Bochum. Beim 0:0 gegen RB Leipzig spielten beim VfL Bochum am Ende fünf Innenverteidiger. Diesmal heiligte der Zweck die Mittel. Ein Kommentar.

Der VfL Bochum und Neues aus der Rubrik: Kann man mal so machen. Dazu gehört nach dem 0:0 bei RB Leipzig natürlich Manuel Riemann. Dass er Elfmeter halten kann, hatte er bereits in seinen bislang 117 Drittliga-, 236 Zweitliga- und bis dahin 71 Bundesligaspielen mehr als einmal bewiesen. Die Kirsche diesmal war, dass er das erste Mal in der Bundesliga zwei Elfmeter in einem Spiel hielt.

Weitaus bemerkenswerter aber ist, wie sich Riemann in dieser Saison überhaupt so präsentiert. Zu Riemann gehörte in der Vergangenheit auch immer, dass er mit seinen Vorderleuten schimpft oder zumindest hadert, dass er gestikuliert und meckert. Das alles war gegen Leipzig nicht zu sehen.

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Von Minute eins an half er dem Team nicht nur mit seinen Torwart-Tätigkeiten. Jede gelungene Aktion seiner Vorderleute feierte er, war der Spieler in der Nähe, der gerade mal wieder einen Ball geklärt oder Zweikampf gewonnen hatte, klatschte er mit ihm ab. Riemann ging als positiver Anführer voran. Aggressive Anführer hatte der VfL Bochum an diesem Tag aber auch genug.

Jeder einzelne Akteur schien verstanden und verinnerlicht zu haben, dass jeder Zweikampf wichtig, jede Balleroberung entscheidend sein könnte. Und wenn ein Pass dann mal nicht sein Ziel fand, wurde das hingenommen und es ging munter in den nächsten Zweikampf, das nächste Lauf- oder Kopfballduell.

Was der VfL Bochum gegen Leipzig aufbot, war „Ochse-Plus“

Trainer Thomas Letsch hatte eine Taktik mit Dreierkette und tiefstehenden Außenverteidigern gewählt. In der war das Team nicht darauf aus, viel Ballbesitz zu haben. Am Ende waren es 30 Prozent. Und als Letsch gegen Ende wechselte, brachte er mit Noah Loosli und Erhan Masovic zwei weitere Innenverteidiger.

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Fünf standen schließlich auf dem Feld. Es war, wenn man so will, die Steigerung der Löw-Taktik bei der WM 2014. Da spielte er durchgängig fast mit vier Innenverteidigern in der Abwehrreihe. Der Begriff der „Ochsenabwehr“ entstand seinerzeit. Was der VfL Bochum gegen Leipzig aufbot, war da dann „Ochse-Plus“.

Es ist durchaus möglich, dass Letsch sein Team in dieser Saison erneut so auf- und ausrichten wird. Sehr defensiv und sehr kompakt stehend, dem Gegner den Ball überlassen, auf das Spiel eher zerstörerisch einwirkend. Es gibt ja noch die Rückspiele gegen die Bayern und Leipzig. Er wird das aber nach dem glücklichen Punktgewinn in Leipzig nicht zu seiner neuen Maxime machen.

Gegen Freiburg und Mainz muss der VfL Bochum anders spielen

Bereits gegen Freiburg wird er sein Team wieder anders sehen wollen. Und auch im Heimspiel gegen Mainz 05 werden die Bochumer nicht darauf aus sein, möglichst wenig Ballbesitz zu haben. Das 0:0 in Leipzig aber, die Art und Weise wie der Punktgewinn geschafft wurde – als Team, in dem Alle Alles reinwerfen – kann durchaus als Schritt in die richtige Richtung und damit als Signal verstanden wissen. Der VfL Bochum wird auch in dieser Saison kratzen, beißen, kämpfen, um den Klassenerhalt zu schaffen. Das ist der Weg.