Bochum. Der VfL Bochum hat bei RB Leipzig einen Punkt geholt. Das lag auch an Riemann, der zwei Elfer hielt. Wichtig aber war auch eine System-Anpassung.
Die Prognosen vor dem Spiel des VfL Bochum bei RB Leipzig waren eindeutig. Selbst eingefleischte VfL-Fans setzten maximal auf eine knappe Niederlage. In den Wettbüros hätte es wohl auch mehr Geld dafür bekommen, die Anzahl der Wechsel in der Startelf vorherzusagen. Trainer Thomas Letsch hatte nach dem 1:3 gegen Mönchengladbach sowohl personelle als auch taktische Änderungen angekündigt. Fünf Wechsel in der Startelf nahm er vor, dazu verordnete er seinem Team eine deutlich defensivere Herangehensweise. In Verbindung mit einem Manuel Riemann in – so sagte es Sky-Experte Didi Hamann – Nationalmannschaftsform, reichte das zu einem 0:0.
Gegen Freiburg kann der VfL Bochum natürlich erneut einen Riemann in Länderspielform gebrauchen. Voraussichtlich wird Letsch das Team nicht ganz so defensiv spielen lassen. Es spricht aber viel dafür, dass von den fünf Spielern, die gegen RB Leipzig ihr Startelfdebüt in dieser Spielzeit gaben, auch alle fünf gegen Freiburg starten werden.
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Keven Schlotterbeck für Erhan Masovic: Komplett enttäuscht hat Erhan Masovic an den ersten Spieltagen nicht. Dass die Bochumer ihn mit einem neuen Vertrag bis 2026 ausgestattet haben, spricht dafür, dass das Vertrauen in ihn grundsätzlich da ist. Keven Schlotterbeck aber hat in der vergangenen Saison bewiesen, dass er dem Team mit seiner Emotionalität gut tun und mitreißen kann. Die Erinnerungen an sein Tor zum 1:1 in der Nachspielzeit in der Partie bei Hertha BSC sind noch frisch. Da kam er spät für den angeschlagenen Masovic. Diesmal ersetzte er ihn in der Startelf.
Viel Fantasie braucht es nicht, um sich auszurechnen, dass die Dreierkette des VfL Bochum gegen den SC Freiburg aus Ivan Ordets, Bernardo und dem von Freiburg ausgeliehenen Schlotterbeck bestehen wird. Schlotterbeck verschuldete zwar einen Elfmeter, der aber war zumindest fragwürdig und wird nicht in jedem Spiel gepfiffen. Ansonsten aber gab er den Dikembe Mutombo. Der spielte einst in der NBA, der nordamerikanischen Basketball-Liga und sagte jedes mal, wenn er einen Ball geblockt hatte mit erhobenen Zeigefinger: „Not in my house.“ Nicht in meinem Haus.
Gamboa startet für Passlack, der sogar aus dem Bochum-Kader gestrichen wird
Ähnlich machte es Schlotterbeck gegen Leipzig, wenn auch ohne den Zeigefinger. Den hob er nur einmal, um anzuzeigen, dass er Xavi Simons nicht Elfmeter würdig gefoult hatte. Etliche Schüsse blockte Schlotterbeck mit dem Körper ab. Dass er nach den Spielen in den Interviews ähnlich schnörkellos und kompromisslos agierte, „wir müssen kämpfen, beißen, kratzen“, rundete seinen ersten Startelfeinsatz ab. Weitere werden zeitnah folgen.
Cristian Gamboa für Felix Passlack: Lange hielt Trainer Thomas Letsch an Felix Passlack fest. Bis zum Leipzig-Spiel stand er in allen sieben Pflichtspielen, sechs in der Bundesliga, einem im DFB-Pokal, in der Startelf. Er enttäuschte nicht jedes Mal, überzeugte aber in keinem dieser Spiele. Dass es einen Wechsel auf der Rechtsverteidigerposition geben würde, deutete sich schleichend an. Beim 0:7 gegen die Bayern nahm Letsch ihn nach 36 Minuten runter, beim 1:3 gegen Gladbach war für ihn nach den ersten 45 Minuten Schluss.
Zeit von Danilo Soares schien beim VfL abgelaufen zu sein
Bereits in diesen Spielen kam jeweils Cristian Gamboa für ihn ins Spiel. Nun startete Gamboa und Passlack stand nicht einmal im Kader. Letsch versuchte das mit der großen Leistungsdichte im Kader zu erklären und dass es einen Spieler, der zuletzt angefangen habe, eben habe treffen müssen. Es sei eine schwere Entscheidung gewesen. Gegen Freiburg aber wird es Letsch dann deutlich leichter fallen, sich erneut für Gamboa zu entscheiden. Der Mann aus Costa Rica stand defensiv sicher, hatte eine Quote bei gewonnenen Zweikämpfen von 67 Prozent. Nur seine Flanken kamen gar nicht. Dass er das besser kann, wird er gegen Freiburg erneut als Startelfspieler zeigen dürfen.
