Bochum. Nach dem wichtigen 3:2 gegen den FC Augsburg wartet Hertha BSC auf den VfL Bochum. Der vorzeitige Klassenerhalt in Berlin ist möglich.

Thomas Letsch war zu Beginn des 32. Bundesliga-Spieltags im Kino. Während Hertha BSC beim 1. FC Köln am Freitagabend mit 2:5 verlor, schaute sich der Trainer des VfL Bochum den Film „Air: Der große Wurf“ an, eine Geschichte über Basketball-Superstar Michael Jordan und seine erfolgreiche Partnerschaft mit einem Sportartikel-Hersteller. Eine Woche zuvor hatte Letsch im Fernsehen verfolgt, wie Konkurrent Schalke 04 bei Mainz 05 durch einen Elfmeter in der zwölften Minute der Nachspielzeit mit 3:2 gewann. „Danach habe ich katastrophal geschlafen“, berichtete der 54-Jährige: „Das wollte ich mir nicht noch mal antun.“

VfL Bochum kann den Klassenerhalt perfekt machen

Letsch dürfte jetzt wieder etwas besser zur Ruhe kommen. Mit dem VfL, den er im vergangenen September übernahm, als der Revierklub nach sieben Spielen nur einen Punkt auf dem Konto hatte, darf er nun auf einen großen Wurf im Abstiegskampf hoffen. Die Bochumer belegen mit 31 Zählern Platz 15, können ihre Rettung wieder aus eigener Kraft schaffen. Das wichtige 3:2 (1:1) gegen den FC Augsburg verleiht ihnen Schwung für die Partie im Olympiastadion (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) bei der taumelnden Hertha, die als Tabellenletzter direkt am Abgrund steht.

Die Fans des VfL Bochum durften einen Heimsieg gegen den FC Augsburg bejubeln.
Die Fans des VfL Bochum durften einen Heimsieg gegen den FC Augsburg bejubeln. © firo

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, skandierten die VfL-Fans in der Ostkurve, während die Spieler nach dem Sieg über Augsburg auf dem Rasen feierten. Die Profis hielten ein Banner der Ultras in den Händen mit der Aufschrift: „Alle nach Berlin!“ Sechs Punkte trennen die Bochumer vom Schlusslicht, zwei vom Vorletzten VfB Stuttgart, und einen Punkt liegt der VfL vor den Schalkern, die nach ihrem Gefühlshoch in Mainz durch das 0:6 beim FC Bayern wieder auf dem Boden der Tatsachen landeten.

VfL Bochum: Emotionen pur nach Heimsieg - "ganze Stadion hat gebebt"

Den VfL hatte das 0:2 eine Woche zuvor bei Borussia Mönchengladbach in massive Bedrängnis gebracht, nun stellt sich die Lage wieder anders dar. „Nach einem Sieg, vor allem auf diese Art und Weise, haben wir ein sehr positives Gefühl“, erklärte Interims-Sportchef Marc Lettau: „Wir sind absolut überzeugt, dass wir auch in Berlin etwas holen können.“

Der Erfolg am Samstag beendete eine Serie von sechs sieglosen Spielen. Dramatik, Leidenschaft, Zittern am Ende – das Ruhrstadion erlebte gegen Augsburg eine mitreißende Partie in einer turbulenten Saison, die der VfL dadurch prägt, dass er nach Rückschlägen in der Lage ist, wieder aufzustehen. Letschs Mannschaft zeigte zum wiederholten Mal Widerstandsfähigkeit. In den 1980er-Jahren hatten sich die Bochumer als die „Unabsteigbaren“ einen Namen gemacht, nun könnte der VfL zwei Jahre nach seiner Bundesliga-Rückkehr diese Geschichte neu schreiben. „Wir rechnen uns jetzt auf jeden Fall gute Chancen aus“, sagte Christopher Antwi-Adjei, der zwar die Mannschaftsleistung hervorhob, aber dennoch Mann des Spiels gegen Augsburg war.

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Der Flügelspieler erzielte das 1:0 (2. Minute) und lieferte auch den Schuss zum 2:1, den FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw ins eigene Tor abfälschte (59.). Bochums Kapitän Anthony Losilla brachte mit seinem Treffer (62.) das Ruhrstadion zum Beben, für die Augsburger waren die Tore durch Arne Maier (29.) und Kelvin Yeboah (85.) zu wenig. Eng blieb es dennoch bis zum Schluss,. Die Augsburger verpassten zwar ihre Chance, vorzeitig den Klassenerhalt zu sichern, doch Letsch glaubt, dass die 34 Punkte des FCA für den Verbleib in der Bundesliga reichen müssten. Eine Punktzahl, die Bochum am kommenden Spieltag erreichen kann. Ein Sieg bei Hertha kann den sicheren Klassenerhalt bedeuten, wenn Schalke gegen Frankfurt verliert, was die zweite Grundvoraussetzung wäre. Dann dürfte Hoffenheim nicht gegen Union Berlin oder aber Stuttgart in Mainz nicht gewinnen. In beiden Fällen wäre Bochum am vorletzten Spieltag gerettet. Stuttgart und Hoffenheim treffen noch am letzten Spieltag aufeinander.

Lob für den Video-Analysten von VfL-Trainer Thomas Letsch

Letsch kündigte an, dass er sich zur Vorbereitung auf das Spiel in Berlin die Hertha-Partie in Köln noch anschauen werde. Er verlässt sich allerdings auch auf seinen Kollegen: „Wir haben Niklas Honnete, einen klasse Video-Analysten, der uns die richtigen Szenen zusammenstellen wird.“ Das Drehbuch dieser bislang filmreifen Spielzeit soll für den VfL Bochum schließlich ein Happy End bereithalten.