Bochum. Die Außenverteidiger patzten oft entscheidend in den letzten Wochen. Wer legt gegen Augsburg los? Das sagt der Trainer, das ist unsere Prognose.

Sechs Spiele, drei Punkte, kein Sieg: Das ist die jüngste Bilanz des VfL Bochum vor dem drittletzten Saisonspiel gegen den FC Augsburg am Samstag im Vonovia Ruhrstadion.

Waren die 1:1-Remis in Frankfurt, bei Union Berlin und gegen Dortmund mehr als akzeptabel, sorgten die schwachen Leistungen gegen Stuttgart (2:3), Wolfsburg (1:5) und zuletzt in Mönchengladbach (0:2) für Abstiegsstimmung.

Als größte Baustelle erwies sich vor allem bei den Niederlagen die Außenverteidigung. An neun der letzten zwölf Gegentore waren Außenverteidiger entscheidend beteiligt. Allen voran Danilo Soares, aber auch Konstantinos Stafylidis, Jordi Osei-Tutu und Cristian Gamboa.

Dreierkette wohl kein Thema gegen Augsburg

Wem vertraut Trainer Thomas Letsch gegen Augsburg? Eine Dreierkette schloss er sinngemäß aus, betonte unter anderem, „jetzt nichts Wildes“ machen zu wollen. „Wir müssen jetzt nicht alles über den Haufen werfen“, so Letsch. Die Dreierkette soll in der Vorbereitung auf die kommende Saison einstudiert werden. Probierte Letsch sie n dieser Spielzeit von Beginn an, ging es schief, etwa beim 0:4 in Leipzig und 0:3 in Bremen.

Gesucht werden also ein Rechts- und ein Linksverteidiger, die gegen Augsburg für Stabilität sorgen müssen. Eine Einschätzung der Kandidaten.

Linksverteidiger: Soares dürfte eine Pause erhalten

Danilo Soares. Jahrelang total unumstritten, war Soares auch in der Aufstiegs- und Vorsaison einer der konstant Besten beim VfL. Derzeit aber ist der Brasilianer außer Form. In vier der letzten fünf Partien war er maßgeblich an Gegentoren beteiligt, zuletzt wurde er zur Pause in Mönchengladbach ausgewechselt. Ihm fehle etwas „die Frische im Kopf“, hatte Trainer Thomas Letsch direkt nach dem Spiel erklärt.

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„Derzeit hat man den Eindruck, wenn er einen Fehler macht, dass ihm das ganz schön nachsetzt, dass er dann nicht mehr der Danilo ist, den wir alle kennen“, sagte Letsch am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Nichtsdestotrotz weiß ich um die Qualitäten von ihm. Wir werden mit ihm reden und gucken, was mir machen. Er einer unserer besten Fußballer, aber er muss fei im Kopf sein.“

Unsere Einschätzung: Soares dürfte am Samstag eine Pause erhalten.

Für Heintz spricht seine Ruhe und Abgezocktheit

Dominique Heintz. Seine Frau und Kinder waren am Dienstag am Trainingsplatz, Heintz spielte nach der Einheit mit den Kleinen. „Man sieht“, sagte Letsch mit Blick auf den stolzen Vater, „dass er total geerdet ist, völlig entspannt. So spielt er auch.“

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In den letzten drei Partien saß der von Union Berlin ausgeliehene Routinier allerdings nur auf der Bank. In Köln und gegen Leipzig ersetzte er nach 45 und 58 Minuten jeweils Soares – und spielte souverän und cool. Ebenso wie in Union Berlin 75 Minuten lang als Innenverteidiger, nachdem sich Keven Schlotterbeck früh verletzt hatte. Auf Kaltstarter Heintz war stets Verlass. In der Startelf ersetzte er Soares beim 1:1 in Frankfurt, es war sein vielleicht schwächster Auftritt.

