Bochum. Der VfL Bochum hat einen Fehlstart hingelegt, Trainer Thomas Letsch gesteht Fehler ein. Matus Bero könnte im Derby gegen den BVB helfen.
Selten war der Trainingsplatz beim Bundesligisten VfL Bochum so gut gefüllt wie am Dienstagvormittag. 24 Feldspieler übten sich am Ende der ersten Einheit in dieser Woche im zwölf gegen zwölf auf abgestecktem Feld. Die Zahl der angekommenen Pässe ergaben letztlich Punkte. „In dieser Woche“, betonte Trainer Thomas Letsch vier Tage vor dem Derby gegen Borussia Dortmund am Samstag im ausverkauften Ruhrstadion (15.30 Uhr/Sky) „muss in jedem Training richtig Feuer drin sein. Ich will viele aggressive Zweikämpfe sehen.“
VfL Bochum: Katastrophale Sprint-Werte in Stuttgart
Daran haperte es ja vor allem in Stuttgart: An der Bereitschaft, sich zu quälen. Ein statistisches Beispiel: 168 Sprints legten die Profis hin beim 0:5-Debakel. Im Schnitt der Vorsaison waren es 230 pro Spiel.
Die große Analyse und Aussprache fand bereits am Sonntag statt. Sie begann mit einem Eingeständnis vom Coach. Thomas Letsch nahm einen Teil der Niederlage auf seine Kappe, der „Matchplan“ sei nicht aufgegangen. „Wir haben einen zu passiven Ansatz gewählt, den Schuh ziehe ich mir an“, sagte er. Die schnellen Stuttgarter Außenangreifer Silas und Chris Führich beispielsweise nicht eins gegen eins zu verteidigen, sondern raumorientiert, „war ein Fehler“.
Hinzu gekommen, und das kam dann auch deutlich zur Sprache, seien „viele Dinge, die mit dem Matchplan nichts zu tun hatten“. Fehler bei den Gegentoren etwa. Die mangelhafte Gegenwehr. Die Systemdebatte, die in den sozialen Medien bei den Fans heiß läuft, will er indes nicht führen. Dreier- oder Viererkette, daran habe es nicht gelegen. Was nicht heißt, dass Bochum gegen Dortmund nicht doch zur Viererkette zurückkehrt.
Dreier- oder Viererkette? Nicht entscheidend, betont Trainer Letsch
Kritik sei berechtigt, „der stellen wir uns, der stelle ich mich“, sagte Letsch. „So ein Auftritt darf uns nicht mehr passieren. Trotzdem dürfen wir jetzt auch nicht alles an die Wand fahren und in Frage stellen. Wir müssen die richtigen Konsequenzen ziehen.“
Entscheidend sei nicht die Grundformation auf dem Papier. „Es geht darum, dass wir auf dem Platz eine Ordnung haben, gegen den Ball den Gegner zu nerven, eklig zu sein und dass wir mit Ball eine Ordnung haben, die es uns ermöglicht, Chancen zu kreieren.“
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Jetzt steht das Derby an, und in jedem Fall muss eine 100-Prozent-Steigerung muss her, meinte auch Kapitän Anthony Losilla: „Wir müssen alles verbessern. Leidenschaft, Aggressivität, Intensität“, sagte er. Ganz verarbeitet habe er das 0:5 noch nicht, „man denkt noch an so eine Klatsche. Aber wir müssen jetzt nach vorne schauen. Ich bin überzeugt davon, dass wir gegen Dortmund vor unseren Fans ein anderes Gesicht zeigen werden.“
Helfen könnte Keven Schlotterbeck. Der linke Innenverteidiger unterschrieb am Dienstagmorgen seinen neuen Leihvertrag für diese Saison und trainierte danach direkt mit. Schlotterbeck absolvierte die komplette Vorbereitung beim SC Freiburg, kam in Testspielen viel zum Einsatz. Bernardo, der zweite linke Innenverteidiger im Kader, konnte bisher nicht überzeugen.
VfL Bochum: Das ist der Stand bei Matus Bero
Helfen könnte auch Matus Bero. Der Slowake fiel in Stuttgart wegen muskulärer Probleme aus. Am Dienstag trainierte der Zugang von Vitesse Arnheim vormittags mit der Mannschaft und nachmittags individuell. „Wenn es keine Reaktion gibt, ist er am Mittwoch komplett dabei und dann auch einsatzbereit“, sagte Letsch. Der zentrale Mittelfeldspieler könnte dafür sorgen, mehr Aggressivität im Spiel gegen den Ball auf den Platz zu bringen – sicherlich entscheidend gegen technisch und spielerisch überlegene Dortmunder.
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Helfen könnte auch Cristian Gamboa. Der Costa-Ricaner, der seine Nationalmannschafts-Karriere nun via sozialer Medien offiziell beendet hat, saß trotz guter Vorbereitung in Stuttgart 90 Minuten auf der Bank. Warum? „Wir haben uns für Felix entschieden“, sagte Letsch nur. Felix Passlack enttäuschte erneut, wie schon beim Pokal-Aus in Bielefeld, als Gamboa nach 75 Minuten für ihn eingewechselt wurde. Allerdings ließ in Stuttgart nicht nur der ehemalige Dortmunder viel vermissen. Letsch: „Keiner, der auf dem Platz stand, muss ins Training kommen mit dem Gefühl, ich muss auf jeden Fall wieder spielen.“
Noch nicht helfen kann Moritz-Broni Kwarteng. Und doch machte der Dienstag Mut für seine Zukunft. Der aus Magdeburg geholte offensive Mittelfeldmann, mit rund einer Millionen Euro Ablöse plus Boni teuerster Zugang des VfL, trainierte vormittags erstmals mit der Mannschaft nach seinen langwierigen Problemen im Hüft- und Adduktorenbereich.
VfL Bochum muss Geduld mit Kwarteng haben
Nachmittags arbeitete er individuell weiter, man will nichts überstürzen beim VfL Bochum. „Im Laufe der nächsten Woche könnte er vielleicht dann komplett im Mannschaftstraining integriert sein“, so Letsch. „Wir wussten vorher, dass wir Geduld haben müssen. Ich freue mich, dass er heute dabei war und hoffe, dass er bald keine Einheit mehr verpasst.“