Berlin. Der VfL Bochum feiert das späte 1:1 bei Hertha BSC wie einen Sieg. Wie es mit dem Klassenerhalt am letzten Spieltag klappen kann.
Marc Lettau hatte nach dem Spiel gegen die Hertha, dem so wichtigen 1:1 für den VfL Bochum, seinen trockenen Humor nicht verloren. Der Sportdirektor war beim Tor von Keven Schlotterbeck wie die gesamte Bank des VfL Bochum auf das Spielfeld gelaufen. „Weit gekommen bin ich nicht“, sagte er. „Ich bin gefoult worden. Meine Hose ist dreckig geworden.“ Wenn der Punktgewinn am Ende zum Klassenerhalt der Bochumer beiträgt, könnte die verschmutzte Hose vielleicht sogar noch einen besonderen Platz in der Geschichte dieser Saison des VfL Bochum bekommen. Das eben auch, weil die Bochumer Fans wahrscheinlich einen neuen Vereinsrekord aufgestellt haben. Es werden mehr als 12.000 Fans gewesen sein, die im Olympiastadion für den VfL Bochum waren. 12.000 Fans waren es zuletzt vor vielen Jahren, als Bochum in Aachen mal wieder den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Nun geht es um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Das war beiden Teams mehr als deutlich anzumerken.
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Es sei lange ein von Hektik geprägtes Spiel gewesen, sagte Lettau dann auch. Er war einer der Bochumer, die auf der Bank wussten, wie es auf den anderen Plätzen steht. „Wir hatten eine interne Absprache getroffen, wann wir was weitergeben“, sagte er. „Es war am Ende aber nicht wichtig, weil wir den Rückstand ohnehin aufholen mussten.“
Mit dem 1:1 und den Ergebnissen auf den anderen Plätzen haben sich die Bochumer die Chance erhalten, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Berlin steht als erster Absteiger fest, der VfB Stuttgart hat 29 Punkte bestreitet am Sonntag aber noch das Spiel gegen Mainz und kann nach Punkten zu Bochum aufschließen, würde dann sogar aufgrund des besseren Torverhältnisses an Bochum vorbeiziehen.
Weiter runter als bis auf Platz 16 aber Bochum an diesem Spieltag nicht rutschen. Das Team bleibt vor Schalke, das nach 1:0-Führung und 1:2-Rückstand durch ein Tor des ehemaligen Bochumers Sebastian Polter noch zu einem 2:2 kam, aber dadurch derzeit nur auf 31 Punkte kommt.
VfL Bochum hält Schalke auf Distanz
Am letzten Spieltag muss Schalke nach Leipzig, Stuttgart spielt daheim gegen die TSG Hoffenheim, die sich durch einen Sieg gegen Union Berlin vorzeitig den Klassenerhalt sicherte. Bochum benötigt daher wohl zwingend Punkte. Der Klassenerhalt ist möglich, aber eben noch nicht geschafft. Auch wenn es nach dem Schlusspfiff in Berlin bei den Szenen der Bochumer Spieler vor dem Bochumer Fan-Block danach aussah, als hätten die Bochumer ihr Saisonziel erreicht.
Trainer Thomas Letsch ließ seine Spieler feiern. Sie sollen den Augenblick mit den Fans genießen“, sagte er. „Den späten Ausgleich und den wichtigen Punkt zu feiern, ist wichtig. Aber wir alle wissen, dass wir noch einen Schritt gehen müssen.“
Bei den Spielern war das recht zügig angekommen. Lettau war direkt nach dem Spiel in der Kabine. Einfangen oder runterholen musste er die Spieler da nicht mehr. Sie waren sich der Situation bewusst. „Die waren alle komplett platt“, sagte Lettau. „Da war jetzt keinerlei Euphorie gerade da, sondern die totale Erschöpfung.“
VfL Bochum: Akkus aufladen für das Finale
Die nahm auch Trainer Thomas Letsch war. Entsprechend wird er die Trainingswoche gestalten. „Intensiv trainieren werden wir in dieser Woche nicht. Wir werden uns taktisch auf Leverkusen vorbereiten, na klar. Wir werden auch ansprechen, was wir heute gut und was wir heute nicht so gut gemacht haben. Aber wir verlieren jetzt in dieser Woche nichts mehr an Kondition oder Kraft.“ Vielmehr gehe es darum, die Akkus wieder aufzuladen.
