Bochum. Der VfL Bochum setzt auch in der neuen Saison auf Zugänge ohne Bundesliga-Erfahrung. Kann die Transferstrategie wieder funktionieren?

Kreativität ist ein Begriff, den auch manche Verantwortliche von Profifußball-Klubs gerne verwenden, wenn sie über ihr Bestreben auf dem Transfermarkt sprechen. Einfallsreichtum bei der Kaderplanung kann ein limitiertes Budget kompensieren. Dem VfL Bochum ist das in den vergangenen beiden Jahren recht gut gelungen, der Revierklub startet auch deshalb mit dem Spiel beim VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in seine dritte Bundesliga-Saison, die erneut den Klassenerhalt bringen soll. Dabei setzt der VfL wieder auf einige Profis, die bislang kein Erstliga-Spiel absolviert haben. Kann dieser Bochumer Weg weiter klappen?

„Man hat immer die Fantasie, dass es funktioniert“, sagt VfL-Trainer Thomas Letsch. „Die spannende Frage ist: Passen sich die Spieler an? Der Sprung von der dritten in die zweite Liga ist ein kleiner. Das schaffen Mannschaften und Spieler relativ gut. Von der zweiten Liga in die Bundesliga ist es etwas anderes.“ Die Transferstrategie birgt Risiken und Chancen.

Dass die Adaption gelingen kann, zeigte in der Vorsaison Philipp Hofmann. Nach drei Spielzeiten beim Zweitligisten Karlsruher SC hatte der körperlich robuste Torjäger beim VfL einen Zweijahresvertrag unterschrieben, in seiner ersten Bochumer Saison erzielte der frühere Profi des FC Schalke 04 respektable acht Tore. Hofmann ist bereits 30 Jahre alt. In der laufenden Transferperiode legen Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau den Fokus offensichtlich auf Zugänge, die sich noch eher in einem entwicklungsfähigen Alter befinden.

Daschner und Kwarteng sollen zu Bundesliga-Spielern reifen

In diese Kategorie fallen auch die Mittelfeldspieler Lukas Daschner (24/kam vom FC St. Pauli) und Moritz-Broni Kwarteng (25/1. FC Magdeburg), der verletzt ausfällt. „Lukas Daschner und Moritz-Broni Kwarteng haben sich in einem guten Alter in der zweiten Liga bewiesen, sie haben es gut gemacht“, lobt Letsch. „Dementsprechend glauben wir daran, dass wir sie hier zu Bundesliga-Spielern machen können.“

Beide Engagements sind langfristig angelegt: Kwarteng erhielt ein bis 2027 gültiges Arbeitspapier, Daschner unterzeichnete einen Dreijahresvertrag. „Wenn wir spannende Leute in der zweiten Liga haben, ist das ein Pool, in dem wir fischen müssen“, erklärt Letsch. Vor allem Offensivmann Daschner, der in Duisburg geboren wurde und früher beim MSV spielte, habe „absolutes Potenzial“, um sich zu einem Erstliga-Profi zu entwickeln. Er zählt zu den Spielern, mit denen die Bochumer ihr langfristiges Ziel erreichen möchten: die Etablierung in der höchsten Spielklasse.

Hat Vertrauen in die VfL-Zugänge: Trainer Thomas Letsch.
Hat Vertrauen in die VfL-Zugänge: Trainer Thomas Letsch. © firo | frio

Auf diesem Weg besitzt der VfL jetzt größeren finanziellen Spielraum. Der Spieleretat ist von 32 auf mehr als 40 Millionen Euro gestiegen, diese Summe umfasst die Gehälter und Transferausgaben. Die Bochumer verfügen auf dem Spielermarkt damit über mehr Möglichkeiten. Jüngstes Beispiel: die Verpflichtung von Maximilian Wittek (27), den sich Letsch als Außenbahnspieler für die linke Seite gewünscht hatte. Beide kennen sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim. Wie Daschner und Kwarteng hat Wittek allerdings noch keine Bundesliga-Erfahrung sammeln können

Wittek als Letschs Wunschspieler beim VfL Bochum

Seine Profikarriere begann bei 1860 München, von dort wechselte er zu Greuther Fürth. „Die Bundesliga war immer ein Ziel von mir“, sagt Wittek. Jetzt hat er es in Bochum erreicht, aber ob er den Sprung schaffen wird, bleibt abzuwarten. Wittek dürfte jedenfalls gute Chancen haben, beim Auftakt in Stuttgart in der Startelf zu stehen. Dort wird Bochum natürlich nicht nur auf Novizen setzen, schließlich stehen auch etliche erstligaerprobte Akteure im VfL-Kader.

Von Arnheim nach Bochum gewechselt: Maximilian Wittek.
Von Arnheim nach Bochum gewechselt: Maximilian Wittek. © firo | firo

Allerdings bei weitem nicht so viele wie beim VfB, der dem drohenden Absturz in diesem Jahr erst in der Relegation gegen den Hamburger SV entging und sich spätestens durch den Investoren-Einstieg des Autobauers Porsche, der 100 Millionen Euro in den Klub pumpt, in einer finanziell gänzlich anderen Sphäre als der VfL befindet. Schon eine Woche nach dem Start kommt Revierrivale und Branchengröße Borussia Dortmund ins Ruhrstadion.

Dass der VfL trotz solcher Konkurrenten in der Bundesliga bestehen kann, hat er bereits gezeigt. Ob das mit dieser Transferstrategie auch weiter möglich ist, wird spannend zu beobachten sein. Die Bochumer Kreativität und Fantasie bei der Kadergestaltung dürften auch künftig gefragt sein.

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