Bochum. Der VfL Bochum startet in Stuttgart in die Saison. Sportchef Fabian hat ein klares Ziel. Wann greift Kwarteng ein? Coach Letsch äußert sich dazu.
Ob beim Bundesligisten VfL Bochum nach dem Pokal-Aus in Bielefeld die gute Laune wieder dominiert in naher Zukunft, wird sich am Samstag zeigen: Der VfL startet beim Angstgegner VfB Stuttgart in die Saison (15.30 Uhr/Sky).
Genug Auswahl hat Thomas Letsch. Der Trainer muss vom bisherigen Stamm nur auf Matus Bero verzichten. 21 Feldspieler schwitzten am frühen Freitagnachmittag auf dem Trainingsplatz am Stadion, ehe es mit dem Zug Richtung Stuttgart ging. Drei von ihnen bleiben zuhause.
Bei Osei-Tutu strebt der VfL Bochum eine Leihe an
Es wäre keine Überraschung, wenn Philipp Förster neu in den Kader aufrückt. Luis Hartwig, Moritz Römling – er saß in Bielefeld auf der Bank – und Jordi Osei-Tutu dürften daheim bleiben. Alle drei sollen den Klub noch verlassen, bei Osei-Tutu wird eine Leihe angestrebt. Interessenten gibt es, aber nichts Konkretes.
Klar ist: Der VfL muss sich gegenüber dem Pokalspiel enorm steigern. „Stuttgart hat ein Heimspiel, die Fans werden euphorisch sein“, warnt Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian, der in der ersten Halbzeit in Bielefeld die richtige Einstellung bei den VfL-Profis vermisst hatte. Seine Erwartung? „Wir müssen von Beginn an giftig und eklig zu bespielen sein. Wenn wir 90 Minuten lang konzentriert alles abrufen, ist alles möglich.“
Angstgegner Stuttgart: Letzter Sieg des VfL beim VfB liegt 36 Jahre zurück
Alles möglich war auch in den letzten Jahren – aber heraus sprang wenig. In Stuttgart hat der VfL zuletzt vor 36 Jahren gewonnen, 4:2 hieß es im Jahr 1987. Es folgten auswärts 18 Niederlagen und sieben Remis. Auch in der Vorsaison verlor Bochum jeweils zum Trainerdebüt beim VfB in Stuttgart mit 1:4 (Trainer Bruno Labbadia) sowie daheim mit 2:3 (Trainer Sebastian Hoeneß).
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Im Herbst trumpfte Silas groß auf. Der Außenangreifer zählt zu dem schnellen, starken Quartett in der VfB-Offensive, neben Flügelmann Chris Führich, dem zentralen Mittelfeldspieler Enzo Millot und Torjäger Serhey Guirassy. „Wir müssen zweite Bälle gewinnen, die Flügelspieler im Griff haben, da hatten wir zuletzt gegen den VfB Probleme“, weiß auch Bochums Stoßstürmer Philipp Hofmann. Anthony Losilla sieht es ähnlich: „Stuttgart besitzt viel individuelle Qualität. Wir können den Gegner vor Probleme stellen, aber nur mit einer erhöhten Intensität“, sagte der Kapitän.
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Stuttgarts Kapitän Wataru Endo wechselt zum FC Liverpool
Dabei ist nun amtlich, dass er einen neuen VfB-Kapitän begrüßen wird vor dem Anpfiff. Denn der Wechsel von Wataru Endo zum FC Liverpool ist seit Freitag offiziell. Der Premier-League-Klub von Teammanager Jürgen Klopp holt den Japaner für rund 18 Millionen Euro plus Bonuszahlungen verpflichtet.
Endo war beim VfB der Schlüsselspieler, ordnete das Spiel im defensiven Mittelfeldzentrum im 4-2-3-1. Es gibt weitere Unruhe um Wechsel: Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos, der gegen Bochum angeschlagen ausfällt, könnte sich Richtung West Ham United verabschieden. Zudem würde der linke Schienenspieler Berno Sosa den VfB gerne verlassen, der FC Sevilla hat Interesse.
Torwart Nübel ist der einzige Neue in der Pokal-Startelf
Zumindest einen Teil des Endo-Geldes wird der VfB noch in Ersatz investieren. Angelo Stiller von der TSG Hoffenheim wird hoch gehandelt. Prominentester Neuzugang ist bisher Torwart Alexander Nübel, der beim geglückten Pflichtspiel-Start auch gleich im Tor stand. Der Ex-Schalker, zuletzt bei AS Monaco aktiv und nun ausgeliehen vom FC Bayern, war der einzige Neue in einer homogen wirkenden Startelf beim 4:0 in Balingen im Pokal.