Heintz, von Haus aus Innenverteidiger, hat gezeigt, dass er mental stark ist, womit man bei der Kopfsache ist im Abstiegskampf: „Ihn bringt nichts aus der Ruhe“, sagte Letsch. Daher sei er auch ein Kandidat für die Startelf.

Unsere Einschätzung: Seine mentale Stärke spricht für ihn. Heintz spielt Linksverteidiger für Soares, sofern Stafylidis rechts für Cristian Gamboa beginnt. Legt Gamboa los, erhält Stafylidis links den Vorzug.

Links- oder Rechtsverteidiger: Stafylidis dürfte starten

Konstantinos Stafylidis. Es ist nicht die Saison des Griechen, viele Verletzungen (muskulär/Rippe), zudem Krankheit warfen ihn immer wieder zurück. Konstant stark spielte er nicht. Als Rechtsverteidiger zeigte der 29-Jährige aber gute Leistungen bei den wichtigen Siegen in Köln (2:0) und gegen Leipzig (1:0) – anders als beim 2:3 gegen Stuttgart. Auch wegen erneuter muskulärer Probleme kam er dann in Union Berlin, gegen Wolfsburg gar nicht und gegen Dortmund nur kurz zum Einsatz. In Gladbach ersetzte er zur Pause Soares – solide.

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Unsere Einschätzung: Stafylidis ist ein Mentalitätsspieler, er scheint Druck gut standhalten zu können. Er spielt. Offen ist, auf welcher Position: hinten rechts für Cristian Gamboa, hinten links für Danilo Soares - oder auch im defensiven Zentrum. Dort spielte er etwa beim 1:0-Sieg in Augsburg, als er das Siegtor von Christopher Antwi-Adjei vorbereitete.

Kevin Stöger ist wieder auf dem Trainingsplatz

Im Zentrum läuft Stafylidis aber wohl nur auf, wenn Kevin Stöger nicht rechtzeitig fit wird, der ansonsten wohl mit Anthony Losilla und Philipp Förster das zentrale Mittelfeld bilden würde. Stöger war nach Krankheit – anders als noch am Dienstag befürchtet - am Mittwoch wieder auf dem Trainingsplatz: Der Österreicher dürfte bereit sein am Samstag.

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Rechtsverteidiger: Gamboa mit Herzblut, aber Rückstand nach langer Pause

Cristian Gamboa. Drei Monate war er verletzungsbedingt raus. Gegen Union Berlin feierte er sein Kurz-Comeback, gegen Dortmund gab er 75 Minuten alles. Sein Herz, das darf man mal so sagen, schlägt für den VfL Bochum, er ist ein absoluter Mentalitäts- und Führungsspieler. In Gladbach aber bekam er seine aktuellen Grenzen aufgezeigt.

Unsere Einschätzung: Die erforderliche mentale Stärke bringt Gamboa mit. Aufgrund seiner langen Verletzungspause hat er aber noch Rückstand. Der Eindruck der Trainingswoche dürfte entscheiden, ob Letsch auf Gamboa setzt mit Stafylidis dann auf links oder er das Duo Stafylidis/Heintz bevorzugt auf den Außenbahnen.

Janko und Osei-Tutu haben eher schlechte Karten

Saidy Janko. Der ausgeliehene 27-Jährige hat selten das gebracht, was man erhofft hatte. Er war seit dem 0:2 gegen Schalke lange keine Option, zweimal gar nicht im Kader. In Gladbach spielte er nach der Pause solide. Unsere Einschätzung: Janko sitzt auf der Bank.

Jordi Osei-Tutu. Er ist mehr Flügelstürmer als Außenverteidiger, das hat sich auch in dieser Saison, in der er auch mal als Schienenspieler auflief, einmal mehr bestätigt. Osei-Tutu spielt insgesamt keine gute Saison, war gegen Wolfsburg von der Rolle, wurde nach 24 Minuten ausgewechselt. Unsere Einschätzung: Osei-Tutu spielt nicht.