstürmern. Letsch sieht den technisch Hochbegabten aber vor allem im offensiven zentralen Mittelfeld oder in den Halbräumen, als „Zehner oder Achter“ - oder einer Mischung daraus. Ein Stück Unberechenbarkeit eben.

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Im Testspiel gegen Hannover 96 am Donnerstag jedenfalls wird er weitere „wichtige Einsatzminuten“ bekommen, so Letsch, nachdem Kwarteng im letzten Testspiel gegen St. Truiden sein 30-Minuten-Debüt im VfL-Trikot gegeben hatte. In der Bundesliga geht es erst am 21. Oktober in Freiburg weiter. Für die Startelf dürfte es auch dann noch nicht reichen – aber vielleicht für einen Rückwärts-Salto nach einer Einwechslung? In Magdeburg zelebrierte er seine Treffer gerne so, in Bochum will er die Turneinlage auch zeigen – wenn es soweit ist: „Das“, sagt Kwarteng und lächelt, „ist der Plan.“