Für Woo-yeong Jeong (kam vom Freiburg) und Jamie Leweling (Union Berlin) gab es da noch keinen Platz. Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt (Hertha BSC) fiel verletzt aus. Er könnte gegen Bochum zumindest zum Kader zählen, erklärte Trainer Hoeneß.
Guirassy bleibt dem VfB Stuttgart wohl erhalten
Die Stuttgarter setzten sich im Pokal beim Regionalligisten TSG Balingen souverän mit 4:0 durch. Zu den Torschützen zählte auch Serhou Guirassy. Den französischen Topstürmer verpflichtete der VfB nach einer Leihe von Rennes in der Vorsaison per Kaufoption für rund 9 Millionen Euro fix. Nach vielen Gerüchten scheint es so, dass der wuchtige Stoßstürmer in Stuttgart bleibt. Zum einen können es sich die Schwaben leisten – auch, weil Porsche als Investor eingestiegen ist und sich mit bis zu 100 Millionen Euro beim Klub engagiert.
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Zum anderen hat sich ein potenzieller Nachfolger Guirassys verletzt. Deniz Undav, ausgeliehen vom Premier-League-Klub Brithton & Hove Albion, hat sich Anfang August einen Teilriss des Außenbandes im Knie zugezogen. Der 27-Jährige fällt noch länger aus. Angreifer Lucas Pfeiffer wechselte am Donnerstag auf Leihbasis zum SV Darmstadt 98. Noch also ist das VfB-Team nicht komplett, vielleicht ein Vorteil, vielleicht auch ein Nachteil für den VfL Bochum, der noch auf der Suche nach einer mehr oder minder klaren Startformation ist.
Kwarteng weiter nicht im Mannschaftstraining - Letsch ist „verhalten optimistisch“
Sicherlich bis in den Herbst hinein keine Rolle in der Bundesliga spielen wird Moritz-Broni Kwarteng, der wegen einer Adduktoren-/Hüftproblematik noch kein Mannschaftstraining beim VfL absolvieren konnte. Trainer Letsch mahnt weiterhin zur Geduld: „Es geht ständig voran. Ich bin verhalten optimistisch, dass er uns bald zur Verfügung steht“, sagte Letsch auf Nachfrage dieser Redaktion.
Kwarteng ist mit rund einer Millionen Euro Ablöse der teuerste Zugang des VfL. Der 25-jährige offensive Mittelfeldspieler hatte sich beim FC Magdeburg in die Notizblöcke von Bundesligisten gespielt, stand auch beim VfB Stuttgart auf der Liste. Der VfB nahm nach eigenen Angaben auch wegen der Verletzungshistorie Kwartengs von einer Verpflichtung seines Ex-Jugendspielers Abstand.
In Bochum unterschrieb Kwarteng einen Vertrag bis zum Sommer 2027. Letsch betonte mehrmals, dass dem VfL die Probleme bekannt gewesen seien. „Wir bauen ihn behutsam auf“, sagte er. „Wir haben ihn nicht für die nächsten vier Wochen geholt, sondern für die nächsten vier Jahre.“
Teams und Fakten: So könnten sie spielen
VfB Stuttgart: Nübel - Stenzel, Anton, Zagadou, Ito - Karazor, Haraguchi - Silas, Millot, Führich - Guirassy
Alternativen: Seimen, Sosa, Egloff, Jeong, Massimo, Mittelstädt, Mola, Leweling, Milosevic, Sankoh
Es fehlen: Mavropanos (Trainingsrückstand und Wechselambitionen), Bredlow (Rückstand nach Hüftverletzung), Kastanaras (Rückstand nach Mittelfuß-OP), Nartey (Knie-OP), Ulrich (Mandel-OP), Undav (Knieverletzung), Vagnoman (Rückstand nach Mittelfußverletzung)
VfL Bochum: Riemann - Masovic, Ordets, Bernardo - Gamboa, Wittek - Losilla, Stöger, Osterhage - Asano, Hofmann.
Alternativen: Esser - Soares, Loosli, Passlack, Antwi-Adjei, Daschner, Förster, Broschinski, Zoller
Es fehlen: Kwarteng, Pannewig, Tolba, Oermann, Mousset, Bero (alle verletzt)