Danilo Soares für Maxi Wittek: Mit der Umstellung auf Dreierkette mit offensiven Außen schien beim VfL Bochum die Zeit von Danilo Soares vorerst abgelaufen zu sein. Zumal Maxi Wittek aus Arnheim dazu kam. Er ist ein sogenannter Schienenspieler, der die komplette Seite rauf und runter spielen kann. Das könnte Soares theoretisch auch, seine Kernkompetenz ist es nicht. Er fühlt sich in einer Viererkette wohler, fühlte sich gegen Leipzig dann aber als Außenverteidiger zu der Dreierkette wohl, weil es eben nicht seine Aufgabe war, die Leipziger ganz hoch anzulaufen. Soares konnte Simakan kommen lassen, konnte/sollte/durfte tief stehen. Es war wenig überraschend, dass er der Bochumer mit der besten Zweikampfquote war.
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Dazu hatte er, weil er es gewohnt ist, Bälle nicht irgendwie wegzudreschen, sondern sich spielerisch aus Drucksituationen zu lösen, die meisten Ballkontakte. Gegen Freiburg könnte es sein, dass Letsch sein Team wieder höher anlaufen lässt. Soares wird aber wohl auch dann im Team bleiben. Seine Ruhe und Übersicht half den Bochumern in Leipzig und könnte es auch in Freiburg.
Losilla und Stöger laufen jeweils über elf Kilometer für den VfL
Patrick Osterhage für Matus Bero: Dieser Wechsel, beziehungsweise diese Hereinnahme, war zwangsläufig. Bero fällt seit dem 1:3 gegen Gladbach mit einem Teilabriss des Innenbandes im rechten Knie aus. Gegen Gladbach löste Trainer Thomas Letsch den Ausfall noch mit der Hereinnahme von Christopher Antwi-Adjei, diesmal setzte er mit Osterhage auf die deutlich defensivere Variante. Osterhage benötigte gegen Leipzig etwas Anlaufzeit, spätestens mit seinem Foul im Mittelfeld an Sesko gegen Ende des ersten Durchgangs war er im Spiel angekommen.
Er lief bis zu seiner Auswechslung in der 88. Minute mehr als zehn Kilometer, wäre aber wohl auf einen ähnlichen Wert wie seine Nebenleute im Mittelfeld Anthony Losilla und Kevin Stöger gekommen. Losilla kam auf 11,5 Kilometer, Stöger auf 11,13 Kilometer. Mit seiner Leistung, seiner eingebrachten Intensität aber hat Osterhage eine starke Bewerbung für die Startelf im Spiel gegen den SC Freiburg nach der Länderspielpause abgegeben.
Paciencia überzeugt beim VfL mit Ruhe und guter Zweikampfführung
Gonzalo Paciencia für Philipp Hofmann: Auch dieser Wechsel war letzten Endes keine Überraschung. Hofmann stand in den Pflichtspielen bis zum Leipzig-Spiel nur gegen die Bayern nicht in der Startelf. Ein Tor erzielte er dabei nicht, beim 2:2 gegen den FC Augsburg bereitete er eins vor. Für einen Mittelstürmer ist das eindeutig zu wenig.
Paciencia ist weniger wuchtig als Hofmann, aber auch er kann Bälle behaupten, oder direkt per Kopf weiterleiten. So wie in der 36. Minute, als Takuma Asano fast alleine auf Leipzigs Torwart zulief und erst spät, dann aber entscheidend gestört wurde. Paciencia überzeugte mit Ruhe am Ball und guter Zweikampfführung. In einem Spiel, in dem klar war, dass er nur wenige Chancen bekommen würde, war ihm zwar anzumerken, dass er länger nicht von Beginn an gespielt hat. Das aber spricht dann eher dafür, dass er zunächst weiterhin von Anfang spielt.
Und dann war da noch: Noah Loosli. Als Cristian Gamboa müde, durch, platt war, schickte Trainer Letsch den gelernten Innenverteidiger auf die Rechtsverteidigerposition. Loosli machte seinen Job, erfüllte die Erwartungen, hielt seine Seite dicht. Warum er es anstatt Passlack in den Kader geschafft hatte, erklärte Letsch so: „Noah Loosli trainiert in jeder Einheit auf einem hohen Niveau. Er hatte sich seinen Kaderplatz verdient.“