Das gilt auch für ihn. Letsch war anzusehen, dass das Spiel und der Spielverlauf auch ihn Körner gekostet hatte. „Ich weiß daher auch noch nicht“, sagte er, „ob ich mir das Stuttgarter-Spiel am Sonntag ansehen werde. Wohl eher nicht, sondern nur das Ergebnis. Wir spielen ja nicht mehr gegen Stuttgart.“
Das Spiel hatte alle Bochumer immens gefordert. Gerade Philipp Förster war es bereits während des Spiel anzusehen. Er signalisierte nach etwas mehr als einer Stunde, dass es beim ihn nicht mehr weitergehen würde. Die Schmerzen an der Achillessehne waren zu groß geworden. Letsch aber geht davon aus, dass Förster gegen Leverkusen spielen kann. Wie es dagegen bei den diesmal erneut fehlenden Konstantinos Stafylidis und Patrick Osterhage aussehen wird, konnte er am Samstagabendnach dem Spiel noch nicht sagen. „Wir hoffen darauf, dass wir beide fit bekommen. Bei Stafylidis ist es aber so, dass wir nicht genau wissen, woher die Beschwerden kommen.“
Gegen Berlin musste Letsch wegen Försters Problemen wechseln und eben auch, weil Berlin mit 1:0 führte. Bochum war zu diesem Zeitpunkt auf einen Abstiegsplatz abgerutscht war.
Als beste Wechsel-Maßnahme erwies sich schließlich, dass Keven Schlotterbeck ins Spiel kam. Zunächst hatte Letsch alle Offensivspieler auf das Feld geschickt, die sich auf der Wechselbank finden ließen: Gerrit Holtmann, Moritz Broschinski und auch Simon Zoller.
Schlotterbeck ersetzte zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den von einer Platzwunde gezeichneten und zudem völlig ausgelaugten Erhan Masovic. Schlotterbecks vorrangige Aufgabe wäre daher die Verteidigung des eigenen Tores gewesen. Die Aufgabe löste er auch. Wobei die Bochumer Glück hatten, dass Berlin nicht das 2:0 bei einem Konter erzielte. Damit wäre das Spiel entschieden gewesen.
VfL Bochum: Riemann bei Ausgleich im Strafraum
So aber hatten die Bochumer am Ende noch die Chance zum Ausgleich. In der vierten Minute der Nachspielzeit brachte Stöger die Ecke in den Strafraum. Von Taktik konnte da keine Rede mehr sein. Alles in den Strafraum, irgendeiner wird den Ball schon auf den Kopf bekommen, hieß das Motto. Sogar Torwart Manuel Riemann war mit im Strafraum.
„Es war dann auch egal“, sagte Stürmer Philipp Hofmann, „wer das Tor macht. Ich war am ersten Pfosten, Schlotti war dann ganz frei, macht ihn super per Aufsetzer. Wir hätten schon vorher ein Tor erzielen können. Schon im ersten Abschnitt.“ Hofmann selber hatte nach fünf Minuten die beste Chance dazu.
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So aber ging Berlin durch Lucas Toussart nach 64 Minuten mit 1:0 in Führung, schickten die Bochumer zwischenzeitlich auf einen direkten Abstiegsplatz. Sie mussten am Ende alles auf ein spätes Tor setzen. Das gelang durch Schlotterbeck.
VfL Bochum: Endspiel gegen Bayer Leverkusen
Während die Berliner nun abgestiegen sind und überlegen, wie es zum Beispiel mit Trainer Pal Dardai weitergeht, haben die Bochumer nun eine Woche Zeit, um sich zu erholen und entsprechend auf das Spiel gegen Leverkusen einzustimmen. Das nun wird ein Endspiel.